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Timo Scheider: «Das sieht völlig bescheuert aus»

Von Andreas Reiners
Blaue und Gelbe Flaggen sorgten für Diskussionen

Blaue und Gelbe Flaggen sorgten für Diskussionen

Der Audi-Routinier spricht mit SPEEDWEEK.COM über den Stand der Dinge bei den Gespräche über die geplanten Änderungen des Sportlichen Reglements.

Laptime-Penalty, Verlangsamen unter Gelb oder Blaue Flaggen: Die neuen Regeln sorgen in dieser Saison für einigen Unmut bei den DTM-Piloten, aber auch den Fans. Seit dem Rennen auf dem Lausitzring diskutieren die Fahrer und die Verantwortlichen, um sich über Änderungen des Sportlichen Reglements im Sinne der Piloten, der Fans und der DTM einig zu werden. Doch das ist einfacher gesagt, als getan.

«Es ist schwierig, momentan sind wir noch in der Findungsphase. Das Thema Gelbe Flaggen ist nicht von jetzt auf gleich änderbar. Beim Thema Blaue Flaggen gibt es viele verschiedene Optionen, wobei man sich im Großen und Ganzen schon einig ist», sagte Timo Scheider im Gespräch mit SPEEDWEEK.COM. Die Blauen Flaggen hatten beispielsweise am Norisring für Unmut gesorgt, als vor allem die BMW-Piloten die Konkurrenz, die bereits beide Boxenstopps absolviert hatte, trotz aktueller Positionskämpfe passieren lassen musste.

Außerdem müssen die Fahrer seit dieser Saison in einem Sektor, in dem die Gelbe Flagge geschwenkt wird, 0,5 Sekunden langsamer fahren als in der Runde zuvor – sonst gibt es ebenso eine Laptime Penalty wie für das Verlassen der Strecke mit allen vier Reifen. Die Laptime Penalty müssen sie auf der Strecke absitzen und bis zu fünf Sekunden verlangsamen. «Da denkt dann jeder: Was hat der denn für ein Problem? Das sieht völlig bescheuert aus in meinen Augen. Die Leute verstehen es nicht. Am Ende wollen die Fans Zweikämpfe und Lackaustausch sehen und es sollen auch mal ein bisschen die Fetzten fliegen.»

Cleverer reagieren

Scheider ist einer von drei Fahrersprechern in der DTM und hat in dieser Saison bereits öfter kritisiert, dass die DTM aufpassen müsse, sich nicht lächerlich zu machen. Vor allem nach dem Wasserflaschen-Skandal um seinen Audi-Kollegen Mattias Ekström hatte die DTM massiv Kritik einstecken müssen. «Ich bin kein Schiedsrichter, aber eines ist sicher: Man hätte bei den vergangenen Entscheidungen und Situationen besser oder cleverer agieren können.»

Natürlich gebe es ein Reglement, an das man sich halten müsse, sagte Scheider. Was man jedoch während der Saison bei den Fahrern bereits oft heraushören konnte, ist die fehlende Gleichbehandlung bei der Verhängung des Strafmaßes oder der grundsätzlichen Anwendung der Strafen. Da fehle es der DTM noch an der Durchgängigkeit, so die überwiegende Meinung.

«Das Wichtigste für uns Fahrer ist, dass das Strafmaß immer das Gleiche ist und nicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Dafür braucht es natürlich Fingerspitzengefühl. Aber wenn man bestraft muss man es klar und verständlich argumentieren. Wenn das passiert, ist auch der Wirbel ein bisschen kleiner um die jeweilige Bestrafung», so Scheider, der vor allem an die Fans denkt, die sich zuletzt teilweise auch abgewendet haben.

«Der Fan möchte guten Motorsport und nicht irgendwelche politischen, peinlichen und falschen Entscheidungen sehen», so Scheider. «Da muss man auf jeden Fall gradliniger werden. Man muss versuchen, das nach außen besser darzustellen und besser zu erklären. Denn mit dem Halbwissen, mit dem man das teilweise raushaut ist es einfach schwierig, einem Fan das Verständnis abzuverlangen, dass er die Entscheidungen nachvollziehen kann.»

Der 34-Jährige ist seit 2000 dabei und gab zu, dass er bei seinem Ausfall auf dem Norisring beim Start später in der Box Probleme hatte, seinen Teamkollegen zu folgen. Auch die Experten benötigten einige Rennen und einige Verbesserungen bei Boxenstopp- und Reifenwahl-Anzeige, um so halbwegs den Überblick zu behalten. Doch da ist die DTM mit den jüngsten Anpassungen und Modifikationen auf einem guten Weg. Fehlen nur noch die Modifikationen am Reglement, die eben nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können. Einen ersten Schritt gab es nach dem Ekström-Skandal: Seit der Russland-Premiere ist der Parc fermé bis zum Wiegen für Fahrer und Teams tabu.

Auf ein Glas Wein beim DTM-Chef

Trotzdem: Es trifft sich gut, wenn man den kurzen Dienstweg wählen kann. Denn Scheider und DTM-Chef Hans Werner Aufrecht sind praktisch Nachbarn. «Wir leben Luftlinie 200 bis 300 Meter voneinander entfernt. Und seitdem er da wohnt war es schon oft so das man mal sagt komm doch mal auf ein Glas Wein vorbei. Aber wir haben das bislang noch nicht geschafft. Mir liegt das im Sinne der DTM am Herzen. Ich bin schon so lange dabei, dass ich zumindest meine Erfahrung ein Stück weit einbringen und meine Gedanken weitergeben möchte», erklärte Scheider.

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