Rockenfeller und Farfus: Träumen vom Titel
Mike Rockenfeller und Augusto Farfus
Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. «Nein», sagt Mike Rockenfeller entschieden auf die berechtigte Frage, ob er denn in den vergangenen Tagen vom Titelgewinn in der DTM geträumt habe. Der Audi-Pilot wirkt auch zwei Tage vor dem womöglich größten Triumph seiner Laufbahn alles andere als nervös. Die Sonnenbrille im Gesicht, gewährt der 29-Jährige kaum Einblicke in seine Gefühlswelt. Wie seit Monaten eigentlich schon.
Rockenfeller hat die Fäden vor dem vorletzten Saisonrennen in Zandvoort immer noch in der Hand: 33 Punkte beträgt sein Vorsprung auf seinen einzig verbliebenen Verfolger Augusto Farfus (BMW). Soll heißen: Ein Sieg oder ein zweiter Platz und der Titel gehört ihm. «Es könnte natürlich ein tolles Wochenende werden. Ein wichtiges ist es auf jeden Fall», so der Phoenix-Pilot.
Farfus muss mindestens acht Punkte auf Rockenfeller gutmachen, um beim Saisonfinale in Hockenheim am 20. Oktober noch auf eine Titelchance hoffen zu können. «Ich werde mein Bestes geben. Im Motorsport muss man bis zum Ende alles rausholen, und ob es reicht wird man dann am Sonntag sehen», so der Brasilianer, der in Sachen Entspannung seinem Kontrahenten in nichts nachsteht. «Es ist ein Traum von mir, um den Titel kämpfen zu können.» Den Traum hat er sich erfüllt. Ob es für den ganz großen Wurf reichen wird? Ist letztendlich fast schon egal.
«Ich bin sehr zufrieden mit meiner zweiten Saison», stellte Farfus klar. Er habe zwar drei Nullnummern dabei gehabt, die schmerzen: «Wir müssen aber nach vorne schauen. 50 Punkte liegen noch auf dem Tisch.»
A propos Punkte. Machen sich die beiden Titelaspiranten denn Gedanken um mögliche Rechenspiele? «Ich brauche das nicht, das macht ja ihr», sagte Rockenfeller auf der Pressekonferenz zu den Journalisten. «Dann kann ich ja alles nachlesen. Im Ernst: Rechenspiele bringen ja nichts. Es ist noch nichts entschieden. Man sollte nicht vorher etwas planen und sich vorher freuen. Es kann noch so viel passieren», mahnte Rockenfeller.
Farfus macht es wie immer
Auch Farfus geht die zahlreichen möglichen Kombinationen nicht im Vorfeld durch, sondern macht das, was er vor allem in den vergangenen Wochen so konstant wie erfolgreich tat: Rennen fahren. «Ob nun ein oder 33 Punkte Rückstand – ich mache es wie immer und gebe mein Bestes. Ich vergeude nicht meine Zeit mit irgendwelchen Kombinationen», so der BMW-Pilot, der bereits nach dem Sieg beim ersten Rennen in Hockenheim bei einigen Experten als Titelfavorit auf dem Zettel stand.
Auch das interessiert den Brasilianer nicht. «Ich möchte einfach meine Saison fahren, ich habe kein spezielles Ziel. Wir sind auf jeden Fall bereit.» Schließlich bedarf es am Samstag nicht nur Können, sondern auch ein wenig Glück, im Qualifying ganz vorne zu stehen. Und in Zandvoort ist das Qualifying noch wichtiger: Denn aus Sicherheitsgründen hat der Deutsche Motor Sport Bund entschieden, dass der Einsatz von DRS in den Niederlanden nicht erlaubt ist.
Einen Titel-Tipp gab es abschließend noch von Routinier Gary Paffett. «Ich denke, dass Rocky mit seinem Vorsprung den Titel holen wird. Er fährt eine unglaubliche Saison, ist unglaublich konstant und immer vorne dabei. Er hat es definitiv verdient», sagte der Mercedes-Pilot, der zugab, dass er Farfus nach dem Hockenheim-Rennen ebenfalls auf dem Zettel hatte. «Er hat mich aber in einigen Rennen etwas enttäuscht», scherzte der 32-Jährige.