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Typen in der DTM: Mattias Ekström, alter Schwede

Von Andreas Reiners
In unserer Serie stellen wir die angeblich fehlenden Typen in der DTM vor. Diesmal: Mattias Ekström, Urgestein und zweimaliger Meister.

Es ist Ende März vergangenen Jahres, als ich Mattias Ekström zum ersten Mal zum Interview treffe. In Barcelona. Die DTM-Testfahrten standen auf dem Programm. Der Schwede war gut drauf. Etwas müde vielleicht. Seine Tochter Hanna, sein zweites Kind nach Sohn Mats, wurde knapp zwei Monate vorher geboren. Ekström nutzte die Testfahrten auch, um auszuschlafen, sagte er. Und grinste.

Als ich ihn fragte, was er denn machen werde, wenn er nochmal den Titel gewinne, sagte er ohne zu zögern: «Ich war noch nie richtig besoffen in meinem Leben. 2004 war ich ein bisschen betrunken, auch 2007 war ich ein bisschen betrunken. Aber ich hab mir vorgenommen, wenn ich noch einmal Meister werde, dass ich mir jemanden hole, der auf mich aufpasst. Und dann trinke ich, bis ich nicht mehr stehen kann.»

Solche oder ähnliche Antworten sollte ich in Zukunft noch öfter bekommen. Ist er gut drauf, gibt es inhaltlich gehaltvolle und konstruktive Gespräche gepaart mit seinem speziellen Humor. Der blitzt vor allem dann gerne auf, wenn es um die DTM geht. Denn die liegt dem 36-Jährigen, immerhin seit 2001 dabei, am Herzen.

Ekström, der wie viele Piloten seine Karriere im Kart begann, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Jüngst sagte er noch, dass die DTM heute viel zu leicht zu fahren, generell zu weichgespült oder das Reglement komplett schief sei. Der Meister von 2004 und 2007 hat seinen eigenen Kopf. Ist nicht immer politisch korrekt. Gerne mal unangepasst. Unbequem. Deswegen ist es zeitgleich kein Wunder, aber auch verwunderlich, dass ausgerechnet er als einziger Fahrer bei der neu gegründeten Fahrergewerkschaft nicht dabei ist.

Auch wenn es um Konkurrenten geht, schießt er bisweilen scharf. Augusto Farfus bezeichnete er in dessen Debütsaison als Amateur. Vergangene Saison legte er nochmal nach, nachdem er auf dem Lausitzring Bruno Spengler so hart attackierte, bis der sonst so ruhige Kanadier ihm den Stinkefinger zeigte. «Ich finde auch, dass Farfus ein Amateur ist. Er ist zwar todschnell und ich habe auch großen Respekt vor seiner Leistung auf der Strecke. Gleiches gilt auch für Bruno Spengler, der ein topschneller Fahrer ist. Aber die beiden sind für mich schon die Sissis der DTM.»

Letzter Rennsieg 2011

2013 blieb Ekström bekanntermaßen zumeist nüchtern. Vom Titel war er weit weg. Ekströms letzter Rennsieg liegt inzwischen auch fast drei Jahre zurück. Als er sich endlich am Ziel wähnte, machte ihm die Wasserflaschen-Affäre vom Norisring nicht nur einen Strich durch die Rechnung, sondern sorgte gleich noch für eine mittelschwere Krise der DTM. Ekström spricht aus diversen Gründen nur ungern über die Vorfälle. Bei dem Schweden ein sehr seltenes Bild.

Trotzdem: Bei einem Best of würde genau das Jahr neben 1999, 2004 und 2007 auftauchen. «Ich habe viel gelernt. Als Rennfahrer, auch als Privatperson. Es war das Beste für meine Persönlichkeit», so Ekström, der 2013 als «Mr. Aufholjagd» wohl mehr Leute überholt hat als in all den Jahren zuvor. In dieser Saison ist er immerhin lange Zeit der erste Verfolger von Fast-Meister Marco Wittmann. Für ein Trinkgelage wird es aber auch 2014 nicht reichen.

Ekström kann inzwischen aus einem Fundus von 140 DTM-Rennen bedienen. Seine Erfolgsbilanz: 19 Pole Positions, 17 Siege und zwei Titel. Sein Motto: «Go hard or go home». Wie der Spruch zustande kam? Ein Nachbar schenkte ihm zu Hause in Schweden einen Aufkleber mit dem Spruch. Die Begründung: Das passe so gut zu seinem Lebensstil. Daran hat sich bis heute nicht viel verändert. Deshalb steht der Spruch lackiert auf seinen Helmen.

Ekström ist neben der DTM für so ziemlich alles zu begeistern, das viel PS und einen hohen Spaßfaktor vereint. Der Schwede fuhr schon in der amerikanischen NASCAR-Serie, war in Australien bei den V8 Supercars dabei und siegte auf der Langstrecke auf dem legendären Kurs in Spa. Ein besonderes Faible hat Ekström für Rallye-Fahrzeuge. Kein Wunder. Die allererste Kindheitserinnerung waren schließlich die schwedischen Rallyerennen.

Eigenes Rallycross-Team

Inzwischen hat sich Ekström nicht nur einen Traum erfüllt, sondern zugleich auch ein zweites Standbein geschaffen: EKS. Sein eigenes Rallycross-Team. Wenn es der DTM-Kalender zulässt, setzt sich der Chef auch selbst hinters Steuer. Den ersten Sieg hat er Anfang Juli eingefahren. Ein Signal für einen Abschied aus der DTM ist das Projekt aber nicht.

«Das sind zwei verschiedene Standbeine im Leben. DTM-Rennen sind was Tolles. Rallycross ist noch in der Anfangsphase - in ein paar Jahren, wenn ich keine DTM mehr fahre, dann ist Rallycross vielleicht so gut, dass man da mehr investieren kann», sagt er. «Für die kommende Zeit werde ich meinen Fokus auf die DTM legen.»

Bis er fühlt, dass er nicht mehr konkurrenzfähig ist und sich nicht weiterentwickelt, sagt er immer wieder. Oder bis er sich endlich heillos betrinken kann.

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