Aufrecht: «DTM muss vernünftig und bezahlbar bleiben»
DTM-Chef Hans Werner Aufrecht
So war es auch zuletzt in Hockenheim. Beim letzten Event der Tourenwagenserie waren auch die Vorstände der drei Hersteller BMW, Audi und Mercedes vor Ort, um wichtige Weichen für die Zukunft der DTM zu stellen. Um Entscheidungen zu treffen, wie es weitergehen soll in Zeiten, wo mal wieder gespart werden soll. Gespart werden muss.
Eigentlich war für das Wochenende in Hockenheim ein Interviewtermin mit Hans Werner Aufrecht vorgesehen. Beim ersten Versuch kommt ein Meeting dazwischen, beim zweiten Versuch diskutiert er so lange intensiv mit ausgewählten Fans, bis wieder ein anderer Termin dazwischenkommt.
Beim dritten Versuch bittet er, ein Treffen mit den Herstellern abzuwarten, damit er definitive Aussagen zur Zukunft der DTM tätigen kann. Doch auch dazu sollte es nicht kommen.
Zeit ist eben ein hohes Gut für den DTM-Boss. Erst Recht in Zeiten, die nicht immer einfach für die DTM sind. Immerhin können wir dem 76-Jährigen zumindest ein paar Fragen zukommen lassen.
Hans Werner Aufrecht, wie fällt Ihre Bilanz der Saison 2015 aus?
Grundsätzlich positiv, wir haben eine spannende und abwechselnde Saison erlebt, die viele Höhepunkte zu bieten hatte. Die Formatänderung mit zwei Rennen pro Wochenende ist ein Erfolg und kommt bei den Zuschauern wie bei den Fahrern und Teams sehr gut an.
Was muss die DTM 2016 besser machen beziehungsweise was muss geändert werden?
Die DTM muss keine grundlegenden Veränderungen ins Auge fassen. Wir haben ein gutes Produkt, das auch für die Zuschauer ein interessant und attraktiv ist. Wir müssen an einigen Details arbeiten, wie zum Beispiel an einer verfeinerten Regelung zu den Performancegewichten oder daran, dass wir den Leuten vor Ort ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm bieten.
Wie sehr hat der Spielberg-Skandal der DTM geschadet?
Ich glaube persönlich nicht, dass diese Geschichte der DTM als Serie geschadet hat. Für die Direktbetroffenen und auch für uns war es allerdings nicht angenehm und es war teilweise nicht fair, wie in der Öffentlichkeit mit den Menschen umgegangen wurde.
Noch nicht absehbare Konsequenzen aus dem VW-Skandal, dazu eine erneut geplante Kostenreduzierung: Wie sehr sorgen Sie sich um die DTM?
Das Umfeld, in dem sich die DTM bewegt, ist tatsächlich angespannt. Das ist aber nicht neu. Das Thema Kosten begleitet uns seit vielen Jahren und natürlich auch ganz aktuell. Die Budgets im Griff zu haben ist der einzige Weg, um die DTM mittel- und langfristig zu sichern.
Was würde eine Verschiebung der Einführung des neuen Motors für die Kooperation mit den Japanern bedeuten?
Die Zusammenarbeit mit Japan wird in jedem Fall fortgesetzt. Das haben auch die Hersteller kürzlich bestätigt.
Provokativ gefragt: Spart sich die DTM kaputt?
Nein, wir müssen aber stets ein optimales Gleichgewicht zwischen Kosten und Nutzen anstreben. Unsere Serie muss vernünftig und bezahlbar bleiben. Das hat uns die Geschichte gelehrt.
Wie soll der neue Kalender aussehen?
Den Kalender werden wir veröffentlichen, sobald alle Termine stehen und die Verhandlungen mit den Rennstrecken beendet sind. Es wird 2016 wiederum neun Veranstaltungen mit jeweils zwei Rennen geben.
Sie haben sich vor der Saison eine Steigerung der Quote im Vergleich zum Vorjahr (1,09 Mill.) um 12 Prozent gewünscht. Nun liegt die Quote im Gesamtschnitt knapp über einer Million Zuschauern. Wie bewerten Sie das und wo sehen Sie die Gründe dafür?
Wir hatten bei den Rennen am Sonntag einen leichten Rückgang der Zuschauerzahlen, haben aber im Schnitt immer noch über eine Million Zuschauer erreicht. Der Samstag war in diesem Jahr durch die Einführung des neuen Formats deutlich stärker als die Übertragungen des Qualifyings in den letzten Jahren. Angesichts der generellen Veränderungen des Medienkonsums und im Vergleich zu anderen Sportübertragungen steht die DTM nach wie vor gut da.
Wäre ein neuer TV-Partner für die DTM nicht auch eine Chance? Eine Möglichkeit, frischen Wind zu bringen?
Solche Fragen muss man sich immer wieder selber stellen und den Risiken und Gefahren gegenüber stellen. Ich kann Ihnen aktuell noch keine abschließende Antwort darauf geben.