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DTM: War Pascal Wehrlein der beste Fahrer?

Von Andreas Reiners
Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein

Mattias Ekström musste etwas loswerden. Auf der Pressekonferenz nach dem Saisonfinale in Hockenheim ergriff der Schwede das Wort.

Und der 37-Jährige ist für offene Worte bekannt. Und da war es ihm natürlich auch egal, dass der neue Champion Pascal Wehrlein auf dem Podium direkt neben ihm saß.

«Ich glaube, dass Jamie (Green) in dieser Saison der beste Fahrer war. Das sage ich nicht, weil er ein Teamkollege ist. Sondern es ist die Wahrheit. Er hatte einfach kein Glück», erklärte Ekström. Wehrlein schaute zu dem Audi-Piloten rüber. Ein sparsamer Blick.

Es wird ihm egal gewesen sein, doch Ekström stand mit seiner Meinung nicht komplett alleine da. Der zweimalige Meister hatte vor dem Saisonfinale eine Diskussion angeschoben, als er erklärt hatte, Wehrlein sei in dieser Saison nicht der beste Fahrer gewesen.

Klar, Ekström wollte den 21-Jährigen damit ein wenig aus der Ruhe bringen. Ein paar verbale Sticheleien, um sich für den Showdown in Stimmung zu bringen. Gebracht hat es nichts, im Gegenteil. Ekström selbst hatte einen eher durchschnittlichen Samstag von Wehrlein nicht nutzen können und seinerseits im ersten Lauf den wohl schlechtesten Start seiner Karriere hingelegt.

Wehrlein reichte ein achter Platz für den vorzeitigen Titelgewinn. In 15 von 18 Saisonrennen war der Worndorfer in die Punkte gefahren, war der beste Qualifier im Feld, doch die meisten Siege auf dem Konto hatte am Ende Green (4 zu 2), der aber nur Vizemeister wurde.

«Man kann darüber streiten ob nun der beste oder der verdienteste Meister geworden ist», sagte der entthronte Meister Marco Wittmann. «Andere haben mehr Siege auf dem Konto. Jamie zum Beispiel, der auch viel Pech gehabt hat, was Pascal auch in die Karten gespielt hat.»

Man kann in der Tat darüber streiten. Wer am Ende vorne ist, ist auch verdient Meister. Punkt. War Wehrlein aber auch der Beste?
Für die meisten Piloten war er vor allem der Konstanteste. Kritikpunkt der Kollegen war unter anderem, dass Wehrlein über die Saison einige seiner Punkte auch durch die tatkräftige Mithilfe seiner Teamkollegen gesammelt hat. Da die Teamorder Bestandteil des Seriencharakters mit acht Autos jeweils einer Marke ist, kann man Mercedes daraus aber keinen Strick drehen.

Möglicherweise spielt bei der Bewertung der Fahrerkollegen, ob nun auch der Beste aus ihrer Mitte gewonnen hat, auch die Sympathie eine Rolle. Denn die Glückwünsche, vor allem aus dem Audi-Lager, hielten sich in Grenzen, fielen auch aufgrund des Spielberg-Skandals und den Nachwehen («Zwiebelringe, Karma kommt zurück») sowie Wehrlein selbst kurz und knapp aus.

Der Youngster räumte selbst ein, dass sein Ehrgeiz beziehungsweise seine Art, sich auf sein Rennwochenende zu konzentrieren, arrogant rüberkommen mag. Einigen Fahrern stieß auch Wehrleins unverblümte Forderung nach Teamhilfe per Funk auf dem Nürburgring sauer auf.

Auch seine manchmal ungestüme und kompromisslose Art auf der Strecke, hin und wieder über das Legale hinaus, gefällt nicht jedem. So sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass, dass Wehrlein beim letzten Lauf, hätte die Rennleitung die gleichen Maßstäbe angelegt wie bei seinen Fahrern, das halbe Rennen mit Durchfahrtsstrafen in der Boxengasse verbracht hätte.

Unter dem Strich: Respekt ja, Sympathie eher nein. «Ich habe mit ihm genau zwei Worte gesprochen: Herzlichen Glückwunsch. Wir werden keine besten Freunde. Ich habe meine Meinung zu Pascal. Er ist ein toller Rennfahrer, menschlich sieht das anders aus», sagte Timo Scheider, der nach seinem Sieg am Samstag per Teamfunk spottete: «Ich brauche kein verdammtes DRS!».

«Es geht nicht um die Beliebtheitsskala. Und wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke: Der Klassenbeste war nie der Beliebteste. Dass die Jungs ihn jetzt foppen, ist richtig, da gehört ein wenig Feuer rein. Und die, die ihn jetzt foppen, werden nachher sicherlich stolz sein, Rennen gegen ihn gefahren zu sein», sagte ARD-Experte Norbert Haug.

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