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Martin Tomczyk: «Umstellen und neu orientieren»

Von Otto Zuber
Martin Tomczyk

Martin Tomczyk

BMW-Pilot Martin Tomczyk im Interview über die anstehende DTM-Saison, das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und das Besondere an dem Klassiker sowie Veränderungen als zweifacher Vater.
Martin, die Vorbereitung auf die DTM-Saison 2016 ist abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit den Testfahrten?

Ich bin durchaus zufrieden, auch wenn die Testzeit vor der Saison natürlich sehr begrenzt ist. Das ist für einen Rennfahrer im Winter keine ideale Situation, aber wir haben viele verschiedene Punkte abgearbeitet und versucht, als Team das Maximum herauszuholen. Ich bin auf jeden Fall motiviert und freue mich auf die neue Saison. Es wird meine 16. Saison in der DTM. Nach dem enttäuschenden letzten Jahr kann man ruhigen Gewissens sagen, dass es für mich eigentlich nur aufwärts gehen kann.

Wie haben Sie sich persönlich im Winter vorbereitet?

Wenn man selten zum Fahren kommt, versucht man natürlich, das mit Sport zu kompensieren. Deswegen war ich im Winter sehr aktiv und habe immer auf die ersten Tests hin gefiebert. Ich hatte die Möglichkeit, auch einige Tests im BMW M6 GT3 zu fahren, was die Wartezeit natürlich ein bisschen verkürzt hat.

Sie sind ein alter Hase in der DTM. Gibt es dennoch irgendetwas Neues, das selbst Sie noch entdecken können?

In der DTM gibt es immer Neues, wenn sich das Reglement ändert. So ist es auch in diesem Jahr. Wir haben einige Neuerungen, und das heißt, dass man sich auch, wenn man schon lange dabei ist, immer wieder umstellen und neu orientieren muss. Es ist dann immer wieder spannend und aufregend, wenn man zum ersten Rennwochenende kommt.

Worauf freuen Sie sich in der DTM-Saison 2016 am meisten?

Auf die Rennen. Wir haben im letzten Jahr schon gezeigt, dass wir den Zuschauern spannende Rennen bieten. Wir hatten viele verschiedene Sieger. Die Saison war die ganze Zeit spannend, und die Action ist einfach toll. Wenn man berücksichtigt, dass wir Autos auf dem höchsten technischen Niveau haben, die sich im Qualifying alle innerhalb einer Sekunde bewegen, ist es nicht selbstverständlich, dass es auch viele Überholmanöver auf der Strecke gibt.

Wie lauten Ihre Ziele? Wann wäre die Saison 2016 für Sie erfolgreich?

Wenn ich wieder in den Bereich komme, in dem ich eigentlich fahren möchte. Ich setze mir keine expliziten Ziele, aber mir ist klar, dass ich dort, wo ich im letzten Jahr gefahren bin, nicht hin gehöre und auch nicht hin möchte. Das bedeutet, dass ich eigentlich in jedem Rennen in die Punkte fahren und den Anschluss finden möchte, gerade was das Qualifying angeht.

Ein anderes Thema sind die Nürburgring-Nordschleife und das 24-Stunden-Rennen. Ist es eine schöne Abwechslung, dort dabei zu sein?

Das ist es auf jeden Fall. Für mich ist es eines der schönsten Rennen, die ich in diesem Jahr in meinem Kalender habe. Es macht auch Spaß, jetzt schon die Vorbereitungen zu bestreiten, sich ein Auto mit Teamkollegen zu teilen und zusammen Abstimmung und Strategie zu entwickeln. Dazu dann die anspruchsvolle Nordschleife gemeinsam mit allen Fahrern und dem Team zu bewältigen, das ist aufregend und spannend.

Was macht die Nordschleife aus?

Es ist einfach eine Rennstrecke, die es so auf der ganzen Welt nicht noch einmal gibt, nicht einmal in Bruchteilen. Sie ist eigentlich verrückt, selbst für einen Rennfahrer. Es macht aber wahnsinnig viel Spaß, wenn man sie bezwingt. Bei vielen Rennstrecken kann man sich vornehmen, die perfekte Runde zu fahren. Aber die Nordschleife, das ist echt ein wilder Ritt. Dort muss man in jeder Runde umdenken. Der Verkehr und die Verhältnisse ändern sich ständig. Da ist jede Kurve eine neue Herausforderung.

Beim 24-Stunden-Rennen ist ohnehin vieles anders. Bekommt man als Fahrer auch etwas von diesem Drumherum mit?

Das bekommen wir schon mit, da wir wegen vieler Aktivitäten rund um das Rennen meistens schon am Dienstag anreisen und sich BMW sehr bemüht, den Fans auch abseits der Rennstrecke etwas zu bieten. Da sind wir Fahrer natürlich eingebunden. Ich denke immer wieder gerne an einen der schönsten Momente meiner Zeit im Motorsport zurück, als Führender in der ersten Runde in die Nordschleife einzubiegen und zu wissen, dass über 200 Autos hinter mir sind, die mich gerne überholen würden. Wenn du dann als Erster die Nordschleife bewältigst und die ersten Leuchtraketen aufsteigen siehst, dann ist das einfach sensationell. Das würde ich gerne auch in diesem Jahr wieder umsetzen, die Position dann aber auch länger halten. Es ist unser Ziel, das 24-Stunden-Rennen zu gewinnen. Dass immer auch Glück dazu gehört, ist auf der Nordschleife klar. Aber unser Gesamtpaket passt. Jetzt müssen wir nur schauen, dass dieses Paket auch als Erstes die Ziellinie überquert.

Vor der Nordschleife steht aber für Sie noch ein Einsatz im Rahmen des BMW Motorsport Junior Programms an. Wie viel Spaß macht es Ihnen, den jungen Fahrern Ihre Erfahrung und Ihr Wissen zu vermitteln?

Ich bin vor 16 Jahren als damals jüngster Fahrer in die DTM gekommen und habe natürlich von den erfahrenen Piloten profitiert. Ich stand damals genauso da und habe alle Informationen aufgesaugt, die man mir gegeben hat. Das hat viel geholfen, und deshalb freue ich mich, jetzt, 16 Jahre später, das auch wieder zurückzugeben an den neuen Nachwuchs. Ich habe beide Junioren, Louis Delétraz und Jesse Krohn, schon kennengelernt. Mit Louis habe ich auch schon getestet. Es macht Spaß, denn man sieht einfach den Willen und den Hunger, den diese beiden haben.

Sie sind inzwischen zweifacher Vater. Hat sich Ihr Leben dadurch verändert?

Die Bereicherung durch Kinder ist eine Veränderung im Leben. Wer keine Kinder hat, dem kann man das schwer vermitteln. Wer aber schon Kinder hat, der weiß, welchen Stellenwert im Leben sie einnehmen. Das ist wirklich einmalig, und ich genieße jeden Moment mit meinen Kindern. Auf der sportlichen Seite hat sich natürlich nichts verändert. Das ist mein Beruf, den ich auch nach wie vor mit wahnsinnig viel Leidenschaft ausübe. Aber wenn ich mit der Arbeit fertig bin, versuche ich schon, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Das war früher vielleicht nicht der Fall, da hat man auch schon mal eine Nacht drangehängt. Aber jetzt ist es so, dass ich die Zeit zu Hause mit den Kindern in vollen Zügen genieße.

Ihre Frau ist eine schnelle Rennfahrerin, sie sind auch schnell. Deutet sich bei Ihren Kindern auch schon ein gewisses Renn-Talent an?

Die Begeisterung ist in jedem Fall schon mal da. Man kann es ja gar nicht vermeiden. Überall, wo man bei uns zu Hause hinschaut, ist der Rennsport präsent, seien es die Helme, die dort stehen, oder der schöne BMW in der Garage. Man vermittelt die Affinität zum Rennsport auch den Kindern. Und meine Garage sieht weniger gefüllt aus als die mit den Bobby-Cars meiner Tochter.

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