Crash-Auftakt bei der DTM: «Das war Hardcore»
Brisantes Duell: Gary Paffett gegen Mattias Ekström
Da haben die Verantwortlichen monatelang überlegt und diskutiert: Wie macht man die DTM spannend und unterhaltsam? Performance-Gewichte hin, DRS-Änderungen her – am Ende sorgten die Fahrer beim Saisonauftakt in Hockenheim für jede Menge Action, Kollisionen, Crashs und erhitzte Gemüter. Beste Unterhaltung also zum Start in die neue Saison.
Es schien, als seien die Fahrer nach der langen Pause mit reichlich Schaum vor dem Mund losgefahren. Übermotiviert. Mit dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen. Insgesamt acht Autos waren vorzeitig ausgeschieden, die meisten davon nach Unfällen. Eine stolze Bilanz, die vor allem bei den Herstellern und den Mechanikern für Kopfzerbrechen gesorgt haben dürfte. Im Grunde kamen nur die Top fünf relativ unbehelligt ins Ziel.
«Diesmal habe ich nichts gemacht, das ist gut. Die Anderen sind die Anderen, die haben ihre eigenen Probleme. Für uns lief es gut, und das ist das Wichtigste für uns», sagte Rennsieger Edoardo Mortara. Selbst der Dritte Nico Müller kam nicht ungeschoren davon. «Ich habe mir in der zweiten Gelbphase was eingefahren, von da an war es ein bisschen haarig. Ich hatte zu kämpfen mit dem Auto», so der Schweizer.
Die Gründe für den turbulenten Auftakt? «Vielleicht war der eine oder andere etwas übermotiviert. Was man an Kontakten gesehen hat, war etwas heftig. Wenn aber ein Auto ausfällt nach einem Kontakt, dann heißt das, dass der Kontakt zu stark war», sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass.
BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt meinte. «Vielleicht lag es daran, dass besonders viel Adrenalin da ist, wenn die Saison losgeht und jeder zeigen will, dass er der Beste ist. Es war sehr aufgeladen.»
«Es haben sich relativ viele Hormone angestaut im Fahrerhaushalt. Abgesehen davon gibt es individuelle Gründe, wie die Philosophie: "Du triffst mich, ich treffe dich härter." Wir haben aber mit den Fahrern gesprochen, weil man sich auch selbst schadet», sagte Mercedes' DTM-Leiter Ulrich Fritz.
In der anschließenden Mixed Zone fand ein regelrechter Aussprachen-Marathon zwischen zahlreichen Piloten statt. Zum Beispiel zwischen Bruno Spengler und Mike Rockenfeller. Der Audi-Pilot war nach einer Kollision mit Spengler ausgeschieden.
Rockenfeller hatte den Kanadier vor der Slow-Zone überholen wollen. «Er hat dann die Tür zugemacht und wir haben uns berührt. Das geht etwa zu 90 Prozent gut, aber ich hatte genau das Pech, dass wir uns so getroffen haben, dass bei mir die Radaufhängung gebrochen ist. Fand ich ein bisschen blöd, aber na ja, wir sehen uns nochmal», sagte Rockenfeller.
Den Fahrern im Vorfeld gut zuzureden, bringt nicht viel. «Wir haben unseren Jungs gesagt: „Schaut, dass ihr durch die ersten Runden gut durchkommt, das Rennen ist 40 Minuten und nicht drei Kurven lang.“ Bei dem einen oder anderen hat man gedacht, das Rennen hat nur zwei Kurven», so Marquardt weiter.
«Geil für den Zuschauer», wie Timo Scheider meinte: «Aber das eine oder andere Manöver war schon Hardcore.»
Dementsprechend viel hatten die Sportkommissare während und nach dem Rennen zu tun. Eine ganze Liste an Entscheidungen gab es dabei. «Wenn Situationen schnell bewertet werden, werden sie auch schon mal falsch bewertet. Es ist aber keine leichte Entscheidung. Ob das dann immer richtig und fair ist, kann man eh nicht beeinflussen», sagte Scheider.
Die Kollisionen im Video finden Sie hier.
Die untersuchten Zwischenfälle und die Entscheidungen:
Wittmann vs. Rockenfeller: keine Strafe
Ocen vs. Farfus: keine Strafe
Tambay vs. Blomqvist: keine Strafe
Glock vs. Juncadella: Juncadella drei Startplätze zurück
Green vs. Felix da Costa: Durchfahrtsstrafe Green
Scheider vs. Felix da Costa: keine Strafe
Paffett vs. Ekström: Verwarnung Ekström (bei drei Verwarnungen fünf Startplätze zurück)
Vietoris vs. Green vs. Wittmann: keine Strafe