DTM: Ekström verteidigt sich, Mercedes schäumt
Mattias Ekström
Mattias Ekström hatte nicht viel Zeit. Der Audi-Pilot hatte nach dem Crash vom Norisring im ersten Rennen des vierten DTM-Wochenendes noch einen dringenden Termin. Wenn auch keinen angenehmen.
Ekström musste bei den Sportkommissaren antanzen. Zuvor hatte er in der 20. Runde für Chaos gesorgt: Mit einem gewagten Überholmanöver schoss der Schwede den Führenden Christian Vietoris und den Zweitplatzierten Robert Wickens ab.
Das Ergebnis des Dates mit den Sportkommissaren: Ekström wird im zweiten Rennen am Sonntag um drei Startplätze zurückversetzt. Heißt: Es war kein normaler Rennunfall, die Schuld an dem Crash trägt Ekström. Genau das war zuvor im Fahrerlager kontrovers diskutiert worden, einige Fahrer hielten die Aktion für einen normalen Rennunfall, wie er in der DTM nun mal vorkommen kann.
Der Audi-Pilot hatte sich nach dem Rennen verteidigt. «Ich habe normal gebremst, so wie immer. Wickens hat gesehen, dass ein Überholversuch kommt und hat zugemacht. Ich dachte, er würde in dem Moment ein wenig mehr Platz lassen», sagte Ekström, gab aber zu, davon überrascht gewesen zu sein.
«Dass Robert so hart gekämpft hat, da habe ich nicht mit gerechnet. Hätte er nicht nach links gezogen, hätte es „easy“ gereicht. Er kann ja machen was er will, wie jeder andere Fahrer auch, er kann ja kämpfen. Er muss dann nur mit den Konsequenzen leben. Ich wollte unbedingt einen Sieg, ich hatte genug zweite oder dritte Plätze», sagte der zweimalige Meister.
Doch hätte sich Wickens nicht so verteidigt, hätte es auch die Kollision mit Vietoris nicht gegeben, glaubt Ekström. «Von meiner Einschätzung her war Vietoris auch so weit weg, dass ich ihn gar nicht treffen würde.» Damit hatte sich Ekström aber auf fatale Art und Weise verschätzt.
Leid tat es Ekström vor allem für den in Führung liegenden Mercedes-Mann. «Man spricht von einem halben Meter oder einem Meter, und dann siehst du aus wie ein Doofmann. Der von hinten kommt, hat die Verantwortung, und ich nehme es auf meine Kappe, dass ich ihn getroffen habe.»
Auch sein Chef nahm ihn in Schutz. Von Absicht wollte Audis DTM-Leiter Dieter Gass schon mal gar nichts hören. «Ekström hat versucht, Wickens zu überholen, Wickens hat versucht, sich zu verteidigen und ist ein wenig nach innen gezogen. Da ist es in der ersten Kurve immer ein wenig kritisch, es gibt auch ein paar Bodenwellen. Wenn Vietoris nicht da gewesen wäre, wären die beiden rausgerutscht und das Rennen wäre weitergegangen», sagte Gass: «Fehler passieren immer mal, das ist Rennsport, vor allem wenn man am Limit fährt.»
Mercedes schäumte natürlich, nachdem aus dem sicher geglaubten 19. Sieg auf dem Norisring auf diese Art und Weise dann doch nichts wurde. Von einer übermotivierten Aktion sprach Mercedes’ DTM-Leiter Ulrich Fritz, seine eigene Verärgerung bezifferte er auf einer Skala von 0 bis 100 bei 120.
«Mir fehlt dafür das Verständnis. Vor allem, wenn es ein erfahrener Fahrer ist, der sich zuvor zum Moralapostel aufgeschwungen hat und gemeint hat, über andere Fahrer urteilen zu müssen. Das ist inakzeptabel», spielte er auf die Kritik von Ekström an Maximilian Götz und Antonio Felix da Costa («Clowns und Pappnasen») in Spielberg an. Vorwürfe an Audi gab es von Fritz keine. Es sei das Fehlverhalten eines einzelnen Fahrers, meinte er. Fritz hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Ekström am Sonntag vom Marktplatz Nürnberg aus hätte starten müssen. Getröstet hätte das Vietoris und Wickens aber wohl auch nicht.