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Team-WM: Sind die Russen unschlagbar?

Von Jan Sievers
Franz Zorn vor Günther Bauer bei der Team-WM in Inzell 2009

Franz Zorn vor Günther Bauer bei der Team-WM in Inzell 2009

An diesem Wochenende werden die ersten Eisspeedway-Medaillen vergeben. In Sanok geht es um die Mannschafts-Weltmeisterschaft.

Am Freitag und Samstag wird es bei der Team-WM in Sanok zwei Premieren geben. Zum ersten Mal wird sie in Polen ausgetragen und zum ersten Mal mit polnischer Beteiligung. Erst durch das Rennen in Sanok, welches es seit 2007 gibt, und dem Bestreben von Promoter Pawel Ruszkiewicz, den Sport in Polen populär zu machen, ist Eisspeedway auch östlich der Oder vertreten. Es gab zwar schon vor einigen Jahren einen Grand Prix in Warschau, dieser war aber nur eine Eintagsfliege.

Wird es den Österreichern gelingen, den dominierenden Russen die Goldmedaille abzuknöpfen? Kein anderes Team holte in der 34-jährigen Geschichte des Wettbewerbs so oft Gold wie die Russen, nur vier Mal standen sie nicht ganz oben auf dem Podest. 

Bei der Team-WM kämpfen sieben Teams um Gold. Jeweils zwei Fahrer pro Nation gehen pro Lauf an den Start und jedes Team hat neben den zwei Stammfahrern noch einen Reservisten im Aufgebot. 

Krasnikov als taktische Reserve

Wie stark das russische Trio ist, zeigt, dass Weltmeister Nikolai Krasnikov (27) auf die Reserveposition gesetzt wurde. Traditionell herrscht bei den Russen das Rotationsprinzip. Alle drei Fahrer wechseln sich in den Läufen ab, jeder kommt vier Mal zum Einsatz und am Ende war fast immer Russland Weltmeister. Einen Luxus, den sich andere Teams nicht leisten können. Ausser den Russen hat keine Nation drei Fahrer auf Augenhöhe. Neben Krasnikov gehen noch sein Schützling Dmtri Koltakov (21) und Vizeweltmeister Daniil Ivanov (26) auf Punktejagd.

Österrreich ist wie schon in den letzten Jahren das nominell stärkste nicht-russische Team. Sechs Mal in Folge sind sie mit Franz Zorn (42) und Harald Simon (45) Vizeweltmeister geworden. In Inzell vor zwei Jahren war sogar die Goldmedaille in Sichtweite. «Es kommt auf den Tag an, in Inzell wären wir fast Weltmeister geworden ohne den Ausfall von Harald Simon», sagte Franz Zorn zu SPEEDWEEK.de. «Ich glaube, wir haben gute Chancen Silber zu verteidigen. In Sanok werden wir wissen wo wir stehen. Dort treffen wir auf die ersten drei der Russischen Meisterschaft.»

Harald Simon hingegen stapelt tief. «Wir wollen unbedingt eine Medaille. Silber oder Bronze – die Team-WM ist immer schwierig. Du weisst nicht, wie die anderen Teams unterwegs sind. Deutschland und Tschechien sind gut, auch die Schweden haben ein gutes Dreierpaket. An zwei Tagen kann so viel passieren und auch die Tagesform ist entscheidend.»

Bei Finnland hängt wie immer alles von Antti Aakko (34) ab. Der Saisonbeginn war nicht der beste des Finnischen Meisters. Seine Schützenhilfe aus den Vorjahren, Mats Järf, wird dieses Jahr nicht dabei sein. Er hat einen neuen Job angenommen und fährt momentan keine Rennen. Für ihn kommt Tomi Tani ins Spiel, der beim GP-Challenge in Norrköping auf sich aufmerksam machte.

Tschechen wollen Ehre wieder herstellen

Für die Tschechen geht es in Sanok nicht nur um Medaillen, für sie geht es darum ihre Ehre wieder herzustellen. Sowohl Antonin als auch Jan Klatovsky haben überraschend den Sprung in den Grand Prix im Challenge nicht geschafft, obwohl beide gute Rennen in der noch jungen Saison gezeigt haben. 

Schweden ist die einzige Nation neben Deutschland, der das Kunststück gelang, die ansonsten so dominierenden Russen bei der Team-WM zu schlagen und das gleich drei Mal. Zuletzt im Jahr 2002 in der Höhle des Löwen im russischen Krasnogorsk. Momentan ist ihnen das nicht zuzutrauen, obgleich sie mit Robert Henderson (24) und Stefan Svensson (53) zwei GP-Piloten und mit Per-Anders Lindström einen guten Reservisten in der Hinterhand haben. 

Holt Deutschland eine Medaille?

Mit Günther Bauer (42) und Stefan Pletschacher (34) hat das deutsche Team zwei GP-Fahrer im Rennen, die beide am vergangenen Wochenende in Norrköping überzeugen konnten. «Es wird bestimmt besser laufen als im letzten Jahr», glaubt Günther Bauer. «Pletschacher ist in Schweden stark gefahren und ich bin auch gut drauf.»

Zusammen mit Max Niedermaier als Reservist, der nach seiner Schlüsselbein-OP noch nicht zu alter Stärke zurückgekehrt ist, sind die Deutschen in Reichweite der Medaillen. Sein Vater Max Niedermaier senior weiss, wie es ist, Mannschafts-Weltmeister zu werden: Zusammen mit Helmut Weber und Gunter Brandt wurde er 1983 in Berlin Weltmeister. 

Das polnische Team erhält als Gastgeber den Platz vom Letztplatzierten des Vorjahres, den Niederlanden, die sich nach dem Desaster des Vorjahres erst gar nicht für die Team-WM eingeschrieben haben. Mit Grzegorz Knapp haben die Polen jedoch nur einen Fahrer mit GP-Format in ihren Reihen und sind das nominell schwächste Team. Pawel Strugala und Miroslaw Daniszewski haben sich bei internationalen Rennen bislang nicht in Szene setzen können.

Mannschaftsaufstellungen Team-WM Sanok/PL
Start Freitag: 18.30 Uhr, Samstag: 15.30 Uhr

Finnland
1 Antti Aakko  
2 Tomi Tani 
15 Janne Vilponen 

Polen
3 Grzegorz Knapp 
4 Pawel Strugala 
16 Miroslaw Daniszewski 

Schweden
5 Robert Henderson 
6 Stefan Svensson 
17 Per-Anders Lindström 

Deutschland
7 Günther Bauer 
8 Max Niedermaier 
18 Stefan Pletschacher 

Russland
9 Daniil Ivanov 
10 Dmtri Koltakov 
19 Nikolai Krasnikov 

Österreich
11 Harald Simon 
12 Franz Zorn 
20 Martin Leitner 

Tschechien
13 Antonín Klatovský 
14 Jan Klatovský 
21 Jan Pecina 

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