speedwayevents.pl mit ehrgeizigen Eisspeedway-Plänen
Die Arena Lodowa in Tomaszow Mazowieki
«Speedway ist in Polen sehr populär, aber auch an Eisspeedway hat man hier Interesse. Vielleicht noch nicht so sehr wie in Deutschland, aber auf dieses Niveau wollen wir kommen», erklärte der PR- und Media-Manager von speedwayevents.pl, der nicht namentlich erwähnt werden möchte. «Mit der Eisspeedway-EM wollen wir eine neue Marke aufbauen. Das letzte richtige Rennen in Polen war 2012 in Sanok. Das war jetzt das erste Rennen seitdem, und dazu in einer richtigen Arena. Wir haben für März 2021 das nächste Rennen in Tomaszow Mazowieki geplant – wieder die EM. Dafür wollen wir auch Michal Knapp, unseren derzeit noch einzigen Fahrer, weiter aufbauen und möchten ihn gern in die Top-8 bringen. Wir werden ihm Trainingsmöglichkeiten bieten, Sponsoren suchen und auch beim Material bestmöglich unterstützen. Gas muss er allerdings selbst geben. Wir werden sehen, ob das gelingt.»
Vielleicht schafft er es auf das Niveau seines Onkels Grzegorz Knapp, der 2012 und 2013 als permanenter Grand-Prix-Fahrer jeweils den elften WM-Rang belegte. Am 22. Juni 2014 verunglückte er allerdings im Alter von 35 Jahren bei einem Speedway-Rennen im belgischen Heusden-Zolder tödlich.
Die Arena Lodowa in Tomaszow Mazowieki ist derzeit die einzige ihrer Art in Polen. Für weitere Eisspeedway-Rennen kommen dazu noch die offenen Kunsteisstadien in Sanok, Zakopane und Warschau in Betracht. Man denkt auch über eine Eisspeedway-Paar-Europameisterschaft nach, klassisch an zwei Tagen, und ist darüber mit der FIM Europe im Gespräch. «Aber eine Entscheidung ist noch lange nicht gefallen. Vielleicht kommt sie, vielleicht nicht. Derzeit lässt sich ohnehin nicht viel planen.»
Wahrscheinlicher ist, im März 2021 die Eisspeedway-EM zu wiederholen, dann aber an zwei Tagen. Das Ein-Tages-Rennen am vergangenen Sonntag betrachtet man als Testlauf. Über einen Grand Prix möchte man noch nicht sprechen und den Sport in Polen lieber Schritt für Schritt aufbauen.
Dass das Interesse nicht nur da, sondern groß ist, belegt die Tatsache, dass innerhalb kürzester Zeit 95 Prozent der 2000 verfügbaren Tickets verkauft waren. Anfang März hatte man mit dem Kartenvorverkauf begonnen, der mit dem Corona-Break ein jähes Ende fand. Da man die Veranstaltung schließlich ohne Zuschauer durchzog, kamen die Fahrer dank teilweise eingefahrener Tribünen in den Genuss, in der vergleichsweise warmen Halle zu residieren. Wenn die Zuschauerplätze vollumfänglich benötigt werden, müssen die Eiseiligen ihre Zelte draußen aufschlagen.
Dank guter Sponsoren, allen voran das Ministerium für Sport und die Tankstellenkette Orlen, konnte man die Veranstaltung annähernd kostendeckend durchführen, doch natürlich benötigt man auch die Zuschauereinnahmen, die sich auf umgerechnet 20 Euro pro Person belaufen hätten. «Wir sind ein Promoter und müssen Geld verdienen. Wir haben es aber auch als Investition in die Zukunft gesehen und letzten Endes für den Sport gemacht.»
Ob es eine zeitnahe Zweitveranstaltung geben wird, hängt auch vom Ausgang der diesjährigen ab. Zunächst muss man das letzte Wochenende auswerten und abwarten, unter welchen Rahmenbedingungen eine Wiederholung möglich wäre.
Dass die Fahrer es gut finden würden, liegt auf der Hand. Nicht nur, weil sie in diesem Winter wahrscheinlich kaum Rennen haben werden, sondern auch, weil es eine im Wesentlichen gute Veranstaltung war. Einziger Kritikpunkt war der immer wieder sehr lange Bahndienst, sodass sich das Rennen über gut vier Stunden hinzog.
Ansonsten überschütteten die Fahrer die Organisatoren mit Lob. So sagte Hans Weber: «Das war eine schöne Sache insgesamt, dass das Rennen überhaupt stattgefunden hat. Vielleicht gibt das ja fürs Eisspeedway im ohnehin bahnsportverrückten Polen eine Initialzündung und letztlich einen Aufschwung für unsere Szene insgesamt.»
Auch Franky Zorn streute Rosen: «Das Stadion finde ich super. Ich finde es auch gut, dass unser Sport durch Veranstalter und Enthusiasten wie in Polen aufrechterhalten wird. Es war ganz sicher nicht einfach, so etwas auf die Füße zu stellen. Da kann man die Polen nur beglückwünschen.»