Günther Bauer: «Die Russen fahren in eigener Welt»
Günther Bauer: «Ich kann noch mithalten»
Nach dem Gastspiel in Asien machte sich das Team von Günther Bauer auf den Rückweg nach Europa, wo in Berlin die nächsten GP-Läufe stattfanden. Bevor es in der deutschen Hauptstadt um WM-Punkte ging, holte Bauer bei der Deutschen Meisterschaft am Donnerstag davor seinen neunten DM-Titel. «Es gehört mental zu den schwierigsten Rennen des Jahres, wenn dir vor dem Rennen gefühlt jeder sagt, dass du eh schon gewonnen hast», weiß er.
Die deutsche Nummer 1 wurde seiner Favoritenrolle gerecht und holte mit Maximum den neunten Titel.??
Dass das WM-Rennen eine ganz andere Sache ist als die DM, war ihm klar: «Ich habe die Quali für die Semis in meinen ersten beiden Läufen selbst vergeigt, als ich gegen Daniel Henderson und Stefan Svensson wichtige Punkte liegen ließ. Da half mir auch der Laufsieg im letzten Durchgang nichts.»??
Am zweiten Renntag lag es nicht an ihm, dass ihm die Teilnahme am Rennen um die Top-8 verwehrt blieb, sondern der Schiedsrichter fällte eine seltsame Entscheidung. Günther Bauer duellierte sich mit Jan Klatovsky um den Laufsieg, als er innen am Tschechen vorbeiziehen wollte. «Ich war innen und Klabo in der Mitte der Kurve. Er wusste, dass ich von innen kam, zog hart innen rein und ist quasi gegen mich gefahren. Da ich mich nicht in Luft auflösen konnte, kam er zu Fall und ich wurde disqualifiziert.»??
Bei Schiedsrichter-Entscheidungen gibt es immer zwei Meinungen, in diesem Falle war selbst Nicht-Kennern der Regel die Meinung des Schiedsrichters ein Rätsel. Ohne die Disqualifikation wäre der Deutsche Meister im Semifinale gewesen.
In der darauffolgenden Woche ging es in Assen weiter, wo Bauer am Samstag nach vier Läufen klar auf Semifinalkurs war, bis ihm im letzten Durchgang ein Missgeschick passierte, das ihn wahnsinnig ärgerte. Im Kampf gegen Stefan Pletschacher, der in den letzten Jahren so gut wie nie gegen Bauer eine Chance hatte, wählte Bauer die falschen Linie, sodass der Ruhpoldinger auf den letzten Metern vorbeihuschen konnte und somit Bauers Halbfinalteilnahme zunichte machte.
Mit der Wut des Vortages im Bauch, klappte es am zweiten Tag besser. Mit zwei Laufsiegen stand Bauer endlich im Halbfinale, obwohl er mit seiner Leistung nicht zufrieden war: «Ich bin gefühlt am Sonntag langsamer gewesen als am Vortag. Dennoch hat es für die Semifinales gereicht, was mich echt gewundert hat. Aber so ist der Sport.»??
Das abschließende Rennwochenende fand in seinem Wohnzimmer in Inzell statt. Auf seinem Lieblingseis zeigte der in Reit im Winkl wohnhafte deutsche Eisspeedway-Star sein bestes Rennen, war schnell unterwegs und konnte sogar einige Russen zeitweise in Schach halten. «Sie sind das Maß aller Dinge und von uns Westeuropäern meilenweit entfernt. Nicht ohne Grund haben die fünf Russen, die bei der WM dabei waren, die ersten fünf Plätze belegt.»??
Am ersten Tag konnte sich Bauer nach dem Laufsieg gegen Stefan Svensson erneut für das Semifinale qualifizieren, wo gegen drei Russen aber nichts auszurichten war.
Am zweiten Tag war es erneut ein Schiedsrichter, der dem Semifinaleinzug einen Strich durch die Rechnung machte. Im Kampf gegen Daniel Henderson fuhr Bauer außen aus der Kurve raus, als der Schwede noch zwischen ihm und Streckenbegrenzung einen Weg vorbei fand. Da kein Platz war, touchierte Henderson die Streckenbegrenzung und riss dabei einen Strohballen zur Hälfte auf die Ideallinie der Bahn. Normalerweise hätte der Lauf abgebrochen werden müssen, da ein Hindernis auf der Strecke nicht zur Sicherheit der Fahrer beiträgt und der Abbruchverursacher disqualifiziert werden müsste. Der Unparteiische ließ den Lauf jedoch weiter laufen, was für Bauer am Ende bitter wurde. Nach den Vorläufen war er mit Henderson punktgleich, durch die Niederlage im direkten Vergleich war es der Schwede, der in die Rennen der Top-8 einzog.?
Bauer: «Das war natürlich ärgerlich, da du nichts machen kannst. Alles in allem bin ich mit meiner Saison zufrieden. Mit Platz 9 in der WM habe ich bewiesen, dass mit mir immer noch zu rechnen ist. Besonders froh bin ich, dass ich die Saison im Ganzen, also ohne irgendwelche Verletzung beendet habe. Einsehen muss man aber auch, dass einfach nicht mehr drin war in diesem Jahr. Die Russen fahren in ihrer eigenen Welt und das wird wohl auch so bleiben.»