24h Le Mans 2017: Das Rennen der Rekorde & Emotionen
Emotionaler Höhepunkt: Dominique Hébrard, Alex Cudlin, Etienne Masson, Jessie Delhalle, Vincent Philippe erinnern an Anthony Delhalle (v.l.n.r.)
Der zweite Lauf zur Endurance-Weltmeisterschaft 2016/17 auf dem Circuit Bugatti in Le Mans war das erwartete Highlight, das sich auch dieses Jahr zehntausende Zuschauer nicht entgehen ließen. Kaum ein Rennen in der mittlerweile 40-jährigen Historie dieses Langstreckenklassikers verlief so reich an Spannung, Dramatik und Rekorden.
Schon die Frühphase des 24-Stunden-Rennens zeigte, was den Langstreckensport bei den Fans so attraktiv macht. Vor allem in der ersten Stunde schlugen die Fahrer ein Tempo an, das eines MotoGP-Rennens würdig gewesen wäre. Vor allem Broc Parkes für YART Yamaha Official EWC Team, Randy de Puniet für SRC Kawasaki und David Checa für GMT94 Yamaha schenkten sich nichts.
Auch in der letzten Stunde war dieses Mal noch keine Entscheidung um den Sieg und dem letzten Podiumsplatz gefallen. Den Zweikampf um Platz 1 entschied schließlich GMT94 Yamaha für sich. Ihr Markenkollege YART Yamaha Official EWC Team hatte im Prestigeduell um nicht einmal 20 Sekunden das Nachsehen.
Bei seiner Aufholjagd nach seinem Sturz verbesserte der mehrmalige Grand-Prix-Sieger Randy de Puniet den Rundenrekord, den sein Teamkollege Fabien Foret 2013 aufgestellt hatte. Die neue Bestmarke lautet nun 1.36,408. Schon im Qualifikationstraining sorgte der Franzose mit 1.35,730 für die schnellste je auf einem Endurance-Motorrad gedrehte Runde.
Mit 860 Runden oder 3.599,10 Kilometer (Schnitt 149,963 km/h) hat noch keine Mannschaft in den 24 Stunden eine größere Distanz als David Checa, Niccolò Canepa und Mike di Meglio (GMT94 Yamaha) zurückgelegt. Das sind um 26 Runden mehr als Julien da Costa, Grégory Leblanc und Olivier Four (SRC Kawasaki) bei ihrem Erfolg.
Auch der minimale Rückstand (19,819 Sekunden) von YART Yamaha Official EWC Team war noch nie geringer als bei der Jubiläumsausgabe des Rennens. Vier Stunden vor Fallen der Zielflagge lagen Broc Parkes, Marvin Fritz und Kohta Nozane von der österreichischen Yamaha-Mannschaft noch um sieben (!) Sekunden vor dem späteren Sieger.
Den emotionalen Abschluss der Veranstaltung bildete die Überreichung der «Anthony Delhalle EWC Spirit Trophy» dar, die in Le Mans zum ersten Mal für außergewöhnliche Leistungen vergeben wurde. Sie wurde im Gedenken an den vor Kurzem bei Testfahrten tödlich verunglückten Langstrecken-Weltmeister ins Leben gerufen.
Die Auszeichnung ging an Suzuki Endurance. Sie wurden ausgezeichnet, weil sie nach dem schweren Verlust ihres Fahrers und Teamkollegen und der schweren Erkrankung von Teamchef Dominique Méliand – der legendäre Teamchef fehlte zum ersten Mal in der Box von SERT – nicht den Mut und die Motivation verloren hatten und damit den Geist des Langstreckenrennsports hochgehalten haben. Aus den Händen seiner Witwe Jessie Delhalle nahmen Vincent Philippe, Etienne Masson und Alex Cudlin sowie dem interimistischen Teammanager Dominique Hébrard die Auszeichnung entgegen.