Bol d’Or: Glücklicher Triumph von F.C.C. TSR Honda
Der Titelverteidiger F.C.C. TSR Honda France gewann den WM-Auftakt in Le Castellet
Der Langstreckenrennsport kann grausam sein. Das bewies einmal mehr die 82. Auflage des Bol d’Or in Le Castellet. Bis zweieinhalb Stunden vor Schluss sahen Randy de Puniet, Jeremy Guarnoni und David Checa wie die sicheren Sieger des Auftaktrennens der Endurance-Weltmeisterschaft aus, bis das Pech in Form eines Problems mit der Elektrik unbarmherzig zuschlug.
Mit fünf Runden Vorsprung auf ihre ersten Verfolger spulte das französisch-spanische Trio die Runden auf dem 5,672 Kilometer langen Circuit Paul Ricard ab. Alles deutete auf den fünften Sieg beim Langstreckenklassiker im Süden Frankreichs für die Kawasaki-Equipe seit 2012 hin. Ein Problem mit dem Getriebe zwang die Mannschaft mehrmals an die Box, weil man es lange nicht in den Griff bekam. Am Ende gab es Platz 6.
Die Mannschaft F.C.C. TSR Honda France profitierte nicht nur vom Pech des Konkurrenten, sondern auch von zwei Safety-Car-Phasen. Nachdem man nach sechs Stunden selbst viele Plätze in der Box einbüßte, weil man einen Teil der Elektronik tauschen musste, kämpften sich Freddy Foray, Josh Hook und Mike die Meglio wieder von Position 18 an die Spitze des ursprünglich 59 Teams umfassenden Teilnehmerfeldes.
Nach einem Sturz nach etwas mehr als vier Stunden mussten sich Broc Parkes, Niccolò Canepa und Marvin Fritz (Yamaha Austria) wieder mühsam von Platz 25 nach vorne kämpfen. Weil man allerdings zweimal öfter als der japanisch-französische Titelverteidiger die Box aufsuchen musste, hatte der österreichische Langstrecken-Weltmeister 2009 mit einem Rückstand von 54,244 Sekunden Rückstand das Nachsehen.
Lange Zeit unauffällig, aber dafür umso flotter erledigten Danny Webb, Matthieu Lagrive und Sheridan Morais für das Team WEPOL Racing ihren Job. Die Mannschaft rund um Rico Penzkofer, die erst drei Wochen vor dem Auftakt zur Langstrecken-Weltmeisterschaftssaison 2018/2019 die Motorradmarke wechselte, den dritten Rang, nachdem man bis eineinhalb Stunden vor dem Ende mit F.C.C. TSR Honda France Rad an Rad um den Sieg kämpfte.
Einmal mehr spulte das Bolliger Team Switzerland ihre Runden wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Die beiden Eidgenossen Roman Stamm und Sébastien Suchet sowie der Franzose Jonathan Hugot hielten sich vom Start weg in der Spitzengruppe auf. Gegen Mitternacht hatte man kurz sogar den zweiten Platz inne, am Ende reichte es für die Kawasaki-Mannschaft, bei der Pressemann Hämpu Schenk seinen Rückzug verkündete, zum vierten Platz.
Nach dem dritten Rang in der Superstock-Klasse beim Acht-Stunden-Rennen auf dem Slovakia Ring hatte sich die Mannschaft GERT56 by rs speedbikes in dieser Saison weitere Podestplätze vorgenommen. Dass es ausgerechnet beim Bol d’Or zum ersten Klassensieg reichen sollte, konnte Teammanager Karsten Wolf kaum fassen. Julian Puffe, Stefan Kerschbaumer und Filip Altendorfer belegten gesamt den sechsten Rang.
Eine unglaubliche Leistung zeigten auch Christopher Kemmer, Geoffrey Dehaye und der für den verletzten Jan Viehmann – der Deutsche hatte sich in Suzuka das Schulterblatt gebrochen – eingesprungene Gregory Ortiz ab. Nach 17 Stunden lag die Yamaha-Truppe von Motobox Kremer erstmals in den Top-10. Bis zur Zielflagge konnten sich der Österreicher und seine französischen Teamkollegen noch auf Rang 9 verbessern.
Einige Zeit sah es so aus, als ob Suzuki Endurance wieder zur alten Form zurückgefunden hätte und ein gewichtiges Wörtchen um den Sieg mitreden könnte. Doch das Glück war Vincent Philippe, Etienne Masson und Gregg Black dieses Mal nicht hold. Erst verlor man die linke Fußrastenanlage. Danach gab es einen Sturz, einen Tausch der Kupplung und ein gebrochenes Schaltgestänge. Mit Rang 5 war man noch gut bedient.
Nach Mitternacht lagen Sébastien Gimbert, Gregory Leblanc und Erwan Nigon von Honda Endurance sogar in Führung. Doch ein irreparabler Schaden am Zylinderkopf beendete vorzeitig die Dienstfahrt der WM-Dritten 2017/2018. Davor war bereits das neuformierte Team ERC-BMW Motorrad (Kenny Foray, Julien Da Costa, Mathieu Gines) ausgeschieden. In der Anfangsphase war man an sechster Stelle gestürzt, ein Folgeschaden führte zum vorzeitigen Aus.