So geht Langstrecke: Die EWC im Detail erklärt
Die FIM Langstrecken-Weltmeisterschaft geht am Wochenende in Spa-Francorchamps in die zweite Runde der laufenden Saison. Das legendäre 24-Stunden-Rennen in Spa kehrt nach fast 20 Jahren zurück in den Kalender, für Fahrer und Teams eine große Aufgabe, für die Zuschauer ein großes Abenteuer.
Doch wie funktioniert eigentlich die Endurance-WM im Detail. SPEEDWEEK.com schaut auf das Reglement, die einzelnen Klassen, die Punktevergabe und auf das, was 2022 neu ist.
Eingeteilt ist die EWC (Endurance World Championship) in drei Klassen. Die EWC ist die Spitzenklasse, in der die Werksteams ihr Können präsentieren. Nur Motorräder, die auch auf der Straße bewegt werden dürfen und eine Homologation der FIM erhalten haben, sind startberechtigt. Technisch dürfen Motorräder mit Zwei- (850 bis 1200 ccm), Drei- (750 bis 1000 ccm) und Vierzylinder Viertakt-Motoren (600 bis 1000 ccm) verwendet werden.
Alle Modelle müssen eine «FIM Superbike Homologation» aufweisen. Sie dürfen den Kaufpreis von 40.000 Euro nicht überschreiten. Zurzeit sind Bikes von BMW, Ducati, Kawasaki, Honda, Suzuki und Yamaha in der EWC-Klasse vertreten, aber auch auf einer Aprilia oder MV Agusta dürfte man teilnehmen. Alle Motorräder in der EWC-Klasse müssen vorne, hinten und im Profil optisch dem Serienbike entsprechen. Ein Mindestgewicht von 168 Kilogramm darf nicht unterschritten werden.
Technisch darf ein Bike im Bereich, Schwinge, Gabel, Radaufhängung, Räder, Bremsen, Lenker, Fußrastenanlage, Getriebe, Kuplung, Tank (max. 24 Liter) und einige weitere verändert werden. Auch der Motor darf von den Herstellern in einigen Bereichen präpariert werden. Außerdem profitieren die EWC-Teams von Schnellwechselanlagen für die Reifen. Die Motorräder starten mit weißen Scheinwerfern und einem schwarzen Grund hinter der Startnummer.
Neben der EWC gibt es noch die Superstock-Klasse und die «Experimental»-Kategorie. In der Superstock werden die gleichen Serienbikes wie in der EWC verwendet, sie dürfen jedoch nur geringfügig verändert werden. Zu erkennen sind die Motorräder der Klasse an den gelben Scheinwerfern und dem roten Startnummern-Grund. In der «Experimental»-Klasse dürfen Motorräder von der Serie entfremdet werden. So fahren zum Beispiel die Bikes mit Achsschenkellenkung in dieser Kategorie (Metiss, ITeM 17).
Das Punktesystem in der Endurance-WM ist etwas komplexer. Nach dem Qualifying erhalten die schnellsten fünf Teams bereits Punkte für die Weltmeisterschaft. Fünf Zähler für die Pole-Position und noch ein Punkt für den Fünftplatzierten.
Im Rennen wird unterschieden zwischen Rennen bis zu einer Distanz von acht Stunden, Rennen zwischen acht und zwölf Stunden (aktuell nicht im Kalender, deshalb in diesem Artikel keine weitere Beachtung) und Rennen, die mehr als zwölf Stunden andauern. Bei einem Acht-Stunden-Rennen bekommt der Sieger 30 Punkte, der Zweite 24 und der Drittplatzierte 21. Jeweils die ersten 20 Fahrer einer Klasse werden mit Punkten belohnt.
In einem 24-Stunden-Rennen (2022 gibt es insgesamt drei Stück in der EWC) bekommt der Sieger sogar 40 WM-Zähler, auf Rang 2 gibt es 33 und die dritte Mannschaft erhält noch 28 Punkte. Hinzu kommen noch Zwischenpunkte nach acht und 16 Stunden (Zehn für den Ersten, einer für den Zehnten). Beim Saisonfinale werden die Zähler zusätzlich mit dem Faktor 1,5 multipliziert. Das vollständige Punktesystem ist hier einzusehen.
Neu in dieser Saison ist die Bestimmung der Startaufstellung. Erstmals werden nur die schnellsten zwei Fahrer eines Teams gewertet. Deren Zeit wird addiert und dann einfach halbiert – daraus ergibt sich dann die Qualifying-Zeit. In der SST treten 2022 alle Teams mit Reifen des Herstellers Dunlop an, eine spezielle «Dunlop Superstock Trophy» wurde eingeführt. In der EWC-Klasse ist der Hersteller frei wählbar: Dunlop, Bridgestone, Michelin und Pirelli sind zurzeit im Rennen. Zur Qualifikation muss ein Fahrer innerhalb von 108 Prozent der Bestzeit sein.
Beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps an diesem Wochenende sind insgesamt 39 Teams am Start. 15 Mannschaften starten in der EWC-Klasse, 23 Superstock-Teams bekämpfen die etwa sieben Kilometer lange Strecke in Belgien. Außerdem ist das Team ITeM mit einem Kawasaki-Bike und Achsschenkellenkung als Einzelkämpfer in der EXP-Wertung gemeldet.
Zeitplan 24h Spa-Francorchamps
Donnerstag, 2. Juni
10:00 - 12:00 Uhr – Freies Training 1
15:40 - 17:30 Uhr – Qualifying 1
21:40 - 24:00 Uhr – Nachttraining
Freitag, 3. Juni
11:25 - 13:15 Uhr – Qualifying 2
Samstag, 4. Juni
9:00 - 9:45 Uhr – Warm-up
13 Uhr – Start 24-Stunden-Rennen
Sonntag, 5. Juni
13 Uhr – Zielankunft
WM-Stand nach 1 von 4 Rennen:
Pos | Team | Punkte |
---|---|---|
1 | Yoshimura SERT Motul | 63 |
2 | YART – Yamaha Official Team EWC | 55 |
3 | F.C.C. TSR Honda France | 49 |
4 | Team Bolliger Switzerland | 35 |
5 | Tati Team Beringer Racing | 28 |
6 | Team LRP Poland | 26 |
7 | ERC Endurance Ducati | 23 |
8 | Webike SRC Kawasaki France | 22 |
9 | Team GT Endurance | 15 |
10 | Viltais Racing Igol | 13 |
11 | Maco Racing Team | 12 |
12 | Kingtyre Fullgas Racing Team | 10 |
13 | Motobox Kremer Racing | 2 |
14 | BMW Motorrad World Endurance | 2 |
15 | Tecmas | 1 |