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Kevin Bolliger: In Spa zurückversetzt in die Kindheit

Von Tim Althof
Das Comeback der Langstrecken-Weltmeisterschaft auf dem traditionellen Kurs von Spa-Francorchamps bereitet auch dem Bolliger-Team viel Freude. Die Kawasaki-Truppe sieht sich allen Herausforderungen gewachsen.

Beim Saisonstart der FIM Endurance-WM in Le Mans lief es für das private Team Bolliger aus der Schweiz wie am Schnürchen. Jan Bühn, Jesper Pellijeff und Nico Thöni lieferten eine blitzsaubere Leistung ab, die Kawasaki ZX-10R stand am Ende auf dem vierten Platz. Dementsprechend motiviert ging es für das Team von Kevin Bolliger nach Spa-Francorchamps, wo an diesem Wochenende das zweite 24-Stunden-Rennen der Saison über die Bühne geht.

«Jan ist zwei Wochen vor dem Test einmal mit seiner privaten Maschine in Spa gewesen. Ansonsten ist es für die meisten Fahrer eine neue Strecke. Für uns ist es mit der Kawasaki und mit den Michelin-Reifen Neuland», berichtete der Teamchef am Donnerstag im Interview mit SPEEDWEEK.com.

«In unserem Team gibt es zwei Leute, die Spa bereits kannten. Einer unserer Mechaniker und ich. 2003 war ich elf Jahre jung, ich war mit meinem Vater hier, als er noch das Team geleitet hat», erklärte Kevin Bolliger, der in die Fußstapfen seines Vaters Hanspeter «Hämpu» getreten ist. «2012 oder 13 waren wir bei den ‚Bikers Classics‘ einmal am Start. Auch im Vorjahr war ich einmal vor Ort.»

Der Mythos Spa lebt seit mittlerweile 100 Jahren, denn im August 1921 wurde die Rennstrecke in den Ardennen eröffnet. Insgesamt 30-mal fand bereits ein 24-Stunden-Rennen für Motorräder statt (Zuletzt 2003). «Viele Fahrer sagen, es sei die schönste Strecke der Welt, für mich ist es ein Zurückversetzen in meine Kindheit. Ich habe immer gesagt, ich bin auf den großen drei Rennstrecken aufgewachsen. Le Mans, Le Castellet und Spa. Es ist geil, wieder zurück zu sein», betonte der Schweizer euphorisch. «Als ich gelesen habe, dass Spa zurück im Kalender ist, habe ich gestrahlt vor Freude.»

«Die Strecke ist sicherlich nicht einfach», setzte Bolliger fort «Es ist schnell und eine Runde ist sehr lang, man kann sehr viel Zeit verlieren. Aber es ist für alle gleich, das Wetter sowieso. Am Ende machen die Fahrer, das Team und die Reifen den Unterschied. Beim Wetter schaust du hier dreimal nach und du siehst immer etwas anderes. Keiner weiß, wie es wird, aber wir sind gewappnet. Michelin hat uns noch gute Reifen geliefert.»

Vor dem Event war der Aufschrei groß, dass Spa-Francorchamps im Dunkeln und auch bei nasser Fahrbahn viel zu gefährlich sei. Kevin Bolliger, der in seinem Leben schon viele Rennen gesehen hat, hat dazu eine eindeutige Meinung. «Ich bin nie Rennen gefahren, aber meine Meinung dazu ist klar. Früher sind sie hier auch gefahren. Natürlich waren die Motorräder langsamer und die Scheinwerfer schlechter. Auch die Reifen waren andere. Aber wenn es irgendwo regnet, dann muss der Fahrer sich anpassen», sagte er, ohne zu zögern. «Auch im Dunkeln kann man sein Tempo etwas drosseln. Man muss ja nicht die Zeiten vom Tag fahren.»

«Dass sie die Scheinwerfer aufgebaut haben, ist sicher gut. Aber ich sage ganz klar, wenn sie anfangen, etwas zu verkürzen oder zu verändern, wäre das falsch für das Event. Viele kommen genau wegen den 24-Stunden nach Spa, es wäre nicht gut für den Sport, wenn das Format noch angepasst würde», mahnte Bolliger. «Wenn die Sicherheit aber nicht zulässt zu fahren, muss man schauen, was sich ändern lässt. Die Fahrer müssen unvoreingenommen an die Sache herangehen und darüber nachdenken, dass es auch mal eine Sekunde langsamer geht.»

Zum aktuellen Geschehen äußerte sich der Kawasaki-Teamchef ebenfalls: «Wir sind kein Werksteam, wir sind privatunterstützt von Kawasaki Schweiz. Unsere Mittel sind natürlich beschränkt. Platz 4 in der WM sieht super aus, viele denken auch: ‚Die Schweizer, die sind auf Rosen gebettet‘. Aber auch wir müssen jeden Rappen umdrehen, denn das Ganze ist schwierig zu finanzieren. Mit den hohen Spritpreisen von 2,90 Euro pro Liter, wird es auch nicht einfacher.»

Am Donnerstag fuhr das Team eine 2:26,136 Minuten im ersten Qualifying. Pellijeff und Thöni waren die beiden schnellsten Fahrer für die Nummer 8, beide Zeiten kombiniert ergeben die Rundenzeit für die Startaufstellung. Zum Vergleich: Honda fuhr an der Spitze eine 2:20,405 min. «Ich sehe uns in der Startaufstellung zwischen Platz 10 und 15. Bei den Privatteams sollten wir damit recht weit vorne stehen. Die Top-7 sind sicher gesetzt, danach kommen einige sehr schnelle Privatiers.»

24h Spa, Ergebnis Qualifying 1 (2. Juni):
Pos Fahrer, Motorrad Klasse Zeit
1 F.C.C. TSR Honda France (Hook, Rea, Di Meglio), Honda CBR1000 RR-R EWC 2:20,405
2 YART – Yamaha Official Team EWC (Hanika, Fritz, Canepa), Yamaha YZF-R1 EWC 2:20,851
3 BMW Motorrad World Endurance (Reiterberger, Mikhalchik, Guarnoni), BMW M 1000 RR EWC 2:20,994
4 Yoshimura SERT Motul (Black, Simeon, Guintoli), Suzuki GSX-R1000 EWC 2:21,033
5 Webike SRC Kawasaki France (De Puniet, Masson, Marino), Kawasaki ZX-10R EWC 2:21,072
6 ERC Endurance Ducati (Davies, Fores, Checa), Ducati Panigale V4R
EWC 2:21,545
7 Tati Team Beringer (Techer, Arbel, Leblanc), Kawasaki ZX-10R  EWC 2:22,233 
8 Wojcik Racing Team EWC (Gines, Morais, Linfoot), Yamaha YZF-R1 EWC 2:22,453 
9 Viltais Racing Igol (Alt, Nigon, Odendaal), Yamaha YZF-R1
EWC 2:23,011 
10 Team Moto AIN (Corti, Perolari, Vinales), Yamaha YZF-R1 EWC 2:23,176 

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