Suzuka ohne Bolliger: «Ein Punkt für 10.000 Franken»
Bolliger Switzerland startet 2022 nicht in Suzuka
Das Bolliger Team Switzerland ist ein fester Bestandteil der FIM Endurance-Weltmeisterschaft. Gemeinsam mit Kawasaki feierte die Mannschaft aus der Schweiz bereits unzählige Erfolge, die Fans stehen hinter dem Projekt von Kevin Bolliger. Nach dem zweiten Saisonrennen in Spa steht das Team auf WM-Platz 6, sogar vor den großen Teams von Kawasaki und Ducati.
Doch es gibt eine traurige Gemeinsamkeit mit ERC Ducati: Wie das deutsche Team wird auch das Bolliger-Team nicht zum Rennen in Suzuka reisen. Das Verhältnis Kosten zu Nutzen ist zu unausgeglichen, wie Kevin Bolliger gegenüber SPEEDWEEK.com bestätigte.
«Es war eine harte Entscheidung. Wir sind ein Rennteam, unsere Bestimmung ist es, Rennen zu fahren. Dabei sollte ein finanzieller Aspekt nicht der Grund sein, dass man an einem Rennen nicht teilnehmen kann. Leider sind die Frachtkosten für das Rennen in Suzuka um etwa das Dreifache gestiegen. Auch die Ticketkosten haben sich verdoppelt», fasste der Schweizer zusammen.
Bolliger weiter: «Suzuka war schon immer eine kostspielige Angelegenheit, dennoch haben wir bereits 14 Mal teilgenommen als kleines Privatteam aus der Schweiz. Wir haben für Kawasaki immer die Fahne hochgehalten. Als Kawasaki werksseitig bei diesem Rennen nicht vertreten war, sind wir oftmals das beste Kawasaki-Team gewesen, mit Top-10-Ergebnissen. Für die Mechaniker und Fahrer ist es immer ein Plus, dort zu sein.»
Sollte Discovery Sports Events die privaten Teilnehmer besser unterstützen, damit so Rennen wie in Suzuka möglich sind? «Die großen Teams wie Yoshimura, F.C.C. oder YART haben ganz sicher andere Voraussetzungen wie Privatteams. Schon allein bei den Reifen stehen sie sehr stark da. Die Basis der Werksteams ist im Vergleich zu den Privatmannschaften ganz unterschiedlich», erklärte Bolliger. «Sei es finanziell, mit den Reifen oder Maschinen. Bridgestone entwickelt Reifen extra für Suzuka angepasst.»
«Wir würden sicher etwa zehn Punkte erzielen können. Wenn man aber die Punkte den Kosten gegenüberstellt, dann wäre ein Punkt mehr als 10.000 Franken wert», ging der Ruppoldsrieder ins Detail. «Ob es unseren Partnern gegenüber so gerechtfertigt wäre, wenn man das Geld so ausgibt, das ist fraglich.»
«Eine Unterstützung von den Organisatoren wäre sicher schön. Aber ob es nötig ist, kann ich nicht sagen. Ich kenne die Aspekte und Hintergründe nicht. Aber es wäre gut, wenn wir Privatteams auch etwas abbekommen würden, nicht nur die Werksteams, die für den Einsatz eines MotoGP-Fahrers sicherlich entlohnt werden. Oder plötzlich einen Serienpartner auf dem Bike stehen haben.»
Wie wichtig die privaten Teams in der EWC sind, das wird klar, wenn man auf die Anzahl der Werksteams schaut. «Am Ende machst du mit fünf oder sechs Werksteams keine Weltmeisterschaft. Man ist auf uns Privatteams angewiesen. Wir sind ein großer Teil der Show», stellte Kevin Bolliger klar, der das Team vor zwei Jahren von seinem Vater Hanspeter übernommen hat. «Was die Top-Teams zuletzt in Spa gezeigt haben, ist gigantisch, aber am Ende geht es über 24 Stunden, da kommen wir dann ins Spiel. Wir sind genauso wichtig wie die Werksteams, von daher wäre Unterstützung auch für uns extrem wichtig.»
Aktuell besteht die Langstrecken-WM aus drei 24-Stunden-Rennen und dem 8h in Suzuka. Ist das ein zu kleiner Kalender für eine Weltmeisterschaft? «In einem 24-Stunden-Rennen in Le Mans machen wir mehr Distanz als die MotoGP in allen Saisonrennen zusammen. Auch wenn es recht wenige Rennen sind, die Langstrecke darf auf dem gleichen Niveau angesehen werden wie die Superbike-WM oder die MotoGP», erwiderte der Schweizer.
«Leider bekommt sie nicht das gleiche Ansehen. Wir fahren immerhin die drei 24er. Früher gab es noch die kleinen Rennen, wie die 500 km von Assen oder die 200 Meilen von Imola und Vallelunga. Man ist auch eine Woche unterwegs, das Rennen wäre deutlich kürzer. Aber es würde der WM guttun. Das wäre auch für kleine Teams sehr attraktiv», ist sich Bolliger sicher. «FIM und Discovery sollten sich in diese Richtung etwas überlegen, dass man zumindest fünf Rennen im Kalender hätte. Zusätzlich dann Suzuka als Übersee-Event.»