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FIA WEC: Der Titelkampf ist wieder völlig offen

Von Oliver Müller
Noch auf Platz 1: Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas (v.li.)

Noch auf Platz 1: Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas (v.li.)

In der Fahrerwertung der Sportwagen-WM sind die Toyota-Piloten Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi dem führenden Porsche-Trio Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb mächtig auf die Pelle gerückt.

Der siebte von neun Saisonläufen der FIA WEC wurde mit den 6 Stunden von Fuji am vergangenen Wochenende absolviert. Und in Bezug auf die Gesamtwertung haben sich dabei einige Weichen nochmals umgestellt. Denn bislang deutete in der Fahrer-WM vieles auf einen (einigermassen) lockeren Durchmarsch des Porsche-Trios Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb hin. Hauptgrund dafür war deren Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans im Juni. Denn beim alljährlichen Saisonhighlight der FIA WEC werden ja bekanntlich doppelte Punkte vergeben. Obwohl erst drei Rennen absolviert waren, hatten die Porsche-Fahrer im Anschluss schon 39 Punkte Vorsprung auf die damals ersten Verfolger – das Audi-Trio Lucas di Grassi, Loïc Duval und Oliver Jarvis. Und die Toyota-Piloten Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi lagen lediglich einen weiteren Zähler dahinter.

Die grosse Führung kam für das Porsche-Trio selbst etwas überraschend. Denn beim Saisonauftakt im britischen Silverstone war man (im Vergleich) zu den Teamkollegen nicht wirklich auf Pace, kam aufgrund einiger Ausfälle im Rennen jedoch noch auf den zweiten Platz nach vorn. Im Anschluss an den Wertungsausschluss des ursprünglichen Gewinners (dem Audi von Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer) standen final sogar der Laufsieg und somit 25 Punkte zu Buche. Ähnlich kurios lief der zweite Lauf in Spa-Francorchamps: Mit Problemen am Hybrid-System rollte der Porsche von Jani/Dumas/Lieb nur durch die sechs Stunden durch – landete aber aufgrund der vielen technischen Probleme bei der LMP1-Konkurrenz noch auf Platz zwei. Und heimste so weitere 18 Zähler ein.

Somit galt es nach dem doppelten Punktegewinn von Le Mans, eigentlich nur noch den Vorsprung zu verteidigen - sprich in den Rennen nicht immer volles Risiko zu gehen und mit jeweils guten Punkten in Richtung Titel zu fahren. Eine Taktik, die gerade im Langstrecken-Rennsport absolut üblich ist. Platz vier am Nürburgring, in Mexiko und in Austin sowie P5 in Fuji (und kumuliert lediglich 46 Punkte) waren die Folge.

Nicht zuletzt durch den Sieg am Wochenende in Fuji schafften es Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi somit aber auch bis auf 23 Punkte an die Langzeit-Führenden heranzukommen. Bei noch insgesamt 52 zu verteilenden Zählern kommt in den beiden letzten Saisonläufen in Shanghai (06. November) und Bahrain (19. November) im Titelkampf also nochmals unerwartete Spannung auf. Oder anders herum ausgedrückt: Mit weiteren vierten/fünften Plätzen wird es für Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb eng werden mit dem Fahrer-WM-Titel. Insbesondere deswegen, weil Toyota im Laufe der Saison inzwischen auch mit dem (aktuell verwendeten) Aerodynamik-Paket des TS050 Hybrid auf Pace gekommen ist.

Beispielrechnung: Das Toyota-Trio schaffte in den drei letzten Rennen zwei Mal P3 und einen Sieg. Würde man diese Ausbeute auch für die beiden kommende Läufe prognostizieren – also beispielsweise einen weiteren Sieg und einen dritten Platz, so kämen sie auf final 157 Punkte.
Würden Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb auf dem zuletzt gezeigten Platzierungsniveau bleiben (also ein Mal P4 und einmal P5), so würden sie in der Endbrechung bei 162 Zähler landen – und somit lediglich fünf vor dem Toyota-Trio.

Somit ist klar: Der Titelkampf in der Fahrer-WM wird sich nochmals zuspitzen. Taktische Spiele könnten hierbei der Vergangenheit angehören, sodass es nur mit Vollgas-Fahren am Ende für die grosse Trophäe reichen könnte. Nicht der schlechteste Ausblick auf Shanghai und Bahrain...

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