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Marcel Fässler: Im Herzen schlummert noch viel Feuer

Kolumne von Marcel Fässler
Marcel Fässler

Marcel Fässler

In seiner Kolumne bei SPEEDWEEK.com gibt LMP1-Fahrer Marcel Fässler regelmässig Einblicke in seine Auftritte mit Audi in der Sportwagen-WM (FIA WEC). Dieses Mal ging es zum 6h-Rennen nach Shanghai.

Hallo, liebe Leser von SPEEDWEEK,

ich freue mich, Euch auch diese Woche wieder von meinen Einsätzen in der Sportwagen-WM berichten zu können. Wie ihr sicher wisst, hat Audi vor kurzem seinen Ausstieg aus der LMP-Szene verkündet. Das war auch für uns Piloten eine erschreckende Nachricht und hat uns ziemlich überrascht.
Wir haben es alle gemeinsam von Audi-Motorsportchef Dr. Ullrich erfahren. Wenig später wurde der Abschied dann öffentlich verkündet.

Die Jahre im Audi-LMP waren für mich etwas ganz Besonders. Begonnen mit dem R10 habe ich alle Modelle pilotieren dürfen - und jedes Einzelne hatte seinen ganz speziellen Charakter. Am R10, den ich 2008 fuhr, hat mich vor allem das Drehmoment beeindruckt. Die Kraft, die den Wagen angetrieben hat, war schon extrem und kann mit Worten eigentlich gar nicht beschrieben werden.
Der R15 war sicherlich am schwierigsten zu fahren. Im Grenzbereich war das Fenster, in dem der Wagen am besten funktionierte, vergleichsweise einfach etwas kleiner. Der Schritt zum R18 stellte die grösste Revolution dar. Denn wir wechselten vom offenen zum geschlossen Cockpit.
Das beste Auto hatten wir meiner Meinung nach in den letzten beiden Jahren. Schon allein einfach weil die Entwicklung immer weiter ging und so jedes Mal ein Fortschritt erzielt werden konnte. Gerade vor einigen Wochen in Austin habe ich während der Qualifikation aus dem Auto heraus gefunkt, dass ich mich wie in einer Rakete fühlen würde. Da hatte ich ein richtiges Strahlen im Gesicht. Grundsätzlich haben mir aber alle Audi-LMP1 riesigen Spass bereitet.

Wie es mit mir persönlich weiter geht, kann ich aktuell noch nicht sagen. Fakt ist: Ich bin noch immer bei Audi unter Vertrag, so dass wir uns in der nächsten Zeit zusammen setzen und meine Zukunft besprechen werden. In den nächsten Wochen wird dazu sicherlich eine Entscheidung getroffen. Klar ist aber auch, dass ich auf jeden Fall weiter Rennen fahren möchte. Ich fühle mich sehr fit und bin auch immer noch schnell genug, um den Helm noch nicht an den Nagel zu hängen. Dafür schlummert in meinem Herzen noch zu viel Feuer.

Der Rückblick auf das Rennwochenende in Shanghai fällt leider erneut enttäuschend aus. In der Qualifikation waren wir von der absoluten Rundenzeit zwar bei der Musik mit dabei, doch unsere Strategie war es, Reifen für das Rennen zu sparen. Dadurch konnte Ben die Zeit nicht mehr verbessern und wir landeten nur auf Startplatz fünf.

Im Rennen hatten wir anfangs Probleme, das Ganze richtig zum Laufen zu bekommen. Und dann gab es auch noch eine leichte Kollision mit dem Schwesterwagen, die eine Beschädigung am Bodywork zur Folge hatte. Wir dachten zunächst an nichts Schlimmes. Doch beim nächsten Boxenstopp wurde klar, dass der pneumatische Wagenheber nicht funktionierte, was einen Reifenwechsel unmöglich machte. Als ich nach ca. 25 Minuten Reparatur wieder einstieg, konnte ich leider auch nicht wirklich Vollgas geben. Grund war, wir wollten Sprit sparen, um einen Splash-and-Dash zum Rennende zu vermeiden. Diese Taktik stellte sich als richtig heraus, denn letztendlich schafften wir noch Gesamtrang sechs. Allerdings war das ganz und gar nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht hatten. 

Beim Saisonfinale in Bahrain möchten wir aber endlich noch mal ein Highlight setzen und das Audi-LMP-Programm mit einem Sieg verabschieden. Im Team sind alle weiterhin top motiviert und werden ihr Bestes geben.

Danach hört ihr wieder von mir,
Euer Marcel Fässler


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