Formel 1: FIA spricht Urteil

6h Spa-Francorchamps: Das erwartet uns im Rennen

Von Martina Müller
Beim zweiten Lauf der Sportwagen-WM (FIA WEC) in Spa-Francorchamps werden Toyota und Porsche ganz eng beisammen liegen. In der GTE-Klasse haben Ferrari, Ford und Porsche beste Siegeschancen - Aston Martin eher nicht.

Ganz klar: Das anstehende 6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps wird eine ordentliche Portion an Spannung mit sich bringen. Denn, das hat insbesondere die Qualifikation gezeigt, die Werks-LMP1 von Porsche und Toyota liegen richtig dicht beieinander. «Ich erwarte einen engen Fünfkampf – und diesen über die volle Distanz», ist Porsche-Fahrer Timo Bernhard, trotz Platz fünf in der Qualifikation sehr zuversichtlich. «Bisher hatte ich in Spa drei Mal die Pole-Position geholt, einmal mit Audi und zwei mal mit Porsche, doch im Rennen irgendwie immer Pech gehabt. Ich hätte nichts dagegen, wenn es dieses Jahr genau anders herum läuft.» Warum der Deutsche so optimistisch ist liegt auf der Hand: Porsche hat zwischen den freien Trainingssitzungen und der Qualifikation ordentlich Pace gefunden. «Da haben wir uns selbst ein bisschen überrascht. Eine 1:53er Runde hätte ich nie erwartet. Ich dachte zunächst, da ist etwas an meiner Cockpit-Anzeige nicht in Ordnung als ich die Zeit gesehen hatte», schmunzelte Neel Jani, dessen 919 Hybrid sogar von der Pole-Position aus in das Rennen gehen wird.

«In der Qualifikation war richtig viel Gummi auf der Strecke, sodass wir volle Pulle durch die Kurven fahren konnten. Das hat extrem viel Spaß gemacht», meint Jani weiter. Gerade den beiden Porsche, die in Spa-Francorchamps bekanntlich mit der Le-Mans-Aero auflaufen, könnte das im Rennverlauf ansteigende Grip-Level entgegen kommen. Genauso wie dem dritten Toyota von Stéphane Sarrazin/Yuji Kunimoto/Nicolas Lapierre, der ebenfalls schon das Low-Downforce-Kit montiert bekam. «Der #9 Toyota könnte eine Überraschung sein», ist sich auch Jani bewusst. Das sieht Nicolas Lapierre ähnlich. «Wir haben nicht so viele Einstellmöglichkeiten in unserem Kit. Somit fahren wir mit extrem wenig Downforce. Doch je mehr der Gummi auf der Ideallinie liegt, desto besser ist es für uns, da wir dadurch natürlich sehr viel weniger rutschen.» Dies erklärt auch, warum sich das Zeiten-Niveau dieses Toyota in jeder Trainingssession verbessert hat. «Und natürlich ist der Rennsieg unser großes Ziel», ergänzt Teamkollege Kunimoto und wischt damit gleichzeitig eine mögliche Teamorder vom Tisch. Vor allem im ersten und dritten Sektor (also dort, wo Top-Speed gefragt ist), war der Le-Mans-Toyota bislang eine Macht.

Doch auch die beiden Vollzeit-WEC-TS050 sollten hoch eingeschätzt werden. «Wir sind vor allem im kurvigen zweiten Sektor sehr stark. Wenn wir im Mittelsektor immer ein bisschen wegfahren können, sollten uns die Anderen auf der Geraden nicht überholen können», erklärt Mike Conway. «Vor allem mit den Reifen sind wir sehr gut aufgestellt. Das hilft natürlich bei den Doppelstints.»

Doch auch Porsche sollte über die Renndistanz top aufgestellt sein.«Schon in Silverstone hat man gesehen, dass unsere Longrun-Pace super ist», beschreibt Timo Bernhard die Stärken des Porsche 919 Hybrid im Rennen. Dieses kombiniert mit den schnellen Boxenstopps könnte im Verhältnis zu Toyota den Schlüssel zum Sieg für den Weissacher Hersteller sein.

Auch in der GTE-Klasse steht in Spa-Francorchamps das Thema Reifen im Vordergrund. Denn am Rennsamstag wird es im Vergleich zu den Tagen davor, sehr viel wärmer werden. «Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein, weil dein Reifen dann vielleicht viel schneller ins Fenster kommt», meint Ford-Pilot Stefan Mücke. «Deswegen ist es sehr schwer, eine Prognose abzugeben. Gerade weil es in Silverstone etwas kälter war, wissen alle noch nicht ganz genau, wie der Reifenabbau tatsächlich ist. Da tappen sicherlich alle Teams noch ein wenig im Dunkeln.»

Dem kann Ferrari-Werksfahrer Davide Rigon nur beipflichten. «Entscheidend wird das Reifen-Management über den Doppelstint sein. Doch da fühlen wir uns sehr zuversichtlich. Die Strecke im Spa liegt dem Ferrari immer schon sehr gut. Ich weiß nicht warum. Wir pushen genauso wie in Silverstone, doch hier sind wird einfach schneller. Aber auch der Ford wird auf jeden Fall sehr stark sein.»

Im Renntrimm sollte auch der GT-Porsche nicht unterschätzt werden. Denn schon in Silverstone hatten die 911 RSR zwischen Qualifikation und Rennen nochmals mächtig zulegen können. «Wir gehen davon aus, dass dies auch dieses Mal wieder der Fall sein wird», ist Kévin Erste gegenüber SPEEDWEEK.com überzeugt. «Die Reifenstrategie entscheidet dieses Jahr hier alles über Sieg oder Niederlage – und nicht die Qualifikation.» Lediglich bei Aston Martin rechnet man sich für Spa-Francorchamps keine Siegeschance aus. «Das wäre ein Wunder», ist Marco Sørensen offen. «Aktuell gibt es nicht wirklich viel, dass uns positiv stimmt. Wir sind vielleicht auf den Geraden etwas besser. Aber das, was wir dort gewinnen, machen die Anderen in den Kurven fünfmal wieder wett.»

Dinge, die es im Rennen zu beobachten gilt:
  • Wie entwickelt sich das Zeiten-Niveau des #9 Toyota mit zunehmender Renndistanz und höherem Grip-Level?

  • Wie gut ist das neu zusammengestellt Trio Sarrazin/Kunimoto/Lapierre bereits eingespielt?

  • Werden Conway/Kobayashi als einziges Piloten-Duo der LMP1-Klasse gut über die Distanz kommen?

  • Hat Toyota auf die starken Porsche-Reifenwechsel von Silverstone reagiert und einen neuen Boxenstopp-Ablauf einstudiert?

  • Welche Einfluss werden die unterschiedlichen Temperaturen am Nachmittag (warm) und am Abend (kalt) haben?

  • Kann Ferrari seine gute Quali-Pace auch im Rennen umsetzen?

  • Wir der GT-Porsche wie schon in Silverstone und der IMSA zu Rennende noch weiter zulegen können?

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