Schanghai: Toyota bei Reifen und Sprit im Vorteil?
Fällt die Entscheidung in China an der Box?
So vielversprechend sah es für Toyota in der Sportwagen-WM FIA WEC in diesem Jahr noch nicht aus: Alex Wurz stellte seinen Toyota TS030 in Schanghai auf die Pole Position. Erstmals seit dem Saisonstart im April in Silverstone lag damit wieder ein Toyota vor einen Audi, in England hatte Toyota die Pole aber im wesentlichem der Witterung zu verdanken. In China fuhr Wurz die Pole jetzt Dank mit guter Performance heraus. Am Ende lag die Durchschnittszeit von Wurz/Lapierre über vier Runden zwar nur 0,089 Sekunden vor dem Schnitt von Fässler/Treluyer im Audi, doch beim Blick auf die absoluten Rundenzeiten wird deutlich. Wurz war auf seiner schnellsten Runde (1:47,538 Min.) knapp eine halbe Sekunde schneller als Fässler (1:48,012 Min.), der schnellster Audi-Pilot im Qualifying war.
Toyota macht sich auf der Strecke von Schanghai, die dem TS030 so liegt wie keine Zweite im Kalender, grosse Hoffnungen. China-Vorjahressieger Nico Lapierre: «Wir haben heute im freien Training schon gesehen, dass unser Auto im long-run schnell war, es könnte also ein gutes Rennen geben. Das Rennen wird von der Strategie dominiert, ganz sicher von der Reifenstrategie. Im Rennen sind wir eigentlich sogar immer etwas besser als im Qualifying, und da ist es für uns schon gut gelaufen.»
Die Reifen werden der entscheidende Faktor bei den 6h von Schanghai sein, und das nicht alleine aufgrund des reifenmordenden Asphalts. In Austin konnte Audi die Reifen bei recht hohen Temperaturen im Rennen zwischen 24 und 29 Grad im Gegensatz zu Toyota nicht Doppel-Stinten. Das brachte Toyota in den USA in den Kampf um den Sieg, obwohl die Japaner dort im Gegensatz zu Shanghai beim Speed nicht auf Augenhöhe mit den Ingolstädtern agierten. Im Rennen am Samstag werden in China Temperaturen im gleichen Fenster wie in Austin erwartet. «Unser größtes Thema ist, die Reifen über die Distanz gut zu behandeln», sagt auch WM-Leader Allan McNish, der am Samstag vorzeitig den WM-Titel holen kann.
Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich macht noch auf einen anderen Umstand aufmerksam, der seinen R18 e-tron quattro das Leben im Rennen schwer machen kann: «Die Voraussetzungen für das Rennen sind schwierig: Wir haben keinen Vorteil in Sachen Rundenzeit und noch dazu einen Nachteil wegen des kleineren Tankvolumens.»
Dem Audi-Sportchef liegt immer noch der um fünf Liter größere Tank, den Toyota vor Le Mans zugestanden bekommen hat, schwer im Magen. Toyota hat in den 6h-Rennen daraus bisher noch keinen Vorteil ziehen können, doch wenn die Japaner in China auf Augenhöhe mit Audi kämpfen, könnte das der entscheidende Joker werden. Ob Reifenverschleiss oder Tankgrösse: Es könnte sich lohnen am Samstag den Wecker zu stellen, um 04:00 Uhr geht’s los.