Sorgen um Nissan LMP1: Alles noch schlimmer?
Nissan ist offenbar jedes Mittel recht, um Aufmerksamkeit zu schinden. Beim Saisonstart der Sportwagen-WM FIA WEC in Silverstone waren die Japaner am Wochenende bekanntlich nicht am Start, der neue LMP1-Sportwagen GT-R LM Nismo mit Frontantrieb und Frontmotor soll in Le Mans erstmals bei einem WEC-Lauf starten. Die Absage des Saisonstarts hielt Nissan aber nicht davon ab, zwei Showcars des LMP1 zu platzieren, eine Hospitality im Fahrerlager aufzubauen, einen Teil der Fahrer vor Ort zu haben und über das Wochenende täglich Presserunden zu veranstalten.
In einer der Medienrunden stellten sich auch Sportchef Darren Cox und Technikchef Ben Bowlby in einer Veranstaltung, die ebenso skurril war, wie der Frontmotor-Nissan selbst. Da die Wetterlage über dem Atlantik vereitelte, dass Cox und Bowlby vom Nissan-LMP1-Teamsitz in Indianapolis nach Silverstone reisen konnte, erklärte Nissan den erstaunten anwesenden Journalisten, mal schalte beide per Skype-Videocall zu. Bei wackliger Internetleitung im Hospi-Truck im Fahrerlager war das Unterfangen zum Scheitern verurteilt, schliesslich gaben beide telefonisch und gutgelaunt Auskunft über den Stand der Dinge. Dass, was die Nissan-Manager von sich gaben, hätte ihnen eigentlich die gute Laune verderben müssen.
Sechs Wochen vor dem Le-Mans-Testtag am 30. Mai hat der GT-R LM Nismo 3.800 km Testkilometer absolviert, offenbarte Bowlby. Eine vernichtende Zahl, die LMP1-Konkurrenz von Nissan hat das Testen mit ihren neuen Prototypen später angefangen, ist aber mit 30.000 oder mehr Testkilometern zum Saisonstart nach Silverstone gereist. Die bisher zurückgelegt Distanz von Nissan über einen Zeitraum von mehr als vier Monaten ist weniger als das, was Audi, Porsche oder Toyota für gewöhnlich bei einem einzigem Test abspulen.
Das technische Paket des GT-R LM Nismo hat Nissan nach Angaben von Bowlby nun fixiert, daran soll es keine Änderungen mehr geben. In dieser Woche steht ein weiterer Test in Kentucky an, bei es vorrangig darum gehen soll, Laufzeit auf das Auto zu bekommen. Bereits in der vergangenen Woche testete Nissan drei Tage auf dem GM-Testgelände nahe der Corvette-Fabrik in Bowling Green, Kentucky, hatte aber Pech mit schlechtem Wetter.
In welcher Hybridklasse Nissan startet, ist weiter offen. «Wir werden das final nach dem Test in dieser Woche entscheiden», so Bowlby.
Das Hybridsystem macht Nissan weiterhin die grössten Sorgen. «Uns bereitet das Hybridsystem grosse Kopfschmerzen. Aufgrund unseres technischen Konzeptes benötigen wir ein sehr leistungsstarkes Hybridsystem. Wir kämpfen sehr mit dem System.»
Kann Nissan in der wenigen verbleibenden Zeit bis zum Renndebüt in Le Mans sicherstellen, dass die Hybridtechnik funktioniert?
Bowlby: «Wir sind uns über nichts sicher.»