Gian Paolo Dallara: «Kann Sebastian Vettel warten?»
Sebastian Vettel muss eine Geduldsprobe bei Ferrari durchstehen
Seit einiger Zeit kursieren im italienischen Blätterwald Gerüchte über eine Partnerschaft zwischen dem ältesten Formel-1-Team der Welt und der italienischen Rennwagenschmiede Dallara aus Varano de' Melegari. Doch Firmengründer und Namensgeber Gian Paolo Dallara verweist diese Geschichten im Gespräch mit den Kollegen der Zeitung «Corriere della Sera» ins Reich der Fabeln.
Der Italiener räumt zwar ein, dass eine Zusammenarbeit mit dem Autobauer aus Maranello bestehe. Doch diese betreffe nur die Produktion der Strassensportler mit dem springenden Pferdchen auf der Haube. «Die Partnerschaft sieht die Belieferung von Karbonteilen sowie aerodynamische Messungen für Sportwagen vor», erklärt er.
In der Formel 1 ist Dallara einzig als Partner des Neueinsteigers Haas vertreten. Und dieses pflegt wiederum eine enge Zusammenarbeit mit dem Ferrari-Team, das den Antriebsstrang für die Haas-Renner liefert. Trotzdem gäbe es keinen Technologie- oder Informationstransfer, betont Dallara weiter: «Das sind zwei verschiedene Welten. Wir arbeiten unter der Leitung von Rob Taylor und Ben Agathangelou für das Haas-Team, das seinerseits den Antriebsstrang und andere Teile aus Maranello bezieht.»
Der 79-Jährige äussert sich natürlich auch zur vermeintlichen Krise von Ferrari-Star Sebastian Vettel, der in diesem Jahr noch keinen Sieg erringen konnte und nach vier Nullern derzeit den sechsten WM-Platz belegt: «Er leidet unter dem Frust, den alle haben, die gewinnen wollen, aber nicht können. Wir müssen abwarten und schauen, ob er warten kann. Fernando Alonso war zum Beispiel nicht in der Lage dazu.»
Dallara weiss: «Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist Geduld. Aber ich habe auch schon längere Ferrari-Durststrecken erlebt.» Und mit Blick auf die neuen Formel-1-Besitzer Liberty Media, welche die Privilegien von Ferrari bei der Verteilung der Rechte-Einnahmen an die Formel-1-Teams beschneiden wollen, warnt er: «Die neuen Besitzer sollten sich mit Ferrari gut stellen, oder die Formel-1-Welt wird kollabieren. Ohne das Cavallino stirbt die Formel 1. Mercedes kann sie nicht retten, wenn Ferrari sich zurückzieht, wird keiner mehr Notiz von der Formel 1 nehmen.»