Ron Dennis: «Sind alle irgendwann mental erschöpft»
Ron Dennis: «Ich möchte sehen, wie es Jenson Button in vier Monaten geht»
Ron Dennis nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Leistung seines eigenen McLaren-Rennstalls geht. So überraschte das Team-Oberhaupt auch nicht, als es im Interview mit den Kollegen von Sky Sports F1 festhielt: «Auf einer Skala von Eins bis Zehn würde ich uns derzeit etwa bei Fünf sehen. Wir sind einfach nicht gut genug.»
Und der strenge Brite stellte klar, mit welchem Selbstverständnis sein Team in der Formel-1-Weltmeisterschaft antritt: «Wir sind hier, um Rennen zu gewinnen. Und das tun wir derzeit nicht. Aber wir bewegen uns sicherlich in die richtige Richtung.»
Die umfassenden Regeländerungen, die ab 2017 für eine spektakulärere Königsklasse sorgen sollen, bieten dem Traditionsrennstall aus Woking eine Chance, nach vorne zu kommen. Doch nicht nur diese stimmen Dennis zuversichtlich. Er verrät: «Unsere neue Antriebseinheit läuft nun auf den Prüfständen – das heisst, wir sind einige Monate früher dran als bei der Entwicklung des diesjährigen Triebwerks. Zudem sollen die Autos bis zu sechs Sekunden pro Runde schneller werden. Ich bin überzeugt, dass sich die grossen Rennfahrer dann hervortun werden.»
Mit Dennis' Schützling Jenson Button tritt ein grosser Name der Formel 1 in die zweite Reihe, um Platz zu schaffen für den schnellen Belgier Stoffel Vandoorne. Der Weltmeister von 2009 schliesst eine Rückkehr für 2017 nicht aus. Und Dennis bestätigt: «Wir sind alle irgendwann mental erschöpft. Bei den Rennfahrern kommt die körperliche Erschöpfung dazu. Ich will erst einmal sehen, wie es Jenson in vier Monaten geht. Ich bin mir sicher, dass er dann schon wieder ziemlich gelangweilt und hungrig auf die Formel 1 ist. Die Möglichkeit zur Rückkehr besteht. Und deshalb wird er im Team auch überall involviert.»
«Die Chance, weiterhin mit ihm zusammenzuarbeiten mussten wir nutzen, auch um zu verhindern, dass er zu einem anderen Team geht. Deshalb haben wir ihn unter Vertrag genommen. Ich kann nicht voraussehen, was 2017 passiert. Aber es ist sicher kein allzu grosses Problem, dass wir mit Fernando Alonso, Jenson Button und Stoffel Vandoorne drei grossartige Rennfahrer in unseren Reihen wissen», betonte der Chef der McLaren-Gruppe weiter.
Weniger klar fällt die Antwort des 69-Jährigen aus, wenn es um die Gerüchte über Verkaufsverhandlungen mit dem Technologie-Riesen Apple geht: «Wir sind eine Technologie-Gruppe, zu der das Rennteam gehört. Und der Technologie-Bereich wächst sehr stark, da haben wir viele multinationale Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir sprechen nicht über diese Partnerschaften, deshalb kann ich da nichts bestätigen oder dementieren. Fakt ist: Das Technologie-Geschäft läuft richtig gut, und beim Formel-1-Team geht es voran.»
Kein Wunder, denkt Dennis da nicht ans Aufhören: «Ich bin noch am Rennplatz unterwegs, aber nicht mehr in Team-Kleidung, um das mal zu betonen. Ich habe das kleine Problem, dass ich mich wie 30 fühle, wenn ich am Morgen aufstehe und mit geschlossenen Augen vor dem Spiegel stehe. Doch wenn ich die Augen öffne, realisiere ich gleich, dass ich auf die 70 zugehe.»
«Die ganze Technologie-Gruppe auszubauen, hat eine neue Dimension in meiner Karriere gebracht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass neben meinem Namen je die Worte 'in Rente' stehen werden. Ich habe immer noch einen Anspruch, der sich mit den Jahren aber leicht verändert hat. Früher hatte ich das Ziel, dass auf meinem Grabstein stehen wird: Hier liegt ein erfolgreicher Unternehmer. Heute will ich, dass da steht: Hier liegt ein erfolgreicher Unternehmer, der bis zu seinem Tod ehrgeizig war. Der Ehrgeiz treibt mich an. Und ich denke, das Ganze entwickelt sich in die richtige Richtung.»