Christian Horner: Bahrain-Test sinnvoll, nach dem GP!
Testfahrten in Bahrain
Noch immer ist nicht restlos klar, ob die beiden Wintertests 2017 wirklich in Barcelona stattfinden werden. Denn Mercedes-Benz und Ferrari lobbyieren für Testfahrten in Bahrain. Weil dort ihrer Meinung nach mehr relevante Erkenntnisse gesammelt werden können.
Die anderen Teams sind aus Kostengründen gegen Testfahrten in Bahrain. Die FIA hält sich heraus: Das sollen die Rennställe untereinander ausmachen, heisst es seitens des Autoverbands.
Dabei hatten wir das alles schon mal. Formel-1-Alleinausrüster Pirelli hatte zu Beginn der Saison 2013 nach den Wintertestfahrten geschimpft, man habe im viel zu kalten Jerez über die neuen Reifen so gut wie nichts lernen können. Und auch in Barcelona war das Wetter unfreundlich. Teamverantwortliche und Piloten stimmten in das Gezeter mit ein, man brauche unbedingt Probefahrten unter Wettersicherheit und Verhältnissen, wie sie später bei den Grossen Preisen von Australien oder Bahrain angetroffen werden.
Nach dem Aufgalopp in Andalusien Ende Januar 2014 wurde dann acht Tage lang in der Wüste Sakhir (Bahrain) getestet. Die Araber erwiesen sich als vorbildliche Gastgeber. Es gab Sonne satt, doch schon nach kurzer Zeit ging die Grummelei los.
Paul Hembery war inzwischen aufgefallen: «Bahrain ist viel weiter von allem entfernt als Spanien, also ist dieser Testort auch teurer. Logistisch ist Bahrain ein Alptraum. Wenn du ein Problem hast, dann nimmt es viel mehr Zeit in Anspruch, Teile auszufliegen oder neue kommen zu lassen. Der Flug dauert sechs Stunden und nicht zwei. Das hat bei Red Bull Racing und auch bei anderen Teams zu grossen Verzögerungen geführt.»
Die Wintertests 2015 fanden erneut in Jerez statt (vier Tage), dann gab es zwei Viertagestests in Barcelona. Vor der Saison 2016 wurden die Wintertests auf acht Tage verringert, alle davon auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.
Nun aber will Paul Hembery hinsichtlich der Umstellung auf fettere Reifen 2017 wieder in die Wüste zurück, mit Unterstützung von Mercedes-Benz und Ferrari. Der Konkurrenz schaudert.
Rémi Taffin, Operationsleiter von Renault: «Aber das hatten wir doch alles schon mal. Jeder weiss, welche finanziellen und personellen Ressourcen ein solcher Test bindet.»
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Es gab doch gute Gründe, wieso wir von solchen Testfahrten abgekommen sind. Wir versuchen, Kosten einzudämmen, dann wird die Möglichkeit eines solchen Tests in den Raum gestellt.»
Williams-Technikchef Pat Symonds: «Ein Flug von London nach Barcelona kostete fünfzig Pfund. Ich glaube nicht, dass ich für diesen Betrag nach Arabien komme. Es wäre gescheiter, Tests an Rennen zu koppeln. Früher haben wir vor dem Saisonstart in Brasilien getestet. Das Gleiche wurde in Südafrika getan.»
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner findet: «Wir haben Pirelli ein Übergangsfahrzeug gebaut und bezahlen auch den Einsatz dieses Wagens. Wenn Pirelli mehr Erfahrung bei warmen Bedinungen sammeln will, dann sollen sie auch die Kosten mittragen. Je nach Logistik reden wir hier pro Team von einem Aufwand im Bereich einer Dreiviertelmillion. Ich finde es unfair, den Teams diese Kosten aufzubürden. Ich verstehe auch die Notwendigkeit nicht – Melbourne kann ziemlich kühl sein, China ebenfalls, Bahrain ist heutzutage ein Nachtrennen und auch Russland ist nicht eben ein Hitze-GP. Vernünftig wäre es vielmehr, nach dem Bahrain-GP dort zu bleiben und zu testen. Wenn das ganze Material ohnehin dort ist.»
Die Rennstallchefs werden sich im Rahmen des USA-GP in Austin (Texas) weiter über das Thema Wintertests unterhalten.
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