Franz Tost (Toro Rosso): «Talent hat immer Priorität»
Franz Tost
Carlos Sainz stand schon etwas länger als Fahrer für 2017 fest, am vergangenen Wochenende durfte auch Daniil Kvyat aufatmen: Auch der Russe bleibt in der kommenden Saison an Bord.
Und das nach einer für ihn sehr schwierigen Saison mit der Degradierung und einigen sportlichen Enttäuschungen. «Er hat das Cockpit verdient. Er hat in den letzten Rennen einige großartige Vorstellungen gezeigt», sagte Teamchef Franz Tost formula1.com.
Doch das war nicht der einzige Grund, mit der Entscheidung, die laut Tost schon länger feststand, an die Öffentlichkeit zu gehen. «Wir wollten die Gerüchte beenden und Stabilität ins Team bringen für die letzten Rennen», so Tost.
Doch wie gehen die Verantwortlichen grundsätzlich bei der Fahrerwahl vor? «Das Talent hat oberste Priorität», betonte Tost: «Red Bull würde niemals finanziellen Gründen einen Fahrer zweiter Klasse verpflichten.» Auch wenn es natürlich bei vielen Teams um eben jene Paydriver geht, die Sponsorengelder mitbringen und im Idealfall auch noch halbwegs Auto fahren können. Marketinggründe können eine weitere Rolle spielen bei diesen Überlegungen.
«Diese Aspekte alle unter einen Hut zu bringen ist manchmal nicht so einfach. Ich kann mich an Saisons erinnern, als die Teams bis zur letztmöglichen Sekunden gewartet haben, sogar bis sie zum Rennen geflogen sind», so Tost, der zudem daran erinnerte, dass Paydriver nicht unbedingt ein Phänomen der Neuzeit sind. «Es war nie anders. Niki Lauda hat Geld mitgebracht um einen March zu fahren – ein sehr mittelmäßiges Auto damals. Oder nehmen Sie Nelson Piquet: Parmalat Brazil war sein Unterstützer und hat sich für ihn eingesetzt. Es hat sich also nichts geändert. Die Leute vergessen das gerne.»
Sollten bei den Überlegungen nicht alle Punkte passen, komme es auf die Philosophie des Teams an. Ist das Talent groß, die finanziellen Mittel aber klein? Bringt der Fahrer viel Geld mit, ist aber mit weniger Talent gesegnet? «Dann kommt es darauf an, ob man den stärksten Fahrer nimmt und hofft, die finanziellen Aspekte während der Saison lösen zu können, oder man ist finanziell auf der sicheren Seite, hat dafür aber nicht den besten Fahrer», so Tost.
Tost weiter: «Geld spielt in der Formel 1 immer eine Rolle. Und natürlich müssen die Mittelfeld-Teams oder die sogenannten Hinterbänkler-Teams das bestmögliche Paket finden, weil es dabei oft ums Ganze geht. Und es hat sich etwas geändert: Inzwischen versuchen die Topteams die Fahrerwahl der Mittelfeldteams zu beeinflussen. Es geht also alles in allem darum, die richtige Wahl im richtigen Moment zu treffen.»