Mexiko-GP: 51. Formel-1-Sieg von Lewis Hamilton
Den Grundstein für seinen Erfolg legte Lewis Hamilton schon beim Start
Für das Renault- und das Haas-Team gab es schon vor dem Start zum drittletzten GP des Jahres eine Hiobsbotschaft. Diejenige für die Franzosen folgte schon Tags zuvor im dritten freien Training. Denn durch eine etwas zu optimistische Fahrt über die Randsteine beschädigte sich Formel-1-Rookie Jolyon Palmer sein Chassis, das nicht repariert werden konnte. Der daraus resultierende Chassis-Wechsel hatte zur Folge, dass der Brite vom Ende des Feldes starten musste.
Auch Haas-Pilot Romain Grosjean musste das Rennen von der Boxengasse in Angriff nehmen. Denn an seinem Renner musste nach dem Qualifying der Unterboden gewechselt werden. Immerhin musste der Genfer keinen guten Startplatz hergeben – er wäre ohnehin nur von der 21. Position ins Rennen gegangen.
Beim Start waren alle Augen natürlich auf die erste Startreihe gerichtet. Denn dort standen mit den beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg auch die einzigen Fahrer im Feld, die noch eine Chance auf den WM-Titel haben – wobei der Deutsche die WM vor dem Rennen noch mit 26 WM-Punkten angeführt hatte.
Das bedeutet: Rosberg hatte die Chance, den Titel bei einem Sieg zu holen, sollte Hamilton nicht besser als Zehnter werden. Doch der dreifache Champion hatte sich mit der Pole-Position die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Rennen geschaffen. Und sein Teamkollege war nicht die einzige Sorge von Rosberg, denn im Rücken der beiden Mercedes-Fahrer lauerten die beiden Red Bull Racing-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo auf der schnelleren Reifenmischung.
Turbulenter Start
Rosberg erwischte einen guten Start, doch Hamilton behielt die Führung, auch wenn er in der ersten Kurve übers Ziel hinausschoss und die Strecke verliess. Hinter ihm kamen sich Rosberg und Verstappen nahe, weil der Red Bull Racing-Überflieger dem Silberpfeil keinen Platz liess, musste dieser durchs Gras und kam aber vor dem Teenager wieder raus. Wobei der Deutsche die Nase vorn behielt. Die Regelhüter sahen sich diese Szene an und entschieden, keinem der beiden Streithähne eine Strafe zu geben.
Weiter hinten krachte es richtig: Lokalmatador Esteban Gutiérrez ging beim Start etwas zu optimistisch vor und schubste Pascal Wehrlein in dessen Gegner Marcus Ericsson hinein. Während der Schwede Glück hatte und weiterfahren konnte, war das Rennen für den Manor-Piloten schon gelaufen.
Das sorgte für eine virtuelle Safety-Car-Phase, die erst nach der dritten Runde vorbei war. Hamilton führte das Feld auch nach dem Re-Start vor Rosberg und Verstappen an. Dahinter folgten Nico Hülkenberg, Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Sebastian Vettel – der nach dem Start einen Reifenschaden meldete, aber nicht zur Box abgebogen war –, Valtteri Bottas, Sergio Pérez und Carlos Sainz auf den restlichen Top-Ten-Positionen.
Ricciardo war nach seinem Boxenstopp während der virtuellen Safety-Car-Phase bis auf Position 17 zurückgefallen, da er als Einziger an die Box abbog. Der Australier liess sich davon nicht beirren und startete eine Aufholjagd. Erst schnappte er sich Daniil Kvyat, dann Felipe Nasr und kurz darauf auch Gutiérrez, sodass er sich nach sieben Runden auf der 14. Position wiederfand. Doch das war ihm nicht genug, wenig später überholte er auch Jenson Button, der sich zuvor schon gegen Kevin Magnussen hatte geschlagen geben müssen.
Carlos Sainz mit Problemen
Auch Ricciardo machte kurzen Prozess mit dem Dänen und hatte nun Alonso und Sainz vor sich, die wegen eines Zwischenfalls in der dritten Kurve von den Regelhütern unter die Lupe genommen wurden. Toro Rosso-Pechvogel Sainz hatte indes mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Der Spanier meldete über Boxenfunk ein Problem mit dem Getriebe.
Die beiden Spanier waren nicht die einzigen, die eine Strafe befürchten mussten. Auch die Szene zwischen Gutiérrez, Wehrlein und Ericsson wurde von den Stewards untersucht, doch auch in diesem Fall sahen die Regelhüter von einer Strafe ab. Der Einzige, der eine 5-Sekunden-Zeitstrafe kassierte, war Sainz, der Alonso von der Strecke gezwungen hatte. Die Wiederholung der TV-Bilder lässt vermuten, dass der Red Bull-Junior seinen Landsmann schlicht übersehen hatte.
Derweil unterhielt Vettel auf Position 6 mit einem Angriff, der beinahe in einer Kollision endete, die Zuschauer am Autodromo Hermanos Rodriguez. «Er ist dumm, er bremst sich selbst ein, indem er sich so hart verteidigt», schimpfte der vierfache WM-Sieger über den früheren GP-Piloten, der Ende Saison in Formel-1-Rente gehen wird.
In Runde 17 wechselte Leader Hamilton seine weichen Reifen gegen einen Satz der mittelharten Mischung. Der Weltmeister kam als Vierter hinter Rosberg, Hülkenberg und Vettel wieder auf die Strecke. Drei Umläufe später bog auch der deutsche Silberpfeil-Pilot an die Box ab und durfte nach 2,2 sec wieder weiterfahren. Der schnelle Stopp des Blondschopfs hatte zur Folge, dass er vor Ricciardo und Verstappen wieder auf die Strecke kam.
Daniel Ricciardo lässt Max Verstappen durch
«Was soll ich jetzt machen, ich stecke fest!», motzte Verstappen auf der fünften Position in den Boxenfunk, bevor er sich an seinem Teamkollegen vorbearbeitete. Weil die Reifen des Teenagers ganze elf Runden frischer als die seines Nebenmanns waren, liess der 27-Jährige den RB12 passieren.
An der Spitze führte Vettel in der 25. Runde das Feld vor Hamilton, Rosberg, Verstappen, Ricciardo, Räikkönen, Hülkenberg, Bottas, Massa und Pérez an. Hinter dem Lokalmatador hatten sich Nasr, Ericsson, Palmer, Sainz, Alonso, Button, Magnussen, Kvyat, Gutiérrez und Ocon eingereiht. Pérez sorgte erst mit einem – letztlich missglückten – Überholversuch für Jubel auf den Tribünen und in der Force India-Box, und beschwerte sich kurz darauf über Boxenfunk bei seinem Team, weil er so spät zum Reifenwechsel gerufen wurde.
Auch Vettel wurde schliesslich in Runde 29 an die Box beordert, doch der Deutsche blieb draussen und sorgte damit für Hektik bei seiner Crew, welche die vorbereiteten Reifen schnell wieder in die Heizdecken packte. Der Deutsche blieb auch in Runde 30 auf der Strecke und dachte nicht daran, an die Box abzubiegen.
In Runde 32 kam dann der unmissverständliche Befehl der Scuderia- Boxenmauer: «Komm jetzt an die Box.» Vettel bog diesmal brav in die Boxengasse ein und holte sich einen Satz der mittelharten Reifen ab. Nach 2,6 sec Standzeit reihte sich der Heppenheimer hinter seinem Teamkollegen Räikkönen auf der sechsten Position ein.
Punkte-Hoffnung für das Sauber-Team
Für Aufregung in der Sauber-Box – und auch bei der Konkurrenz des Manor-Teams – sorgten die beiden Schützlinge des Rennstalls aus Hinwil, die nach 40 Runden die Positionen 11 und 12 belegten und damit nicht weit von den erhofften ersten Punkten entfernt unterwegs waren. Es geht um viel, schliesslich steht der zehnte WM-Platz auf dem Spiel, der mit millionenschweren Unterstützungsleistungen aus dem Einnahme-Topf honoriert wird, die dem WM-Letzten auf dem elften Rang nicht zustehen.
Das Manor-Team durfte sich dank Wehrleins zehntem Rang von Österreich seit dem Rennen auf dem Red Bull Ring über die zehnte Position auf der Team-Tabelle freuen. Doch diese schien mit der starken Fahrt der beiden Sauber-Fahrer gefährdet. Nasr schaffte es nur so weit nach vorne, weil er erst sehr spät zum ersten Stopp abbog und zu diesem Zeitpunkt noch keinen Reifenwechsel absolviert hatte.
Während Verstappen und Rosberg mit einem engen Duell unterhielten, beschwerte sich Grosjean einmal mehr über seine Bremsen: «Die Vorderradbremse greift nicht mehr, was ist da los?», klagte der Genfer in den Boxenfunk. Derweil bog Ricciardo auf Position 4 liegend an die Box ab und holte sich neue weiche Reifen. Der Rennfahrer aus Perth kam vor Räikkönen auf der sechsten Position wieder auf die Strecke.
Ricciardo machte daraufhin gleich kurzen Prozess mit Hülkenberg und sicherte sich dadurch die fünfte Position. In Runde 53 mussten die GP-Fans mitansehen, wie Gutiérrez und Ocon auf der Strecke aneinander gerieten. Die beiden Crash-Piloten konnten weiterfahren, liessen aber einigen Schrott liegen, durch den Verstappen bretterte.
Strafe für Toro Rosso-Pilot Daniil Kvyat
Die Rennkommissare kündigten derweil an, eine Kollision zwischen Grosjean und Kvyat in der Stadion-Passage genauer anzuschauen, bei dem die beiden GP-Stars aneinander und von der Strecke geraten waren, aber weiterfahren konnten. Die Entscheidung folgte kurz nach Bekanntgabe der Untersuchung: Dem Russen wurde eine 5-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe auf, weil er durch seinen Ausritt einen Vorteil hatte.
In Runde 60 führte Hamilton das Feld mit 7,6 sec Vorsprung auf Rosberg an. Dahinter komplettierten Verstappen, Vettel, Ricciardo, Hülkenberg, Räikkönen, Bottas, Massa und Pérez die Top-Ten. Ericsson, Button, Palmer, Sainz, Alonso, Nasr, Kvyat, Magnussen, Gutiérrez und Ocon folgten auf den weiteren Positionen.
Für Aufregung in der letzten Runde sorgten gleich zwei Szenen: Erst griff Räikkönen den auf Position 6 fahrenden Hülkenberg an und zwang ihn in einen Dreher. Der Deutsche fiel auf den siebten Platz zurück.
Dann griff Vettel Verstappen an, der sich glatt verbremste und ins Aus geriet. Weil er vor dem Heppenheimer wieder einfädelte, schimpfte Vettel in den Boxenfunk, der Platz stehe ihm zu. Der vierfache Champion fluchte wie ein Berserker und sorgte damit für Unterhaltung bei den TV-Zuschauern. Die Regelhüter kündigten an, den Vorfall nach dem Rennen zu untersuchen.
Am Ende durfte sich Hamilton über seinen achten Saisonsieg und den 51. GP-Triumph seiner Karriere freuen. Damit zog der Brite auf der ewigen Bestenliste mit Alain Prost gleich. Gemeinsam mit dem vierfachen Champion belegt der Silberpfeil-Pilot nun den zweiten Platz auf der ewigen Bestenliste der meisten GP-Siege. Einzig Rekord-Weltmeister Michael Schumacher konnte mit seinen 91 GP-Siegen noch öfter aufs oberste Podesttreppchen steigen.
Hinter dem Weltmeister kam WM-Leader Rosberg über die Ziellinie. Der Deutsche betrieb damit Schadensbegrenzung. Verstappen kam als Dritter ins Ziel, wurde aber nachträglich mit einer 5-Sekunden-Strafe bedacht, weshalb Vettel, der die Ziellinie auf Position 4 gekreuzt hatte, aufs Podest durfte. Verstappen fiel auch hinter seinen Teamkollegen Ricciardo auf Position 5 zurück. Auch Räikkönen, Hülkenberg, Bottas, Massa und Pérez holten Punkte.
Sauber-Pilot Ericsson ging als Elfter nur knapp leer aus. Button, Alonso, Palmer, Sainz, Nasr, Kvyat, Magnussen, Gutiérrez, Grosjean und Ocon komplettierten die Ergebnisliste.