Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

WM-Entscheidung Brasilien: Immer wieder Dramatik pur

Von Mathias Brunner
​Zum siebten Mal in der Historie der Formel 1 kann die Entscheidung über den Fahrer-WM-Titel in São Paulo fallen. Wir sagen, wir es bei den sechs dramatischen Finale zuvor ausgegangen ist.

Nico Rosberg kann am kommenden Sonntag Formel-1-Weltmeister werden. Die Ausgangslage ist simpel: Nico Rosberg hat 349 Punkte gesammelt, Lewis Hamilton kommt auf 330. Kein anderer Fahrer kann mehr Weltmeister werden.

Gewinnt Nico Rosberg in Interlagos seinen dritten Brasilien-GP in Folge, ist er Weltmeister. Egal, auf welchem Platz Lewis Hamilton ins Ziel kommt und was beim WM-Finale von Abu Dhabi passiert.

Rosberg holt ebenfalls in den folgenden Szenarien den Titel:
Er wird Zweiter, Hamilton höchstens Vierter (in so einem Falle käme Hamilton mit einem Sieg in Abu Dhabi bei Ausfall von Rosberg nur noch auf Gleichstand, 367:367, Rosberg wäre dank mehr zweiten Rängen Weltmeister).

Bei Punktegleichheit entscheidet, wer mehr Siege, zweite, dritte, vierte etc. Ränge aufweist. Rosberg ist auch bei folgenden Ergebnissen in Interlagos Champion:
Er wird Dritter, Hamilton höchstens Sechster.
Er wird Vierter, Hamilton höchstens Achter.
Er wird Fünfter, Hamilton höchstens Neunter.
Er wird Sechster, Hamilton höchstens Zehnter.

Es wäre die siebte Titelentscheidung im Autódromo, das nach dem 1977 tödlich verunglückten Carlos Pace benannt ist. Wie ist es bei den sechs Entscheidungen zuvor ausgegangen?

GP Brasilien 2012: Vettel von ganz hinten zum Titel
Den Vettel-Fans blieb fast das Herz stehen, als der damalige Red Bull Racing-Fahrer kurz nach dem Start von Bruno Senna angestubst wurde und gegen die Fahrtrichtung stehenblieb. Vettel war Letzter, am RBR-Kommandostand wurde fieberhaft diskutiert, wie schwer wohl sein Auto beschädigt ist. Sebastian begann eine tolle Aufholjagd – Rang 6 reichte, um sich seinen dritten Titel in Folge zu holen. Fernando Alonso (2012 im Ferrari) hatte um drei Punkte das Nachsehen.

GP Brasilien 2009: Button und das Formel-1-Märchen
«World Champion! World Champion!» Immer und immer wieder brüllte Jenson Button seine Erleichterung heraus, nachdem der Engländer ein modernes Formel-1-Märchen wahrgemacht hatte. Knapp ein Jahr zuvor lag das Team aus Brackley nach dem Ausstieg von Honda in Scherben, Teamchef Ross Brawn übernahm den Rennstall – und führte ihn zum Titel. Button arbeitete sich im ersten Teil der Saison dank des genialen Kniffs des Doppeldiffusors einen so grossen Vorsprung heraus, dass Sebastian Vettel ihn in der WM nicht mehr abfangen konnte. Der Heppenheimer kam zwar in Brasilien vor Button ins Ziel, aber das war zu wenig, um Jenson am Titelgewinn zu hindern. Ross Brawn verkaufte den Rennstall an Mercedes, die seit 2014 in der WM ungeschlagen sind.

GP Brasilien 2008: Felipe Massa Champion der Herzen
Immer wieder pochte sich Felipe Massa auf dem Siegerpodest mit der Faust aufs Herz – der Paulista war der Weltmeister der Herzen. Er hatte im Ferrari alles richtig gemacht, als Sieger die Ziellinie gekreuzt, beim Massa-Clan in der Ferrari-Box brach Jubel aus. Aber dann kippte überschäumende Freude in blankes Entsetzen – denn zwei Kurven vor Schluss der letzten Runde im letzten Rennen mogelte sich Lewis Hamilton (McLaren) auf Intermediate-Reifen am hilflosen Timo Glock vorbei, sein Toyota rutschte mit profillosen Reifen auf der regennassen Bahn wie auf Eis herum. Dieses eine Überholmanöver änderte alles und brachte Lewis Hamilton um einen Punkt vor Felipe Massa. Brasilien weinte.

GP Brasilien 2007: Wenn zwei sich streiten
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: Das ganze Jahr über beharkten sich die McLaren-Mercedes-Stars Fernando Alonso und Lewis Hamilton. Sie nahmen sich dabei so viele Punkte weg, dass Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen, in seiner ersten Saison in Rot, noch eine Aussenseiterchance hatte – zwei Rennen vor Schluss lag der Finne noch um 17 Punkte zurück, und damals hatten wir das alte Punktesystem. Hamilton leistete sich zu Beginn des WM-Finales einen Fahrfehler, dann spukte es im Getriebe. Er wurde nur Siebter. Alonso fuhr auf Rang 3, aber auch das reichte nicht. Am Ende hatten wir die knappste Titelentscheidung zwischen drei Fahrern – Kimi Räikkönen Champion mit 110 Punkten, Lewis Hamilton und Fernando Alonso kamen auf je 109 Zähler!

GP Brasilien 2006: Alonso schlägt Schumacher
Bis auf ein Rennen machten 2006 Renault und Ferrari die Siege unter sich aus (Ausnahme: Jenson Buttons Überraschungserfolg mit Honda in Ungarn). Logische Folge: Die Leitwölfe von Renault und Ferrari machten auch den Titel unter sich aus, also Fernando Alonso und Michael Schumacher. Schumi ging mit zwei Nachteilen ins Finale: Im Rennen in Japan zuvor war sein Motor kaputtgegangen, und dies in Führung liegend! Im Abschlusstrainign konnte er nur Startplatz 10 herausfahren, zu Beginn des Rennens gab es auch noch einen Platten am Ferrari. Schumacher kämpfte sich noch auf Rang 4 vor, aber das war zu wenig gegen Alonso, der einen lockeren zweiten Rang nach Hause fuhr und seinen zweiten Titel eroberte.

GP Brasilien 2005: Alonso locker zum ersten Titel
Renault-Star Fernando Alonso beendete fünf Jahre Dominanz von Ferrari und Michael Schumacher. Regelmässige Spitzenergebnisse bedeuteten, dass Alonso sich schon in Interlagos erstmals den Titel holen konnte. Mit 25 Punkten Rückstand vor dem Brasilien-GP (nicht vergessen: altes Punktesystem!) hatte Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes nur noch Aussenseiterchancen. Kimi kam zwar in Interlagos vor Fernando ins Ziel, aber Rang 3 reichte dem Spanier Alonso zum Titel.

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