Ross Brawn zu Ferrari: «Sebastian Vettel ist nervös»
Ross Brawn mit Paddy Lowe von Mercedes vor dem Ferrari-Lkw
25 Rennen ohne Sieg, da liegt der Verdacht auf der Hand: Ein erheblicher Teil von Sebastian Vettels Wutausbruch in Mexiko geht auf Enttäuschung über den Saisonverlauf 2016 mit Ferrari zurück. Der Meinung ist offenbar auch Ross Brawn (61), das Superhirn hinter der erfolgreichsten Phase von Ferrari, als Michael Schumacher von 2000 bis 2004 fünf Mal in Folge den WM-Titel gewann.
Ross Brawn sagt in einem heute Freitag ausgestrahlten Gespräch mit der italienischen Sky: «Die derzeitige Phase ist für Vettel frustrierend, aber ich schätze, er wusste, auf welch schwierige Herausforderung er sich mit Ferrari einlässt. Ich glaube sogar, dass war genau einer der Gründe, warum er überhaupt auf die Ferrari-Offerte eingegangen ist. Er suchte nach einem neuen Anreiz, nach einem neuen Schritt in seiner grossen Karriere. Ferrari durchlebt harte Zeiten, und wenn Vettel nach einer neuen Herausforderung gesucht hat, dann hat er sie wohl gefunden.»
Klar liegen im Gespräch mit Brawn Vergleiche zwischen Michael Schumacher und Sebastian Vettel auf der Hand, aber der Brite blockt ab: «Das wäre nicht korrekt und auch nicht möglich. Sebastian ist ein herausragender Rennfahrer und ein sehr intelligenter Mensch. Ich bin sicher: Als er zu Ferrari ging, da hat er viel daran gedacht, was Michael früher alles getan hat. Vettel hat gewiss versucht, sich von Schumacher inspirieren zu lassen und eine ähnliche Herangehensweise zu finden.»
Wenn jetzt Sebastian Vettel ein wenig nervös wirkt, dann ist das für Ross Brawn kein schlechtes Zeichen, ganz im Gegenteil: «Ich finde das eine feine Sache, denn sie unterstreicht, dass es Vettel sehr wichtig ist, was er macht. Ich kann mich jedenfalls an keinen Moment erinnern, in welchem er das Team kritisiert hätte. Das hätte ich eine wirklich schlechte Einstellung gefunden. Ich sehe vielmehr einen Vettel, der mit dem ganzen Team schuftet, um für alle das richtige Arbeitsumfeld zu schaffen.»
Wie geht es nun bei Ferrari weiter? «Das Team braucht Stabilität», findet Ross Brawn. «Sie haben wirklich gute Leute, die mit der richtigen Unterstützung und mit der korrekten Philosophie arbeiten. Klar bedeutet Ferrari auch immer Druck und Erwartungen, vor allem durch die Medien. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, die Techniker zu schützen, auf dass sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. Ich kenne die interne Dynamik im Team nicht, aber wir alle wissen – um die Situation zu verbessern, reichen ein paar gute Ergebnisse in den ausstehenden Rennen. Wenn Ferrari noch gewinnt, wäre das Urteil über die Saison auf den Kopf gestellt.»
«Das nächste Jahr wird sehr interessant. Die neuen Regeln für 2017 bedeuten für alle eine tolle Gelegenheit.»
Folgen Sie uns auch auf Facebook! Dort finden Sie News aus der Automobil-Welt von SPEEDWEEK.COM.