Ross Brawn zu Michael Schumacher: «Beten jeden Tag»
Ross Brawn und Michael Schumacher
Das Phänomen hat Bestand: Als ich mit dem Taxi vom Hotel Richtung Flughafen fuhr, wollte der mexikanische Fahrer wissen, was ich in seiner Stadt gemacht habe. Ich antwortete, ich hätte über das Formel-1-Rennen berichtet. «Hat es Ihnen gefallen?» wollte der Fahrer wissen. Als ich bejahte, war die nächste Frage absehbar, denn ich habe sie rund um den Globus in den letzten Jahren hundertfach gestellt bekommen: «Wissen Sie, wie es Michael Schumacher geht?»
Die Antwort ist: Nein, das weiss ich leider nicht.
Ende Dezember 2013 ist der siebenmalige Champion beim Skifahren schwer verunglückt. Die Ereignisse vom 29. Dezember haben das Leben Schumachers und seiner Familie komplett auf den Kopf gestellt. Der frühere Ferrari- und Mercedes-Werkspilot musste mehrfach operiert werden und schwebte in Lebensgefahr. Im September 2014 durfte er nach Hause.
Seither kann über seinen Zustand nur spekuliert werden. Die Familie von Schumacher und Managerin Sabine Kehm schützen die Privatsphäre des Rennidols mit aller Macht.
«Wir wissen alle, dass ich zum Gesundheitszustand nichts sagen kann und möchte. Man muss einfach akzeptieren, dass die Familie weiterhin die Intimsphäre schützen möchte. Das ist der einzige Weg«, sagte Kehm im Sommer, im Vorfeld eines Benefiz-Fussballspiels in Mainz.
Gleichzeitig warb sie erneut um Verständnis. «Natürlich soll Michael nicht verschwinden, aber momentan ist die private Situation so schwierig, dass es leider privat keine Einblicke geben kann. Dafür muss jeder Verständnis haben.»
Das haben aber nicht alle. Denn immer wieder gibt es Gerüchte und Mutmassungen, wie es Schumacher denn nun wirklich gehe. Im August wurde dem früheren Ferrari-Chef Luca Montezemolo eine solche Spekulation in den Mund gelegt. Bedauerlicherweise stimmte sie nicht. Das Zitat gründete auf einer Aussage im Mai und wurde falsch wiedergegeben. Ein Sprecher des heutigen Alitalia-Chefs liess ausrichten: «Herr Montezemolo hat nie solche Statements abgegeben und über Herrn Schumachers Gesundheitsheitszustand seit einigen Monaten nicht gesprochen. Daher sind diese jüngsten Berichte komplett haltlos.»
Ross Brawn hat an der Seite von Michael Schumacher gestanden, als der Deutsche alle seine WM-Titel eroberte, 1994 und 1995 bei Benetton, von 2000 bis 2004 bei Ferrari. Die Zitate des 61jährigen bei der BBC sind – im Gegensatz zu jenen Montezemolos – echt, aber der zurückhaltende Brite schafft den Spagat, eine Aussage zu machen, ohne die Privatsphäre der Familie zu verletzten.
Ross Brawn sagt: «Die Familie hat sich dazu entschlossen, die Rekonvaleszenz von Michael privat zu halten, und das muss ich respektieren. Aber es ist schwierig für mich, etwas zu sagen und gleichzeitig die Privatsphäre der Familie zu bewahren. Was ich hingegen sagen kann: Es gibt viel Spekulationen um den Zustand von Michael. Das Meiste davon ist falsch, und wir beten und hoffen einfach jeden Tag, dass wir eines Tages Michael wiedersehen, erholt von seinen schrecklichen Verletzungen.»
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