Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Erste Fotos: Sauber C36 von Wehrlein und Ericsson!

Von Mathias Brunner
​Der Schweizer Sauber-Rennstall hat die ersten Bilder des 2017er Renners vom Typ C36 veröffentlicht. Ab 27. Februar wird damit auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya in Spanien getestet.

Die ersten Bilder des 2017er Renner von Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson sind veröffentlicht worden. Dabei bestätigen sich die Tendenzen, welche an der Grafik des Williams FW40 zu sehen waren: Die Knubbelnasen bleiben, die Motorverkleidung weisen wieder Verlängerungen auf, die Luftleitelemente bei den Seitenkästen sind erheblich grösser. Die Flügel sind dynamisch nach hinten geneigt.

Die Lackierung des Sauber hat sich geändert: Zum 25. Formel-1-Jahr edles Gold, dazu weiss und blau.

Neu ist ein geteilter Lufteinlass für die Motorbelüftung. Die Entwicklung des neuen Rennwagens hatte noch unter dem früheren Technikchef Mark Smith begonnen, inzwischen arbeitet der Deutsche Jörg Zander in Hinwil.

Beim Konzept fürs neue Auto ging es vorrangig darum, den Luftwiderstand wegen der breiteren Reifen auf ein Minimum zu reduzieren sowie (trotz des auf 728 kg angehobenen Minimalgewichts) eine deutliche Gewichtsersparnis zu erreichen, wie etwa durch die neue Überrollstruktur. Beim Leichtbau ist man in gewissen Bereichen bis ans Limit gegangen. Das Aero-Konzept beinhaltet die Optimierung von Front- und Heckflügel sowie Unterboden. Kühler, Sidepods und Bodywork wurden so schmal wie möglich gefasst.

Deutliche Fortschritte gab es auch punkto mehr Abtrieb. Dabei geht es auch darum, dass der Abtrieb, der übers Fahren generiert wird, in verschiedenen Streckenpassagen stabil bleibt. Technikchef Jörg Zander präzisiert die geänderte Entwicklungs-Prozedur: «Wir schauen mehr in Richtung aerodynamische Stabilität, im Gegensatz zu Maximierung von Abtrieb.»

Unter der Haube steckt ein 2016er Motor von Ferrari. Schon in der vergangenen Saison hatte Toro Rosso mit einem Vorjahrestriebwerk gearbeitet – was sich im Verlaufe der Saison als Nachteil erwies, weil die aktuellen Motoren ständig weiterentwickelt werden, die Vorjahresaggregate aber nicht.

Der Sauber C36-Ferrari ist ein Fahrzeug, das wegen des neuen Reglements von Grund auf neu konzipiert wurde. Es gibt kein Teil, das von seinem C35-Vorgänger übernommen werden konnte. Auch der Ferrari-Antriebsstrang, Konfiguration Abu Dhabi 2016, kommt erstmals im C36 zum Einsatz. Neu können in dieser Saison nur noch jeweils vier der bekannten sechs Einheiten eines Antriebsstrangs straffrei gewechselt werden. In den nächsten Jahren wird die Anzahl weiter reduziert, weshalb sich die Hersteller mehr auf die Standfestigkeit als auf den Topspeed ihrer Aggregate konzentrieren werden.

Jörg Zander sieht im 2016er Motor «ein bewährtes System, mit zu Beginn höherer Standfestigkeit». Zudem sei es bezüglich Konstruktions-Ressourcen bei der Entwicklungsplanung des C36 ein Vorteil gewesen, so Jörg Zander, weil man «frühzeitig loslegen und das Motorumfeld definieren konnte, denn man kannte Aggregat und Getriebe und welche Kühlanforderungen ans Aggregat geknüpft waren.»

Mit der Vorgabe, dass die GP-Renner zwischen vier und fünf Sekunden pro Runde schneller werden sollen, verändert sich die Aerodynamik: Die Autos werden breiter (200 cm statt 180), sie erhalten einen breiteren Frontflügel (180 cm statt 165 cm), der Heckflügel wird um 15 cm niedriger angeordnet (auf 80 cm über Bodenplatte, zuvor 95 cm) und um 20 cm nach hinten gerückt. Er darf 95 cm statt wie bis anhin 75 cm breit sein.

Die Luftleitelemente hinter den Vorderrädern dürfen weiter vorne angeordnet werden. Das vereinfacht die Luftführung. Der Diffusor (das aufsteigende Ende des Unterbodens) ist geräumiger, das erzeugt einen grösseren Saugnapfeffekt. Die Motorabdeckung dürfte bei allen Wagen wie in den Jahren 2009 und 2010 segelartige Fortsätze haben, um Turbulenzen auf den Heckflügel entgegen zu wirken.

Vor einigen Wochen hatte McLaren-Techniker Tim Goss angekündigt, was auf uns zukommt: «Klar sind die grundsätzlichen Flussstrukturen um den Wagen herum nicht anders als zuvor, und auch die physikalischen Gesetze haben sich nicht geändert. Wir versuchen noch immer, mit einem möglichst clever gestalteten Frontflügel, den Luftstrom ideal übers Auto zu leiten. Damit hat sich’s dann aber auch schon. Die Rennwagen werden um 20 Zentimeter breiter, daher ist auch der Frontflügel breiter, zudem weist er eine leichte V-Form auf, was sehr aufregend aussieht.»

«Der Heckflügel ist breiter und niedriger angeordnet. Daher wirkt der ganze Wagen gedrungener und muskulöser. Der Heckflügel ist zudem nach hinten geneigt, auch das betont den Eindruck von Speed. Die Autos schauen schon im Stillstand schnell aus, und die angewinkelten Lufteinlässe der Seitenkästen betonen das zusätzlich. Die gekurvten Seitenplatten der Heckflügel erhöhen ebenfalls die überaus dynamische Optik.»

«Das Reglement erlaubt es uns, erheblich grössere seitliche Luftleit-Elemente zu verwenden, die so genannten Barge-Boards. Zum Glück haben wir dort ziemlich viele Freiheiten, und ich bin überzeugt, jedes Team wird das reichlich nutzen. Wir können neu die ganze Höhe des Chassis verwenden, die Elemente dürfen länger sein und weiter aussen angeordnet werden. Wir dürfen auch kaskadenförmige Elemente nutzen. Achten Sie auf diesen Bereich, wenn die neuen Autos auf die Bahn kommen, wir werden da viele tolle Detail-Entwicklungen erkennen.»

«Nicht nur durch die breiteren Flügel vorne und hinten wird mehr Abtrieb erzeugt, auch durch die breitere Verkleidung und den Unterboden am Heck. Mehr Raum bedeutet: mehr Möglichkeiten, aerodyamische Last zu erzeugen. Der Diffusor, also das aufsteigende Ende des Unterbodens, ist länger und höher, also auch hier mehr Saugnapfwirkung. Zuvor durfte der Diffusor erst ab Hinterachslinie hinaufgezogen werden, nun ist dieser Bereich um 17 Zentimeter vorverlegt. Der Kanal durfte 2016 maximal 12,5 Zentimeter über der Bodenplatte enden, nun sind es 17,5 Zentimeter.»

Die wichtigsten Termine 2017

Präsentation oder Roll-Out
20. Februar: Sauber im Internet
21. Februar: Renault in London
22. Februar: Force India in Silverstone
22. Februar: Sauber in Barcelona (Roll-Out)
23. Februar: Mercedes in Silverstone
24. Februar: Ferrari in Fiorano
24. Februar: McLaren-Honda in Woking
25. Februar: Haas in Barcelona (Roll-Out)
26. Februar: Toro Rosso in Barcelona
26. Februar: Red Bull Racing in Barcelona
26. Februar: Haas in Barcelona

Wintertests

27. Februar bis 2. März: Barcelona
7. bis 10. März: Barcelona

Tests innerhalb und nach der Saison

18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Formel-1-WM 2017

26. März: Australien (Melbourne)
9. April: China (Shanghai)
16. April: Bahrain (Sakhir)
30. April: Russland (Sotschi)
14. Mai: Spanien (Barcelona)
28. Mai: Monaco (Monte Carlo)
11. Juni: Kanada (Montreal)
25. Juni: Aserbaidschan (Baku)
9. Juli: Österreich (Spielberg)
16. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
30. Juli: Ungarn (Budapest)
27. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
3. September: Italien (Monza)
17. September: Singapur
1. Oktober: Malaysia (Sepang)
8. Oktober: Japan (Suzuka)
22. Oktober: USA (Austin)
29. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
12. November: Brasilien (São Paulo) *
26. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

* Finanzierung nicht gesichert, daher provisorisch

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