Sauber 2017: Wehrlein, Giovinazzi, bald mit Leclerc?
In der Formel 1 wird stets um drei Ecken herumgedacht. Die besten Strategen der Branche sind auf fast alle Eventualitäten gefasst, das gilt auch für die Speerspitzen der Rennställe, die Piloten.
Die Ausgangslage bei Sauber: Pascal Wehrlein sollte hier in Barcelona erstmals im Schweizer Rennwagen fahren, aber der Sigmaringer erhielt von den Ärzten Startverbot – eine Rückenverletzung nach dem Unfall im Rahmen des Race of Champions in Miami muss erst heilen.
Die Ärzte gehen auf Nummer sicher: Der Oberkörper wird in dieser neuen Generation von Rennwagen extremen Belastungen ausgesetzt. Was verhindert werden soll – dass Wehrlein zu früh wieder im Wagen sitzt, mit einer möglicherweise nicht vollständig kurierten Verletzung. Sollte sich der DTM-Champion von 2015 dabei richtig wehtun, müsste sich Sauber den Vorwurf gefallen lassen: Wieso habt ihr diesen Mann zu früh ins Auto gesetzt?
Zahlreiche E-mails haben uns erreicht von Lesern, die wissen wollen: Wie geht es denn weiter, wenn Pascal weiterhin nicht fahren kann?
Antwort: Es wird schrittweise vorgegangen. Gegenwärtig läuft in Spanien der erste Wintertest. Der Italiener Antonio Giovinazzi, dritter Fahrer von Ferrari, sitzt als Leihgabe der Italiener im Sauber.
Wehrlein wird sich noch in dieser Woche erneut untersuchen lassen. Geben die Ärzte grünes Licht, sitzt er ab 7. März im Rahmen der zweiten Wintertests im Sauber. Haben die Ärzte Zweifel, dann fährt erneut Giovinazzi.
Nach dem zweiten Wintertest folgen weitere ärztliche Abklärungen, dann wird entschieden, ob Pascal für Australien einsatzfähig erklärt werden kann. Er müsste sich in Melbourne einer zusätzlichen Untersuchung durch die FIA-Ärzt unterziehen. Nur sie entscheiden, ob er fahren darf. Bei einem Test obliegt die Verantwortung dem Rennstall.
Aber ohne einen Wintertest ist es unwahrscheinlich, dass Wehrlein in Melbourne ein Rennwochenende bestreiten würde. Nach möglicherweise vier Testtagen in Spanien wäre der erste GP-Einsatz von Antonio Giovinazzi erfolgverheissender.
Jetzt wird es richtig kompliziert: Was tun mit Wehrlein? Ihn am Freitagmorgen ins Auto setzen, so dass er endlich Kilometer im Sauber erhält? Und wer müsste dann weichen? Giovinazzi bräuchte selber jeden Meter Erfahrung in Australien. Und Marcus Ericsson gehört bei Sauber zum Inventar, der Schwede hätte gewiss wenig Lust zum Zuschauen.
Es wird noch komplexer: Sollte Sebastian Vettel oder Kimi Räikkönen in Australien nicht einsatzfähig sein, zugegeben, die Chance ist gering, aber es ist denkbar, dann würde Ferrari den jungen Giovinazzi zurückpfeifen. Mit einem Wehrlein ausser Gefecht sässe dann wohl der Monegasse Charles Leclerc, ebenfalls ein Ferrari-Zögling, im Sauber.
GP3-Champion Leclerc hat 2016 für den Haas-Rennstall und für Ferrari getestet und bringt Formel-1-Erfahrung mit. Einen Sitz hat er in Hinwil noch nicht anpassen lassen, das wäre eine Arbeit von gut vier Stunden.
So weit zu den verschiedenen Denkmodellen. Sauber wird das einen Schritt um den anderen angehen. Zunächst einmal hoffen die Schweizer und ihr deutscher Fahrer, dass die Ärzte bald gute Nachrichten haben.
Dienstag, 28. Februar, im Barcelona-Einsatz:
Mercedes: Lewis Hamilton (Morgen), Valtteri Bottas (Nachmittag)
Red Bull Racing: Max Verstappen
Ferrari: Kimi Räikkönen
Force India: Esteban Ocon
Williams: Lance Stroll
McLaren-Honda: Stoffel Vandoorne
Toro Rosso: Daniil Kvyat
Haas: Kevin Magnussen
Renault: Jolyon Palmer
Sauber: Antonio Giovinazzi