Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

2. Training China: So wurde die Formel 1 lahmgelegt

Von Mathias Brunner
​Zweites freies Training zum Grossen Preis von China auf dem Shanghai International Circuit: Kein Rad drehte sich – wegen schlechter Sicht hätte der Rettungshubschrauber nicht beim Spital landen können.

Das hatte eine gewisse Ironie: In Shanghai sollte das zweite freie Training gefahren werden, aber alles redete von Sepang. In Kuala Lumpur war bestätigt worden – der 2017er Grand Prix dieses Formel-1-WM-Laufs ist der Letzte. Über Malaysia wurde im Fahrerlager so viel geredet, weil in Shanghai nichts passierte: Da der Rettungs-Heli nicht beim vorgesehenen Krankenhaus in Shanghai hätte landen können, konnte das auf 8.00 Uhr europäischer Zeit angesetzte, zweite freie Training nicht beginnen. Die Wolken hingen tief, neuer Regen nahte, die Zuschauer bekamen nichts zu sehen, gefahren wurde nur auf dem Kartkurs des Shanghai International Circuit.

Der 158fache GP-Teilnehmer und Heli-Pilot Martin Brundle kritisierte zunächst: «Wir hatten einmal eine Regel, dass man von einem Streckenpostenstand zum nächsten sehen muss, das reichte. Wir sind früher unter viel misslicheren Bedingungen gefahren als heute. Aber der Kamera-Heli geht hier auch in die Luft. Ich sage: Diese Verhältnisse sind flugtauglich. Die Fahrer hätten ohnehin jede Runde gebraucht, weil die Wettervorhersage besagt, dass es auch am Sonntag regnen kann. Die Piloten haben noch kaum Erfahrung auf nasser Bahn mit diesen 2017er Autos.»

Die Faustregel in der Formel 1: Wenn der Rettungshubschrauber nicht fliegen kann, dann wird auch nicht gefahren. Keine Regel ohne Ausnahme: Sollte die Rennleitung entscheiden, dass Fahrer per Ambulanz in ein Krankenhaus transportiert werden können, kann dennoch gestartet werden. Wie damals im Regen von Suzuka, als Jules Bianchi 2014 einen schweren Unfall hatte. Der Franzose erwachte nie mehr aus seinem Koma und verstarb am 17. Juli 2015.
Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting: «Die Sicht hier an der Rennstrecke ist nicht das Problem. Wir fahren nicht, weil der Rettungshubschrauber 38 Kilometer von hier entfernt nicht im Krankenhaus landen könnte.»

Die Formel 1 bestimmt im Voraus Krankenhäuser, in die Verletzte gebracht werden würden. Entsprechende Spitäler müssen besondere Bedingungen erfüllen, wie etwa hochspezialisierte Vorrichtungen für Kopfverletzungen.

Whiting weiter: «Die Sicht in Shanghai ist wirklich schlecht. Wir erhalten alle zehn Minuten ein Update von den Flugbehörden. Das Protokoll sieht vor – wenn wir heute Freitag nicht fahren können, dann fällt das zweite freie Training eben aus.»

Und was ist mit der Ausnahmeregel? Wonach mit der Ambulanz gefahren werden kann? Hier in Shanghai ist die Schwierigkeit, dass die Polizei nicht garantieren kann, dass die Strassen Richtung Krankenhaus freigehalten werden könnten, um Verletzte in kürzester Zeit einliefern zu können. Daher fällt diese Option weg.

Denn im Sport-Kodex des Autoverbands FIA heisst es: «Ein Transport ins Krankenhaus darf nicht mehr als zwanzig Minuten dauern.»

Berechtigte Frage von Formel-1-Fans: Was passiert, wenn das missliche Wetter auch weiterhin keinen Trainingsbetrieb erlaubt? Dann würde so lange verschoben, bis endlich gefahren werden kann. Und was, wenn auch Samstag kein Training oder keine Quali möglich wäre? Dann würde das Abschlusstraining am Sonntagmorgen vor dem Rennen stattfinden.

Noch nie hingegen hatten wir einen Fall, in dem wegen des Wetters kein Rennen möglich war. Wie im IndyCar-Sport am Montag zu fahren, wäre schwierig – denn dann sollte sich der F1-Tross schon auf die Socken Richtung Bahrain machen.

Ich habe es in meinen 36 Jahren GP-Sport seit 1982 nur einmal erlebt, dass in der Formel 1 kein Rennen stattfand: Als im Juni 1985 der neue Asphalt aufbrach und der GP-Zirkus abreiste – das Rennen wurde dann im September nachgeholt.

Lewis Hamilton machte das Beste aus den misslichen Verhältnissen: Er überquerte die Strecke, alles live für seine sozialen Netzwerke filmend, und besuchte am Fusse der Haupttribüne die chinesischen Fans, um signierte Kappen und Karten zu verteilen.

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