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Ferrari: Gefährliches Spiel mit Kimi Räikkönen

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen

​Früher als üblich haben Spekulationen um die Nachfolge von Kimi Räikkönen bei Ferrari begonnen. Ausgelöst durch Zuckerbrot und Peitsche der Teamführung. Ferrari spielt ein gefährliches Spiel.

Und ewig grüsst das Murmeltier: Im Frühling 2015 und 2016 wurde bei Ferrari ein Theaterstück aufgeführt, dessen Vorhand erneut hochgeht. Gezeigt wird: Die Nachfolge von Kimi Räikkönen bei Ferrari.

An Kimi Räikkönen perlen alle Mutmassungen über seine Zukunft ab wie an einem sorgsam imprägnierten Regenmantel: «Jedes Jahr wird über meine Zukunft gerätselt, ich habe mich daran gewöhnt», sagt der Finne bei solchen Gelegenheiten.

Aber Ferrari-Chef Sergio Marchionne macht Dampf. Vor einem Jahr hielt er warnend fest: «Kimi Räikkönen muss sich sein Cockpit verdienen.» Nach dem China-GP 2017 fordert der Spitzenmanager: «Es ist der Moment gekommen, um sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und mit Kimi zu reden.»

Marchionne will, dass Räikkönen auf Augenhöhe mit Sebastian Vettel fährt – so wie es der finnische Pilot im Rahmen der Wintestests getan hatte.

Zur Erinnerung: Sebastian Vettel ist nach dem Sieg von Australien und Rang 2 in China WM-Leader, gleichauf mit Lewis Hamilton und 43 Punkten. Kimi Räikkönen wurde in Melbourne Vierter und in Shanghai Fünfter, das ergibt 22 Zähler und WM-Rang 5. Bedenklich: Kimi kam in Australien 20 Sekunden hinter Vettel ins Ziel, in China gar mehr als 40 Sekunden.

In Italien wird offen darüber spekuliert: Reservist Antonio Giovinazzi stehe auf der Pole-Position für Kimis Cockpit 2018. Aber dagegen sprechen zwei Gründe.

Erstens: Mit zwei Crashes im Sauber am gleichen Wochenende hat sich der 23jährige Giovinazzi in China keinen Gefallen getan.

Zweitens: Vor und nach Felipe Massa 2006 (der Brasilianer war damals 24 Jahre jung) hat Ferrari in der Formel-1-Neuzeit immer auf erfahrene Piloten gesetzt, nie auf die Jugend. Es wurden als Stammfahrer stets Fahrer unter Vertrag genommen, die mindestens schon auf dem Siegerpodest gestanden waren oder bereits GP-Sieger und Weltmeister waren. Die Denke dabei: Nur zwei bewährte GP-Sieger bringen Ferrari in die Lage, ein Wörtchen um den Konstrukteurs-Pokal mitreden zu lassen.

In den letzten zwei Jahren ist das halbe Formel-1-Startfeld mit Ferrari in Verbindung gebracht worden, um Kimi zu beerben. Daniel Ricciardo, obschon er einen langfristigen Vertrag mit Red Bull hat. Carlos Sainz – dito. In Frankreich träumten die Journalisten von Romain Grosjean im Ferrari. In Mexiko mutmassten Zeitungen, Sergio Pérez habe gute Chancen. Sogar Lewis Hamilton wurde in England in einen Ferrari geschrieben, ungeachtet dessen, dass er seinen Mercedes-Vertrag bis Ende 2018 verlängert hat.

Bei Ferrari scheint Kimi derzeit auf ein Abstellgleis zuzurollen. Über die zahlreichen Funksprüche, in welchen sich der sonst so schweigsame Nordländer über sein Auto beschwerte, meinte Teamchef Maurizio Arrivabene spöttisch: «Für einmal hat Kimi ein wenig zu viel geredet.»

Kimi Räikkönen selber, der im Oktober 38 Jahre alt wird, bleibt pragmatisch: «Ich fahre, so lange ich Spass habe. Und so lange man mich will.»

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