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Sebastian Vettel, Ferrari: «Du solltest dich schämen»

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene mit seinen Piloten

Maurizio Arrivabene mit seinen Piloten

​Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene stellt sich nicht mehr den Berichterstattern. Aber wenn Ferrari erstmals seit 2008 die erste Startreihe belegt, macht er eine Ausnahme. Von Sebastian Vettel gibt es ein Kopfwäsche.

Es war ein weiter Weg von Magny-Cours 2008 nach Sotschi 2017. So lange hat es gedauert, bis zu einem Formel-1-WM-Lauf wieder zwei Ferrari aus der ersten Startreihe losbrausen. Auf der Pole damals: Kimi Räikkönen, neben sich Felipe Massa. Am Samstag in Russland verpasste der Finne die Pole um die Winzigkeit von 56 Tausendstelsekunden, Sebastian Vettel hatte die Nase vorne.

Kein Silberpfeil in der ersten Startreihe, das hat es letztmals 2015 in Singapur gegeben, damals kämpften die Seriensieger mit grossen Abstimmungsproblemen und brachten die Reifen nicht zum Arbeiten, Vettel stand auf Pole, neben sich Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo.

Heute sind wir in einer vergleichbaren Ausgangslage. Am Silberpfeil arbeiten die Pirelli nicht so gut wie am Ferrari, selbst wenn Mercedes-Teamchef Toto Wolff weiss: «Hätte es Valtteri Bottas fertig gebracht, alle seine besten Sektorzeiten zu einer Runde zusammenzusetzen, dann sähe alles ganz anders aus.»

So aber: Ferrari auf Wolke 7, auch der Chef. Maurizio Arrivabene redet in diesem Jahr normalerweise nicht mehr mit den Medien, aber nach so einem Prachtsergebnis konnte er sich den TV-Kameras nicht entziehen (Printmedien sind anhaltend verschmäht).

Der Italiener schränkt gleich mal ein: «Die erste Startreihe zu belegen, ist Kreuz und Freude zugleich. Wenn du von ganz vorne losfahren kannst, erwarten die Leute von dir auch den Sieg.»

Das war so nicht zu erwarten: Sotschi war bislang Mercedes-Territorium, drei GP-Wochenenden, drei Poles für die Deutschen, drei Siege (Lewis Hamilton 2014 und 2015, Nico Rosberg 2016).
Nun jagt Ferrari Formel-1-Sieg Nummer 227, es wäre der erste in Russland, in den italienischen Medien wird das nur noch als Formalität angeschaut, so als hätte die Scuderia nach der eindrucksvollen Trainingsvorstellung eine Siegesgarantie.

Klar sieht das Maurizio Arrivabene anders: «Gewiss freue ich mich, klar ist das fabelhaft für unsere Piloten, wir dürfen auf ein phantastisches Rennauto und ein grosses Team stolz sein. Aber Quali ist Quali. Ich freue mich und bleibe demütig – Ferrari ist immer ein starker Gegner, auch an diesem Sonntag.»

Und für einmal gibt es auch Lob für GP-Veteran Kimi Räikkönen: «Ja, Kimi hatte zu Beginn der Saison Mühe. Aber wir wissen alle, wie schnell er sein kann, also haben wir uns nie Sorgen gemacht. Welch guter Fahrer er ist, hat er im Abschlusstraining ein weiteres Mal bewiesen.»

Sotschi hat die Formel 1 und Ferrari mit Sonne satt verwöhnt, aber es gibt auch Wolken über der stolzen Scuderia. Die Anzahl verwendeter Motorelemente nähert sich der erlaubten Obergrenze von vier Elementen, damit wird früher oder später eine Strafversetzung auf die Italiener zukommen. Ferrari spielt das herunter, ein Sprecher meint, es handle sich um ein normales Rotationsprinzip. Ein gegnerischer Teamchef sagt dazu: «Das ist Quatsch. Wenn ein Teil klaglos funktioniert, dann gibt es keinen Grund für eine Rotation.»

Kimi Räikkönen muss zugeben: «Ein Lader ist nicht mehr zu gebrauchen.»

Sebastian Vettel reagierte auf eine Frage des Kollegen Andrea Cremonesi von der Gazzetta dello Sport, ob das zum Schluss der Saison nicht ein Problem werden könnte, dünnhäutig: «Du bist doch Italiener, du solltest dich mit uns freuen. Alle in Italien sind glücklich, und du bist der einzige Italiener, der einen Grund für Negativität findet. Du solltest dich schämen. Vielleicht solltest du einen deutschen Pass beantragen, denn üblicherweise sind es die Deutschen, die immer einen Grund finden, sich zu beklagen. Wenn du Schwierigkeiten hast bei der Rückreise nach Italien, dann bist du jedenfalls in Deutschland stets willkommen.»

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