Patrick Friesacher: «Fans flippen im Zweisitzer aus»
Liberty Media gibt Gas: Das Formel-1-Fahrerlager sieht anders aus (hübscher Eingang mit pfiffigen Karikaturen der Stars, Heineken-Bar), in der Fan-Zone verblüfft ein riesiger Roboter die Besucher mit der Frage: «Soll ich mal den Vettel machen?» Und jubelt dann wie der Heppenheimer, wenn auch mit US-Akzent. Und neben den elf Rennställen ist eine Box für die Fans als Erlebniswelt eingerichtet, wo auch die aufregenden Formel-1-Zweisitzer stehen.
Mit den vom früheren Minardi-Chef Paul Stoddart und seiner Mannschaft eingesetzten Formel-1-Taxis fährt der Österreicher Patrick Friesacher (36), der andere Pilot ist Zsolt Baumgartner aus Ungarn, beide frühere Minardi-Fahrer.
Der Kärntner Friesacher bestritt 2005 elf WM-Läufe für Stoddart, in Indianapolis wurde er Sechster. Heute ist der Wolfsberger verantwortlich für die Fahrerlebnisse am Red Bull Ring.
Der Einsatz der Zweisitzer ist ein Versuch. Die FOM will wissen, wie das bei den Fans ankommt. Echo in Barcelona: prima! Der Ansicht ist auch Friesacher: «Wenn die Besucher mal gespürt haben, was in so einem Auto abgeht, dann kannst du ihnen die Faszination Formel 1 viel besser vermitteln. Wer einmal in dem Auto gesessen hat, sieht den Sport aus einer ganz anderen Perspektive. Für Sponsoren, VIP und Rennbesucher ist das ein einmaliges Erlebnis. Das ist als Mund-zu-Mund-Propaganda nicht zu toppen. Er wird das für immer in Erinnerung behalten.»
«Was ich verblüffend finde – die Reaktionen sind komplett unterschiedlich. Manche steigen aus mit einem breiten Grinsen, manche sind ein wenig fahl im Gesicht und zittern. Einige sind voller Adrenalin und flippen komplett aus vor Freude, andere sind eher verängstigt. Es ist auch nicht Jedermanns Sache, im engen Cockpit angeschnallt zu werden. Die Gäste sind ja komplett ausgerüstet – feuerfeste Wäsche und Overall, Helm mit HANS-System.»
«Wir wollen den Leuten schon ein echtes Erlebnis garantieren, also auf der Geraden erreichen wir 290 km/h. Viele sind vom Bremsen noch mehr beeindruckt als von der Beschleunigung, weil du natürlich selbst mit sehr schnellen Strassenautos keine Verzögerung wie mit Karbonbremsen hast.»
«Es ist schön zu sehen, wie neugierig die Menschen sind. Es ist ja nicht nur der Rennwagen mit dem toll klingenden V10-Saugmotor. Es ist auch die vollständig eingerichtete Box, in welcher die Besucher mehr dazu erfahren können, wie ein Team arbeitet.»
In Barcelona kamen pro Tag vier Menschen in den Genuss einer Taxifahrt, aber pro Wochenende könnten leicht drei Dutzend Fans in den Zweisitzer festgezurrt werden.
Noch ist nicht klar, wo die weissen Renner von FOM (Formula One Management) sonst noch zu sehen sein werden, als gesichert gelten nur Austin (Texas) und Mexiko-Stadt. Das Fernziel besteht jedoch darin, die Wagen an so vielen GP-Wochenenden als möglich einzusetzen.