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Sebastian Vettel: «Ich kenne zwei Michael Schumacher»

Von Mathias Brunner
​Sebastian Vettel spricht über sein Vorbild Michael Schumacher und die Position innerhalb von Ferrari: «Ich bestimme nicht, wer neben mir im zweiten Wagen sitzt, aber ich würde Kimi wählen.»

Sebastian Vettel ist auf gutem Weg, sein nächstes grosses Ziel im Leben abzuhaken: WM-Titel mit Ferrari, so wie es von 2000 bis 2004 sein Idol Michael Schumacher fünf Mal in Serie wurde. Für den 29jährigen Vettel wäre es der fünfte Titel (er wurde von 2010 bis 2013 bei Red Bull Racing Champion), damit wäre der Rekord von sieben Weltmeisterschaftssiegen von Schumacher in Reichweite – ein Rekord, den viele für uneinholbar hielten.

Was glaubt Vettel selber? «Ich denke nicht an so etwas», gibt der Heppenheimer zur Antwort, im Rahmen eines längeren Gesprächs mit meinem Kollegen Luigi Perna von der Gazzetta dello Sport. «Das ist keine Marke, die ich unbedingt erreichen muss. Michael Schumacher war für mich eine enorme Quelle der Inspiration, aber seine ganzen Rekorde sind für mich ausser Frage. Was ich hingegen wie er schaffen will – mit Ferrari Weltmeister werden. Gleichzeitig weiss ich auch: Ich habe schon vier WM-Titel gewinnen dürfen, ich darf mich wirklich glücklich schätzen.»

Auf die Frage, was die schönste Erinnerung an Michael Schumacher sei, sagt Vettel weiter: «Ich habe gewissermassen zwei Michael Schumacher kennengelernt. Den einen, als ich aufgewachsen bin, als ich noch ein Bub war, das war, als würdest du den lieben Gott treffen. Und dann erlebte ich ihn als Erwachsener, als ich selber dann auch gross war. Beim einen Mal traf ich den Champion, beim anderen Mal den Menschen Schumacher. Ich habe erfahren, was Michael verkörpert, dann wer er wirklich ist. Ich habe ihn nie neben den Schuhen erlebt (beginnt zu schmunzeln), ausser vielleicht, wenn er sich mal ein paar Drinks gegönnt hat. Ich habe ihn nie wütend gesehen. Ich habe ihn nie etwas sagen gehört, das keinen Sinn ergeben hätte. Er hatte immer alles unter Kontrolle. Es spielte keine Rolle, ob er in einem Kart sass, in einem Buggy beim Race of Champions oder in einem GP-Renner – bei ihm hattest du immer den Eindruck, dass er Herr der Lage ist.»

Herr der Lage ist ein gutes Stichwort. Michael Schumacher stellte in seinen Rennställen sicher, dass er Herr im Haus ist, auch gegenüber seinen Stallgefährten. Sebastian Vettel sieht das heute bei Ferrari so: «Ich bin dazu bereit, gegen jeden Piloten anzutreten. Denn wer im zweiten Ferrari sitzt, das entscheide nicht ich, sondern das ist Sache des Teams. Ich bin hier nicht Teamchef. Wenn ich die Wahl hätte, so würde ich Kimi behalten – aus dem einfachen Grund, weil wir viel gegenseitigen Respekt füreinander empfinden, und das löst schon mal viele potenzielle Probleme. Wenn einer der Bessere gewesen ist, dann bedeutet das nicht, dass der andere über die Niederlage happy ist. Im Gegenteil. Aber wir haben die Grösse, dem anderen aus reinem Herzen zu seiner Leistung zu gratulieren. So wie sich das unter Männern gehört. Für mich ist das ein Zeichen von Reife, von Ehrlichkeit und von sportlicher Grösse.»

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