Rätsel Racing-Raritäten: Eine Wespe ohne Stachel
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Am einfachsten war beim letzten Rätsel die Rennstrecke: Dieser Bogen ist natürlich eine der herrlichen Kurven der damals Österreichring genannten Rennstrecke in der Steiermark, die heute Red Bull Ring heisst.
Ein wenig schwieriger wurde es beim Fahrer, aber die meisten Ratefüchse waren auf der richtigen Fährte: Wir sehen den in Wuppertal geborenen Engländer Ian Hugh Gordon Ashley mit seinem Hesketh 308E-Ford – im Training zum Grossen Preis von Österreich 1977, denn wie Brian Henton, Héctor Rebaque und Alex Ribeiro konnte sich Ashley nicht fürs Rennen qualifizieren.
Die Karriere von Ian Ashley begann in der Jim Russell-Rennschule, wo der Brite sein Talent erkannte. In den Nachwuchsklassen gab es schon mal Kleinholz, so dass Ian den wenig schmeichelhaften Spitznamen «Crashley» erhielt. Klar unterliefen Ashley Fahrfehler, aber viele Unfälle kamen deswegen zustande, weil Ian mit miesem Material das Unmögliche möglich zu machen versuchte.
In der Formel 1 trat Ashley zu elf GP-Wochenenden an, konnte aber nur vier Rennen aufnehmen. Highlight: Rang 14 auf dem Nürburgring mit dem hoffnungslosen Token-Renner. Ein Jahr später zog sich Ashley in einem Fahrzeug von Frank Williams auf dem Ring schwere Beinverletzungen zu, nachdem er im Training am Pflanzgarten von der Strecke abgekommen war. Angesichts der völlig zerstörten Front konnte Ashley von Glück reden, mit dem Leben davongekommen zu sein.
1976 trat er mit dem hoffnungslosen BRM P201B zum Brasilien-GP an, ein Wochenende voller Motorschäden beendete die ruhmreiche BRM-Historie, und Ashley stand wieder mal mit leeren Händen da.
Ein Jahr später, nun im Hesketh, zog sich Ashley bei einem weiteren Unfall in Mosport (Kanada) erneut gravierende Verletzungen zu. Er selber schilderte das so: «Bei Tempo 300, ich hatte eben Jacques Laffite überholt, kollabierte die Fahrzeugnase. Das Auto bekam Unterluft, stieg zehn Meter hoch und überschlug sich rückwärts zweieinhalb Mal. Jacques fuhr unter mir durch und stellte fest, dass ich bereits keinen Helm mehr trug. Der Wagen traf auf, wurde erneut in die Luft geschleudert und stürzte hinter eine Leitschiene.»
Der Wagen riss einen TV-Kamerastand um, das Monocoque vorne war gebrochen, die Füsse lugten ins Freie. Es dauerte 45 Minuten, bis Ashley aus dem Wagen geschnitten war, der Schalthebel hatte das rechte Handgelenk zerschmettert, schlimmer jedoch waren die erneut gebrochenen Beine – rechts dreizehn Brüche, links fünf.
Ashley fuhr jahrelang keine Rennen und betätigte sich als VIP-Jetpilot in den USA. 1985 und 1986 engagierte er sich mit wenig Erfolg in der CART-Serie. 1993 trafen die Fans Ashley in der britischen Tourenwagenmeisterschaft wieder, doch leider gingen ihm die Geldgeber aus.
Ein bizarrer Zwischenfall 2001: Ashley wurde in Seattle verhaftet, weil er Brieföffner, Scheren und einen Schraubenzieher an Bord nehmen wollte. Der Fall kam vor Gericht, aber Ashley wurde freigesprochen.
Der Rennbazillus hat ihn nie losgelassen. Ian Ashley trat regelmässig bei Veranstaltungen mit historischen Rennwagen an oder pfefferte in Silverstone Gäste in Supersportwagen um den Kurs – ein einem Alter, in dem andere den Ruhestand geniessen.
Zum neuen Rätsel: Dieser Rennwagen war an jenem Tag eine Wespe ohne Stachel. Zu sehen auf einer Grand-Prix-Strecke, die sich viele Formel-1-Fans zurückwünschen.
Wer ist der Fahrer?
Wo und wann ist das Foto entstanden?
Viel Spass beim Rätseln und viel Glück!