Sebastian Vettel in Paris: Erklärung zum Baku-Foul
Sebastian Vettel und Jean Todt
Schöner Geburtstag! Statt seinen 30. Geburtstag im Kreise von Familie und Freunden zu verbringen, verbringt Sebastian Vettel mindestens den Montagmorgen des 3. Juli in Paris. Der vierfache Formel-1-Champion muss sich für seinen Rammstoss gegen Lewis Hamilton beim Aserbaidschan-GP verantworten.
Die vier Rennkommissare hatten noch während des Strassen-GP von Baku eine Zehnsekunden-Stop-and-go-Strafe gegen den WM-Leader ausgesprochen. Weil die Strafe im Grand Prix abgesessen wurde, musste der Ferrari-Star später nicht bei den Kommissaren antraben.
Tage nach dem turbulenten Aserbaidschan-GP ordnete FIA-Präsident Jean Todt an, dass am Montag, 3. Juli der Fall nochmals unter die Lupe genommen wird. Es geht darum zu entscheiden, ob die Strafe von Aserbaidschan ausreichend gewesen ist oder der Heppenheimer vielleicht vor das FIA-Sportgericht muss.
Was genau heute in Paris nach dem Gespräch zwischen Todt und Vettel passiert, ist völlig unklar. Die FIA gibt keine Informationen darüber heraus, wen Todt alles aufgeboten hat oder wie der Franzose vorgeht. Logisch wäre, dass die vier Rennkommissare von Baku anwesend sein werden – also Paul Gutjahr (Schweiz), Enzo Spano (Venezuela), Danny Sullivan (USA) und Anar Shukurov (Aserbaidschan). Es ist in solchen Fällen auch schon vorgekommen, dass ein Rennkommissar seinen Bericht in schriftlicher Form abliefert. Auch Rennchef Charlie Whiting wird zugegen sein.
Ferner ist unklar, wie die FIA nach den ganzen Gesprächen vorgeht. Sie hat lediglich bestätigt, dass vor dem Österreich-GP informiert werde. Das kann bedeuten: Schon heute Abend, oder auch erst am Donnerstag, wenn in Österreich mit der Abnahme der Fahrzeuge offiziell das GP-Wochenende beginnt.
Im Grund gibt es zwei Lösungswege: 1. Es wird beschlossen, dass eine weitere Strafe von Vettel nicht notwendig sei. Dies wird direkt mit der Aussage des Deutschen in Paris zusammenhängen.
2. Die FIA entscheidet, dass der Fall weiterverfolgt wird. Aus dem Sportgesetz geht nicht hervor, ob die FIA eigenmächtig eine schärfere Strafe aussprechen kann oder ob der Fall vor das FIA-Sportgericht gebracht werden muss.
Letztmals trat das Sportgericht 2013 zusammen, als es um fragwürdige Testfahrten von Mercedes-Benz mit Pirelli ging. Das Internationale Sportgericht besteht aus 36 von der FIA unabhängigen Richtern, aus welchen vom Präsidenten (gegenwärtig Edwin Glasgow) drei ausgewählt werden, die sich mit dem Fall befassen. Keiner davon darf mit der Nationalität des Angeklagten oder seines Teams etwas zu tun haben. In diesem Falle also dürfte kein deutscher oder italienischer Richter im Dreiergremium sitzen.
Sollte das Internationale Sportgericht zu einem Schuldspruch kommen, gäbe es für Vettel und Ferrari noch den Gang vor das Internationale Berufungsgericht, als letzte Instanz.
Die FIA befindet sich in einer heiklen Situation: FIA-Chef Jean Todt – der Hunderttausende Flugmeilen rund um den Globus sammelt, um für mehr Sicherheit im Strassenverkehr zu plädieren – wird Rowdytum auf der Rennbahn kaum durchgehen lassen. Im Wahljahr wird er sich als Mann der starken Hand präsentieren wollen.
Gleichzeitig wird sich die FIA den Vorwurf gefallen lassen müssen, den WM-Kampf zu beeinträchtigen.