Max Mosley: Verhalten von Sebastian Vettel untragbar
Max Mosley
Selbst Tage nach dem Foul von Sebastian Vettel an Lewis Hamilton in Baku bleiben die Meinungen gespalten. Die beiden WM-Favoriten polarisieren, nicht nur unter Millionen von Formel-1-Fans, sondern auch unter langjährigen Racern. Niki Lauda bleibt dabei, dass der englische Mercedes-Fahrer nichts Falsches getan habe (eine Ansicht, der sich in Aserbaidschan die vier Rennkommissare anschlossen). Sir Jackie Stewart oder Bernie Ecclestone geben Hamilton eine Mitschuld – weil er mit seiner langsamen Fahrweise den Ausraster von Sebastian Vettel provoziert habe.
Die FIA verkündete am Mittwochaben, dass es am Montag, 3. Juli eine Sonderermittlung geben wird. Angeblich angeschoben vom FIA-Präsidenten Jean Todt, der ein Verhalten wie von Vettel nicht einfach hinnehmen will. Vielmehr könnte mit einer weiteren Strafe für den Ferrari-Star ein klares Signal gesetzt werden – Pisten-Rowdys, nein danke. Ob eine starke Hand etwas mit der anstehenden Wahl der FIA-Präsidentschaft zu tun hat, überlasse ich dem Urteil jedes Lesers.
Der langjährige FIA-Präsident Max Mosley, von 1993 bis 2009 auf dem Chefposten des Automobil-Weltverbands, macht im Gespräch mit der britischen Sky klar, dass er die Strafe von Vettel für zu lasch hält (der WM-Leader hatte für sein Foul eine Zehnsekunden-Stop-and-go-Strafe erhalten, dazu drei Punkte im Sündenregister der GP-Piloten, er wurde noch Vierter).
Mosley sagte meinen Kollegen Craig Slater: «Ich werde mir hier bei Ferrari keine neuen Freunde schaffen, aber Tatsache ist Tatsache. Meine Empfehlung in so einer Situation wäre gewesen, Vettel aus dem Rennen zu nehmen und das Ganze vor den FIA-Weltrat zu bringen. Aus meiner Sicht ist das Verhalten von Vettel untragbar. Wenn er sich so etwas auf der Strasse leisten würde, wäre er seinen Führerschein los.»
FIA gegen Vettel: So geht es weiter
Am 3. Juli wird die FIA herausfinden, ob ein weiteres Vorgehen gegen Sebastian Vettel notwendig ist. FIA-Chef Jean Todt wird sich von den Rennkommissaren aus Baku sowie von der Rennleitung nochmals alle Daten präsentieren lassen.
Ob Vettel vom Haken kommt, ist fragwürdig. Schon in Mexiko 2016 wollte FIA-Präsident Todt härter durchgreifen, sah aber dann von einer weiteren Strafe für den Ferrari-Piloten ab, weil sich Vettel für seine Verbalentgleisung gegen Rennleiter Charlie Whiting sofort nach dem Rennen und später auch in aller Öffentlichkeit entschuldigte. Dieses Mal ist von Einsicht nichts zu hören, denn Vettel fühlt sich vorrang als Opfer. Wenn überhaupt, so argumentiert er, müsste man Hamilton auch eine Strafe geben.
Findet die FIA am Montag, der Fall müsse weiterverfolgt werden, dann wird er vor das so genannte Internationale Sportgericht gebracht. Von einem Freispruch über eine Geldstrafe bis zu einer Sperre für einen Grand Prix ist dann alles möglich.
Mehr dazu also am 3. Juli. Und als wenn dieses Drama nicht schon bizarr genug wäre – am 3. Juli wird Sebastian Vettel 30 Jahre alt.