Sebastian Vettel: Baku hat Nachspiel, FIA ermittelt!
Sebastian Vettel sollte sich Sorgen machen
Also doch: Der Automobilsport-Weltverband FIA ermittelt weiter gegen Ferrari-Hitzkopf Sebastian Vettel. Der WM-Leader hatte im Aserbaidschan-GP eine Zehnsekunden-Stop-and-go-Strafe erhalten, weil er in einer Safety-Car-Phase Lewis Hamilton zuerst ins Heck gefahren war, dann auf gleiche Höhe mit dem führenden Briten zog und mit seinem Ferrari dem Mercedes mit voller Absicht ins Auto fuhr.
Schnell kursierte, dass die Regelhüter der FIA sich den Fall Vettel ein wenig genauer anschauen könnten. Zur Anwendung kommen könnte etwa Artikel 151c), wonach es den Teilnehmern an der Formel-1-WM untersagt ist, den Sport in Verruf zu bringen.
Die FIA in Paris bestätigt, dass es eine formelle Untersuchung geben wird. Sie ist auf Montag, 3. Juli angesetzt. Dabei werden nochmals alle Beweise auf den Tisch kommen, dann muss die FIA entscheiden, ob eine über die Rennstrafe von Aserbaidschan hinaus gehende Massnahme gegen Vettel geben muss.
Die FIA hat auch angekündigt, dass das Ergebnis dieser Untersuchung noch vor dem kommenden Österreich-GP (9. Juli) veröffentlicht werden wird.
Die Bandbreite bei den Strafen ist gross. Michael Schumacher wurde 1997 aus der kompletten WM gestrichen, wegen seines Rammstosses gegen Jacques Villeneuve beim Finale von Jerez. Das Vergehen hier ist natürlich weit weniger gross. Geldbussen sind ebenso denkbar wie Vettel einmal zuschauen zu lassen. Eine nachträgliche Disqualifikation in Baku ist kaum möglich – das Ergebnis ist von der FIA selber als offiziell erklärt worden.
Vettel: Rennstrafe, Knöllchen – und nun Sperre?
Ferrari-Star Vettel hat für seinen Rempler gegen Lewis Hamilton nicht nur eine Zehnsekunden-Stop-and-go-Strafe erhalten, sondern auch drei weitere Strafpunkte. Vettel kommt mit drei Strafpunkten nunmehr auf neun Knöllchen bei den Regelhütern der FIA. So viele wie kein anderer Fahrer aktuell.
Zur Erinnerung – zur Saison 2014 hin führte der Autoverband FIA ein neues Strafpunktesystem ein: Maximal elf Strafpunkte darf sich ein GP-Pilot in einem Zeitraum von zwölf Monaten (also über eine Saison hinaus) leisten. Wer sich zwölf oder mehr zuschulden kommen lässt, der kommt gewissermaßen auf die Strafbank und muss einen Grand Prix lang zuschauen. Heisst für ihn: In Österreich beim kommenden GP darf sich Vettel wenig leisten. In England dann eine Woche später verfällt die Strafe von 2016, also zwei Punkte. Vettel kam aber bereits in Baku mit einem blauen Auge davon, auch wenn er das natürlich anders sah und die Strafe nicht nachvollziehen konnten.
Sebastian Vettel hat hin und wieder eine etwas kurze Zündschnur. Wir erinnern uns an den Mexiko-GP im vergangenen Jahr, als Vettel sich fürchterlich über die Fahrweise von Max Verstappen aufregte. Als ihm das Team ins Auto funkte, man habe Rennleiter Charlie Whiting bereits darauf aufmerksam gemacht, dass Max seine Position zurückgeben müsse, was Verstappen freilich nicht tat, schäumte Vettel daraufhin am Funk: «Hier ist eine Nachricht für Charlie – fuck off! Fuck off!»
Nur eine schnelle Entschuldigung hatte Vettel damals vor einer nachträglichen Strafe bewahrt. «Aufgrund seiner aufrichtigen Entschuldigung und seines grossen Engagements, hat der FIA-Präsident entschieden, ausnahmsweise keine disziplinarischen Maßnahmen gegen Herrn Vettel einzuleiten und den Fall nicht vor das internationale Sportgericht der FIA zu bringen», hieß es damals in der Begründung, warum das Internationale Sportgericht der FIA nicht eingeschaltet wurde. Denn: In Artikel 12.1.1.f des internationalen Sportgesetzbuchs der FIA heißt es, «jede Aussage, Tat oder Schrift, die dem Ansehen der FIA, ihren Gremien, Mitgliedsverbänden oder Funktionären schadet», gelte als Regelbruch.
Im vergangenen Jahr wurde Vettel bereits gerügt: «Bei ähnlichen Zwischenfällen wie in Mexiko werden zukünftig disziplinarische Maßnahmen ergriffen und der Fall vor das internationale Sportgericht der FIA gebracht», hiess es in der Begründung damals ebenfalls.
Nun ist die Frage, ob das auf den aktuellen Fall übertragen werden kann. Knackpunkt könnte die Vorbildsfrage sein, die wenig überraschend Lewis Hamilton angestoßen hatte. Vielleicht auch mit dem Wissen, dass sich die FIA seit Jahren vehement für Verkehrssicherheit einsetzt. Ein viermaliger Weltmeister außer Rand und Band, der einen Rivalen anrempelt, passt da nicht unbedingt ins Bild.
«Die ganzen Jungs in den anderen Serien schauen zu uns herauf, als Weltmeister gehen wir als Vorbilder voraus - und dieses Verhalten erwartet man nicht von einem mehrmaligen Champion. Ich hoffe nicht, dass die Kids jetzt denken, dass man so fahren sollte», sagte Hamilton.
Und Vettel? «Formel 1 ist etwas für Erwachsene. Wir sind Männer hier, wir sind nicht im Kindergarten», konterte er. Wir erinnern uns auch hier an Aussagen vom Mexiko-GP, als er einräumte, bei seinen verbalen Entgleisungen nicht an die Kids vor dem TV zu denken.