Ferrari-Chef Marchionne: Alfa Romeo 2018 mit Haas?
Immer wieder hat der Italo-Kanadier Sergio Marchionne davon geredet, die grosse Marke Alfa Romeo in den Grand-Prix-Sport zurückzubringen. Im Rahmen der Weihnachtsfeier von Ferrari 2015 hat Firmenpräsident Marchionne gemeint: «Ort und Zeitpunkt muss stimmen. Aber Alfa Romeo könnte zum Brutkasten junger italienischer Rennfahrer werden. Der Beste von ihnen, Antonio Giovinazzi, ist bereits bei uns unter Vertrag, aber es gibt auch andere. Viele von ihnen mangelt es an Plätzen. Diese Plätze könnten wir über Alfa Romeo erzeugen. Ich habe mich bereits mit Technikchef Mattia Binotto und Teamchef Maurizio Arrivabene unterhalten, wie das gehen könnte.»
Giovinazzi ist nach seinen beiden Einsätzen als Wehrlein-Ersatzmann bei Sauber nun als Freitagfahrer bei Ferrari-Partner Haas untergebracht. Erster Einsatz: Am kommenden Freitag in Silverstone. Ebenfalls Formel-1-reif ist der Monegasse Charles Leclerc, GP3-Meister 2016, der derzeit in der Formel 2 von Sieg zu Sieg eilt und einem weiteren Titel entgegen strebt.
Marchionne weiter: «Ich finde es erstaunlich, welchen Platz die Marke Alfa Romeo noch immer in den Herzen der Menschen hat. Wir denken daran, wie wir Alfa Romeo in die Formel 1 zurückbringen könnten.»
Das scheint inzwischen klar zu sein: Aus dem Dunstkreis von Ferrari ist zu erfahren – der US-amerikanische Haas-Rennstall könnte 2018 wie bis anhin die bewährten 1,6-Liter-V6-Turbomotoren von Ferrari einsetzen, aber nicht mehr unter dem Namen Ferrari, sondern unter der Bezeichnung Alfa Romeo!
Es besteht auch der Wunsch von Ferrari, bei Haas einen eigenen Piloten unterzubringen. Diesem Plan im Weg steht, dass Kevin Magnussen bis Ende 2018 unterzeichnet hat. Der Vertrag für Romain Grosjean wurde damals für 2016 und 2017 unterschrieben, mit einer Option für 2018. Der Genfer hofft noch immer darauf, Kimi Räikkönen zu beerben.
Alfa Romeo seit 2015 auf dem Ferrari
Alfa Romeo war die Marke der ersten Stunde in der Formel 1: Die ersten beiden Weltmeister – Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio – sassen 1950 und 1951 in den zeitlos eleganten Alfa Romeo 158 und 159, die zärtlich «Alfetta», also kleine Alfa, genannt wurden. Die Alfetta wurde zu einem der erfolgreichsten Grand-Prix-Renner – 47 von 54 Grands Prix wurden gewonnen, angefangen schon 1938, unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg.
Alfa Romeo hat im Rahmen der Formel-1-WM 112 Grands Prix bestritten und 10 davon gewonnen. Das letzte Engagement – 1985 als «Benetton Alfa Romeo» mit Eddie Cheever und Riccardo Patrese. Die Saison war eine Katastrophe: null Punkte.
Die Weichen zu einer Rückkehr wurden vor mehr als zwei Jahren gestellt: Auf der Motorverkleidung des 2015er Formel-1-Ferrari wurde das Alfa-Emblem spazierengefahren, nicht mehr das Fiat-Logo. Damit hat sich ein Kreis geschlossen: Ende der 20er Jahre tauchte auf den GP-Rennern von Alfa Romeo das berühmte Pferdchen des damaligen Alfa-Werksfahrers Enzo Ferrari auf – wenige Jahre darauf übernahm Ferrari die Renneinsätze von Alfa Romeo. 2015 war es sozusagen umgekehrt: auf dem GP-Auto von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen ist auf der Motorabdeckung das Emblem von Alfa Romeo zu sehen.
An dieser Stelle ein wenig Historie: Alfa steht seit 1910 als Abkürzung für «Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili» (also Aktiengesellschaft Lombardische Automobilfabrik), Romeo kam im Dezember 1915 hinzu, als die Rüstungsgesellschaft von Nicola Romeo das Sagen in der jungen Firma übernahm.
Als Markenzeichen ist seit gut hundert Jahren unverändert: in der linken Seite ein rotes Kreuz auf weissem Grund (die Farben der Stadt Mailand), rechts eine grüne Schlange mit Drachenkopf und Krone, auf blauem Grund, auch dies Teil des Mailänder Stadtwappens. Die Schlange mit einem Kind im Mund geht auf eine Legende aus den Kreuzzügen zurück, als ein Mitglied der Mailänder Familie Visconti bei Rom einen Sarazenenfürsten tötete und dessen Wappenschild an sich nahm. Auf das Schild war angeblich eine Schlange mit Kind im Mund gemalt.
Was aber macht das Alfa-Romeo-Logo eigentlich auf dem Ferrari-Rennwagen?
Jahrelang stand auf den Ferrari-GP-Autos ein Fiat-Schriftzug, für die Mutterfirma von Ferrari. Alfa Romeo wird auf dem Rennwagen von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gezeigt, weil Fiat-Geschäftsleiter Sergio Marchionne die Mailänder Automarke erstarken lassen will.