Sebastian Vettel (Ferrari): Ein schlechter Verlierer?
Die Reaktion von Sebastian Vettel nach dem Grossen Preis von Österreich geben in den sozialen Netzwerken fast so viel zu reden wie nach dem Rammstoss von Baku. In Aserbaidschan hatte sich der WM-Leader uneinsichtig gegeben, was sein Manöver gegen Hamilton angeht. Seither zeigte der Ferrari-Star Reue und hat sich für sein Pistengebaren von Baku entschuldigt.
Hier in Österreich blieb der Rennzweite bei seiner Ansicht: Valtteri Bottas habe einen Frühstart gezeigt. Da nützen die Beteuerungen des Automobilweltverbands FIA wenig, wonach der finnische Mercedes-Fahrer aus ihrer Perspektive nichts falsch gemacht hat, wie sie erklärte.
Der Standpunkt des vierfachen Formel-1-Champions polarisiert so wie zuvor der Skandal von Baku. Ferrari- und Vettel-Fans eilen ihrem Lieblingsfahrer sofort zur Seite. Aber viele GP-Freunde stellen auch die provokante Frage: Ist Sebastian Vettel ein schlechter Verlierer? Vettel wird als Heulsuse verspottet oder als Jammerer.
Wie sehr dachte Vettel im Rennen an den angeblichen Frühstart von Bottas? «Eigentlich nicht mehr. Ich habe ja über Funk zwei Mal nachgefragt. Ich bin mir jedenfalls sehr sicher und bleibe bei meiner Meinung. Wieso ich so auf meinem Standpunkt beharre? Weil ich einfach weiss – der Mensch kann auf etwas reagieren, aber da gibt es eine Grenze. Vielleicht hat er nur Glück gehabt. Oder er hat einfach einen ganz schnellen Finger am Abzug.»
Auf die Frage, ob bei Ferrari ein Protest in Erwägung gezogen worden sei, meint Vettel: «Nein, das Rennen ist schliesslich gefahren. Zudem will ich auch nichts an der Leistung von Bottas schmälern. Er hat ein super Rennen gefahren. Aber er hat meiner Meinung nach am Start einen Fehler gemacht.»
Der WM-Leader sagt zu seinem Rennen: «Wenn du so knapp hinter dem Sieger ins Ziel kommst, fragst du dich immer, was du hättest besser machen können. Valtteri hatte in der ersten Kurve alle Hände voll zu tun. Ich schätze, mit einer Runde mehr hätte ich mich näher an ihn heranarbeiten und dann einen Angriff versuchen können. Ich hatte weniger Reifenproblem auf der Hinterachse als Valtteri, bei uns war eher die Vorderachse betroffen. Im ersten Rennteil fehlte bei mir ein wenig der richtige Rhythmus, da war Bottas stärker. Nach dem Reifenwechsel war es eher umgekehrt.»
Hätte Ferrari strategisch etwas besser machen können? «Glaube ich nicht», meint Sebastian. «Wir waren einfach im ersten Rennteil nicht schnell genug. Da konnte Bottas einen Vorsprung herausfahren.»
Glaubt Vettel, dass aus dem WM-Zweikampf nun ein Dreikampf wird? «Pah, ich gucke mir den Punktestand nicht an. Aber für alle Fans ist es gewiss besser, wenn ein wenig mehr Piloten da vorne herumfahren. Ich schaue von Rennen zu Rennen und morgen früh denke ich schon an Silverstone. Heute bin ich wenig stinkig, dass es nicht gereicht hat.»
«Im Qualifying kann Mercedes noch etwas mehr Dampf machen als wir, aber ich glaube, dass Ferrari auf gutem Weg ist – beim Chassis und auch beim Motor.»