Motivation von Vettel und Räikkönen entscheidend
Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel
Die Formel-1-Teams haben die erste Saisonhälfte hinter sich gebracht und tragen dieses Wochenende das elfte Kräftemessen des Jahres auf dem Hungaroring aus. Nach einem anschliessenden Test verabschieden sich die GP-Stars in die wohlverdiente Sommerpause. Der richtige Zeitpunkt also, um die Leistung der Rennställe in den ersten zehn Rennen in diesem Jahr unter die Lupe zu nehmen.
Und wer wäre dafür geeigneter als der ehemalige GP-Pilot Johnny Herbert, der als TV-Experte für die britischen Kollegen von Sky regelmässig aus dem Formel-1-Zirkus berichtet? Der Brite hat sich für den «Evening Standard» die Performance der einzelnen Teams angeschaut und analysiert, in welchen Bereichen sie sich verbessern können.
Bei WM-Leader Mercedes macht Herbert nur wenig Potenzial für weitere Verbesserungen aus: «Die Silberpfeile können vielleicht marginal beim Renntempo zulegen, aber das Gesamtpaket sieht derzeit bereits grossartig aus.» Und was steht bei Mercedes-Hauptgegner Ferrari im Mittelpunkt? «Das Wichtigste ist, die Motivation der Fahrer hoch zu halten. In dieser Hinsicht hat die Scuderia zugelegt, es besteht aber natürlich die Gefahr, dass diese wieder sinkt.»
Etwas schwieriger wird es, die Leistung von Red Bull Racing zu bewerten. «Sie brauchen immer noch mehr Power, um herauszufinden, wie stark ihr Renner wirklich ist»? weiss Herbert, der mit Blick auf Force India festhält: «Da ist dank der neuen Sponsoren mehr Geld vorhanden. Dieses gilt es jetzt im Entwicklungswettkampf klug einzusetzen.»
Bei Williams hängt viel von Formel-1-Rookie Lance Stroll ab. «Das Team braucht Lance Stroll genauso wie es Punkte für die Fahrer- und Team-Wertung braucht. Er ist der Schlüssel zum Erfolg in der zweiten Saisohälfte», erklärt der 53-Jährige.
Bei der Red Bull-Nachwuchsschmiede Toro Rosso sorgen Probleme mit der Standfestigkeit dafür, dass es nicht weiter nach vorne geht. «Wenn sie diese in den Griff bekommen, dann sind sie dabei», so Herbert.
Auch bei der US-Truppe von Gene Haas ist schnell eine Handlungsanweisung gefunden. «Wenn sie Romain Grosjeans Bremsprobleme in den Griff bekommen, können sie auf dem gleichen Niveau wie Red Bull Racing sein», glaubt Herbert, der bei Renault gemischte Gefühle hegt. «Ich bin schwer beeindruckt von Nico Hülkenberg, gleichzeitig kann ich es kaum glauben, dass Jolyon Palmer die ganze Portion Pech abbekommt. «Sie müssen für beide Piloten eine echte Chance in der Meisterschaft schaffen», fordert der ehemalige Rennfahrer deshalb.
Keine Überraschung für Herbert ist die Form, in der sich Sauber derzeit befindet. «Das war zu erwarten, denn sie befinden sich mitten in einem Wandlungsprozess und es braucht Zeit, bis sich alles wieder eingespielt hat. Deshalb müssen sie in den folgenden Monaten alles daran setzen, die richtigen Strukturen zu schaffen, um im nächsten Jahr Fortschritte zu erzielen.»
Noch deutlicher fällt das Urteil für WM-Schlusslicht McLaren-Honda aus. «Sie waren bisher die grösste Enttäuschung und sowohl Team als auch Motorenhersteller können in allen Bereichen zulegen. Doch in erster Linie muss sich Honda endlich deutlich verbessern», betont Herbert zum Schluss.