Gene Haas: «Top-Teams sind um Lichtjahre voraus»
Schon in der vergangenen Woche haben wir darauf hingewiesen, wie krass überlegen die drei Top-Teams der Formel 1 sind – die Erfolgszahlen von Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing sind gemessen am Rest der GP-Welt verblüffend. Auch der US-amerikanische Teambesitzer Gene Haas staunt über die enorme Lücke zwischen den besten drei Rennställen und den sieben weiteren Mannschaften, wie er bei Autosport betont. «Wir haben in diesem Jahr zwei wirklich gute Piloten unter Vertrag, sie haben beide regelmässige gepunktet, das ist gut», sagt Haas. Sein Team liegt gegenwärtig mit 29 Punkten auf dem siebten WM-Zwischenrang, Toro Rosso davon (39 Punkte) und Williams (41) sind in Reichweite.
Was Haas hingegen zu denken gibt: «Über uns hängt eine dunkle Wolke. Wir sind ein bis zwei Sekunden pro Runde langsamer als die schnellsten Autos. Ehrlich gesagt, verstehe ich das nicht, denn wir setzen das modernste Material ein, das du in der Formel 1 haben kannst. Abgesehen von den drei Top-Teams sitzen alle im gleichen Boot. Ich habe Mühe mit dem Gedanken, dass uns die besten Rennställe um Lichtjahre voraus sind. Die Überlegenheit von Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing ist deprimierend.»
Der 64jährige Amerikaner kommt zum Schluss: «Es ist bestimmt kein Zufall, dass diese Teams Chassis, Motor und Kraftübertragung selber entwickeln. Da muss der Schlüssel liegen. Wie wir das überwinden sollen? Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Es ist entmutigend.»
«Die Formel 1 steckt in einer echten Zwickmühle. Wir haben dieses Trio vorne, dann ein unheimlich kompaktes Mittelfeld. Da liegen fast alle Autos innerhalb einer Sekunde. Hier stimmt die Konkurrenzfähigkeit, das Problem bleibt, dass die Gruppe davor so weit entfernt ist.»
«Die Wahrheit sieht so aus, dass keiner von uns eine echte Siegchance hat. Wenn du auf Plätze zwischen 6 und 20 abonniert bist, dann bleibt dir keine Möglichkeit, Rennen zu gewinnen.»
Der Engländer Ross Brawn, bei «Formula One Management» für die Entwicklung des Sports auf technischer Seite verantwortlich, hat das längst verstanden. Der frühere Weltmeistermacher von Michael Schumacher bei Benetton und Ferrari hat festgehalten: «Die 2017er Autos haben ganz ausgeklügelte Formen, die überaus empfindliche Luftströmungen erzeugen. Das Ergebnis – der Hintermann hat seine liebe Mühe, weil er in verwirbelter Luft fährt. Also wollen wir letztlich ein Reglement, das den Speed dieser neuen Renner bewahrt, aber mit Autos, die weniger Luftwirbel erzeugen. Das ist mein Ziel. Ich bin überzeugt, dass sich hier etwas machen lässt.»
«Ganz wichtig: Wir müssen mehr Ausgeglichenheit im Feld haben. Ich will eine Situation, dass Force India mit einem guten Fahrer an einem besonderen Tag ein Rennen gewinnen kann. So etwas muss für private Rennställe wieder möglich werden.»