Kimi Räikkönen lacht – was ist denn nun los?
Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen
Die Formel 1 darf zwischendurch ruhig ein wenig leichtfüssig daherkommen, findet die neue Führung von Liberty Media, und die Hauptdarsteller sollen lachen dürfen – auch über sich selber. Aus diesem Grund ist den Stallgefährten der zehn Rennställe ein Fragenkatalog vorgelegt worden. Beim Doppelinterview geht es jeweils darum, wie viel die Fahrer über den Teamkollegen wissen und auch sonst über die Formel 1. Das nicht ganz bierernste Gespräch ist nun auch mit den Ferrari-Weltmeistern Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen geführt worden und – Huch, as ist denn nun los? – der Finne hat sich öffentlich amüsiert.
Sebastian Vettel übernimmt die Initiative: «So, Leute, wir haben wieder „Grill the Grid”, das Beste kommt bekanntlich immer zuletzt, ich habe hier Kimi neben mir von Ferrari. Nun werden wir versuchen, die gegenwärtigen Leader von Toro Rosso zu toppen.»
Die erste Frage hat Kimi Räikkönen: Für welches Team hat Sebastian Vettel 2005 den ersten Formel-1-Test gefahren? «BMW, nicht?» Kimi ist sichtlich mit sich zufrieden, wird dann aber unsicher, als er das Gesicht von Vettel neben sich sieht: «Richtig – oder nicht?»
Vettel hilft seinem Kumpel sofort: «Das ist korrekt, aber Kimi ist wohl noch nicht ganz fertig.» Und verhilft Räikkönen damit zu einer zweiten Chance, denn der Weltmeister von 2007 schiebt nach: «Sauber!»
Leider falsch! Vettel verdreht die Augen und beginnt zu lachen: «Nein, es war Williams! 2005 gab es noch noch gar keinen BMW-Sauber.» Kimi zuckt mit den Achseln: «Nicht? Ich bleibe jedenfalls bei BMW.»
Mal sehen, ob es Vettel besser kann. Frage an ihn: «Wer war vor Kimi der letzte Fahrer aus Finnland, der für Ferrari Rennen fuhr?»
Vettel verwertet sicher: «Mika Salo.» Richtig! Kimi wiegelt ab: «Das war aber einfach.» Sebastian glänzt mit Zusatzwissen: «Der einzig andere Finne neben Kimi. Oder gab es einen Anderen?» Kimi: «Nö.»
Neuer Anlauf: Wer fehlt in diesem Bild? (Wir sehen ein Foto vom Startcrash in Belgien 2012, mit einem geschwärzten Auto schräg in der Luft, über den anderen Rennern, das ist der gesuchte Fahrer.)
Kimi meint: «Grosjean.» Seb: «Ja, Grosjean hat den ganzen Schlamassel damals ausgelöst, ich bin ziemlich sicher, das ist er.» Richtig!
Nächste Hürde: Michael Schumacher hat für Ferrari 72 Mal gewinnen können. Aber welcher Pilot hat am zweitmeisten Siege?
Kimi: «Alonso? Oder du?» Seb denkt nach: «Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht Lauda. Wer wurde Weltmeister?» Kimi: «Wann?» Seb: «Vor Michael.» Kimi weiss das locker: «Scheckter.» Seb weiter: «Oder vielleicht Rubens.» Das bringt Räikkönen nun wirklich zum Prosten. Nun muss auch Sebastian lachen: «Oder vielleicht bist ja du es, du bist mir gar nicht in den Sinn gekommen!» Kimi: «Ich weiss nicht, wie viele Rennen ich gewonnen habe. Nicht viele jedenfalls.»
Das zieht sich nun ein wenig in die Länge. Sebastian gibt zu bedenken: «Alonso hat glaub’ ich elf Rennen gewonnen. Du hast doch sicher mehr als elf Mal gewonnen für Ferrari.» Kimi: «Ich weiss es nicht, du weisst doch normalerweise immer so etwas.» Vettel: «Dann lege ich mich jetzt auf Lauda fest! Ich übernehme die volle Verantwortung.» Kimi daneben lächelt breit. Korrekt! Seb: «Wirklich? Uff ...»
Neue Frage: Hat Ferrari mehr Konstrukteurs-Pokale gewonnen oder Fahrerweltmeisterschaften? Kimi glänzt mit Fachwissen: «Konstrukteurswertungen, ganz sicher, 16.» Vettel guckt kritisch, aber der Finne hat das tadellos gelöst. Denn 15 Mal wurde ein Ferrari-Fahrer Weltmeister.
Nun bekommt das Ferrari-Duo den Ausschnitt einer Rennstrecke vorgelegt und muss die Kurvenkombination der richtigen Piste zuordnen. Vettel dreht die Karte ein paar mal in der Hand herum. Kimi hilft: «Silverstone?» Vettel: «Ja, du hast Recht, das ist Silverstone.» Und – es ist wirklich Silverstone!
Welcher Fahrer im Startfeld 2017 hat früher als Schweisser in einer Fabrik gearbeitet? Seb: «Warst du das?» Kimi: «Nein, ich habe zwar eine entsprechende Ausbildung, aber ich habe nicht in einer Fabrik gearbeitet.»
Sherlock Vettel: «Es kann keiner der jungen Piloten sein. Die haben doch nichts Anderes als Kartfahren gemacht.» Räikkönen zeigt zunächst ein Gesicht wie ein Fragebogen, dann wirft er ein: «Valtteri vielleicht? Immerhin wurde er von einer Spezialfirma fürs Schweissen gesponsort.» Seb: «Wurde er das? Hm, das würde Sinn machen.» Kimi: «Wer konnte es sonst sein? Also, ist es Valtteri?»
Leider nein – es ist Kevin Magnussen. Resignation beim Ferrari-Duo. Sebastian tröstet sich: «Immerhin hat die geographische Richtung gestimmt.»
Nun denn: Welcher Fahrer hat 2016 die meisten schnellsten Rennrunden gefahren? Vettel: «Hast du das im vergangenen Jahr gewonnen?» Kimi schüttelt den Kopf: «Nein, das glaube ich nicht.»
Vettel, zunächst entschlossen: «Lewis!» Dann wird der Heppenheimer unsicher: «Daniel? Lewis?» Kimi gibt zu bedenken: «Rosberg? Müsste eigentlich er sein.» Sebastian: «Ich weiss es nicht. Vielleicht doch du?» Kimi beginnt zu lachen und macht eine Handbewegung, die sinngemäss sagt – wir irren hier ein wenig ratlos in der Gegend herum. Seb: «Wir könnten hier ein wenig Hilfe brauchen!» Dann hat Kimi die Faxen dicke: «So, wir sagen Rosberg!» Und das stimmt tatsächlich. Seb nickt anerkennend.
Wir sehen ein Foto von Ayrton Senna 1984 in Monaco, beim berühmten Regen-GP. Die Aufgabe lautet: Nennt das richtige Team! Seb: «Uuuuuuuh.» Kimi ist da ganz Logiker: «Wo hat Senna angefangen?» Vettel: «Lotus.» Kimi: «Nein, nein, er hat in diesem Team hier angefangen und ging erst dann zu Lotus. Ist das sein erstes Jahr hier?» Ja, ist es. Vettel: «Ich dachte immer, er hätte bei Lotus angefangen.» Kimi: «Nein, aber es will mir nicht einfallen.» Gnadenlos tickt die Uhr herunter. Kimi: «Sagt schon, wir wissen es ohnehin nicht.» Es war natürlich Toleman. Vettel: «Das hätte ich ehrlich nicht gewusst.»
Nun müssen die beiden Ferrari-Helden in zehn Sekunden so viele Fahrer wie möglich nennen, die vor dem Alter von 24 Jahren einen Formel-1-WM-Lauf gewonnen haben. Die Uhr beginnt sofort zu laufen und Vettel und Kimi werden ziemlich hektisch.
Vettel: «Alonso.» (Stimmt.) Kimi: «Bruce McLaren. Und ich.» (Stimmt auch.) Vettel: «Vettel.» (Genau.) Vettel: «Verstappen.» (Auch richtig.) Vettel: «Ääh, Michael.» (Richtig.) Dann ist die Zeit schon abgelaufen.
Auf der Liste wären noch abzuhaken gewesen: Emerson Fittipaldi, Robert Kubica, Lewis Hamilton, Jacky Ickx, dazu Troy Ruttman, denn in den 50er Jahren gehörte auch das Indy 500 zur Formel-1-WM.
Das Urteil nimmt Kimi lachend vorweg: «So, natürlich haben wir die vollen 15 Punkte!» Vettel stimmt lachend mit ein: «Aber im Zählen sind wir nicht so gut. Wieviel haben wir wirklich? Zwölf? Hm. Sollen wir den letzten Test nochmals machen? Wo kommen wir denn da hin? Sind wir die Letzten?»
Nein, das nicht, aber aufs Podest reicht es auch nicht: Toro Rosso bleibt vorne, mit 14 Punkten, vor Sauber und Mercedes mit je 13, gefolgt von Red Bull Racing, McLaren-Honda und Ferrari mit je 12, dann Haas und Williams mit je 11 sowie Renault (9) und Force India (8).
Vettel: «Das ist ganz okay. Wer ist Letzter? Force India? Wieviele Punkte? Acht? Ja, dann sind wir gar nicht so übel.»
Das Verdikt von Kimi: «Ich kann damit gut leben.»