Maurizio Arrivabene (Ferrari): «Sind keine Hooligans»
Maurizio Arrivabene mit Sebastian Vettel
Seit die Formel 1 aus der Sommerpause zurück ist, glänzt Silber: 78 von möglichen 86 Punkten haben Lewis Hamilton und Valtteri Bottas aus den Rennen in Spa-Francorchamps und Monza geholt, die Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen schafften 55. In der Marken-WM verabschiedet sich Mercedes langsam, aber sicher in Richtung viertem Titel in Folge – es steht 435:373 gegen Ferrari.
In der Fahrerwertung hat Lewis Hamilton erstmals 2017 die Führung an sich gerissen: 238:235 gegen Vettel, dahinter hat realistisch nur noch Valtteri Bottas (197) eine Titelchance.
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ist erleichtert, dass die zwei Highspeed-GP von Belgien und Italien hinter uns liegen, wie er meinem Kollegen Roberto Chinchero der italienischen motorsport.com gesagt hat: «Spa-Francorchamps und Monza passten einfach nicht zu unserem Rennwagen. Das wussten wir schon seit längerer Zeit. Auf solchen Strecken ist Mercedes stärker.»
Gerade auf einer Piste, auf welcher die Fehlerquote der Piloten überdurchschnittlich hoch ist, kann Arrivabene auf die Erfahrung von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen zählen. Für den Italiener lag es auf der Hand, mit dieser Fahrerpaarung weiterzumachen: «Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren gesehen, wie gut die beiden harmonieren. Sie ziehen nicht nur an einem Strang, sie stärken auch den Teamgeist. Es gab keinen Grund, der gegen Kimi und Seb sprach. Gleichzeitig sehen wir unsere jungen Fahrer aufwachsen. Eines Tages könnten sie im Ferrari sitzen, das ist jedenfalls das Ziel. Aber diesen Platz werden sie sich verdienen müssen.»
Kimi Räikkönen will endlich den ersten Ferrari-Sieg seit Belgien 2009 erringen. Maurizio Arrivabene meint: «Er hat in Monaco und Ungarn gezeigt, dass er das kann. Ich würde mich freuen, wenn Räikkönen ein Rennen gewinnt. Er hat in den letzten Jahren sehr hart gearbeitet und würde einen Erfolg verdienen.»
Ferrari und Mercedes begegnen sich nicht nur in Sachen Leistung auf Augenhöhe, der Wettbewerb wird auch ohne Bitterkeit geführt, vielmehr in einer fast seltsam wirkenden Harmonie, vorgelebt von den Steuermännern Arrivabene und Toto Wolff von Mercedes-Benz. Maurizio Arrivabene meint: «Ich bin immer wieder ein wenig überrascht, wenn ich solche Kommentare höre. Ich meine, was wollen die Leute denn sehen? Dass wir uns raufen? Du musst doch für deinen Gegner Respekt zeigen, auf und neben der Rennstrecke. Ich sehe jedenfalls kein Problem darin, in einer Pause mit unseren Rivalen einen Kaffee zu trinken – bevor du sie dann auf der Rennstrecke bezwingen willst. Ohne Respekt wären wir Hooligans.»