Brundle: Kritik an Ferrari-Star Sebastian Vettel
Die Fans fanden die ungewöhnliche Taxi-Fahrt von Sebastian Vettel super
Als TV-Experte weilt Martin Brundle auch Jahre nach seiner aktiven GP-Karriere noch im Formel-1-Fahrerlager. Entsprechend gut kennt sich der Brite mit der Königsklasse und den Geschehnissen auf und neben der Strecke aus. Als langjähriger Beobachter der Szene genoss auch er die Aufholjagd, die Sebastian Vettel nach einem vom Technik-Pech bestimmten Qualifying in Malaysia gezeigt hat.
Der Heppenheimer fuhr vom letzten Platz los und fand sich nach 56 anstrengenden Umläufen auf Platz 4 wieder. «Er fährt einfach brillant», schwärmt Brundle denn auch in seiner jüngsten Sky Sports F1-Kolumne. «Doch mit seinem Benehmen und seiner Haltung macht er sich das Leben unnötig schwer», schreibt der 58-Jährige.
Als Beispiel führt Brundle Vettels Kritik an Fernando Alonso an, der den vierfachen Champion beim Überrunden nicht gleich vorbei liess. «Komm schon, Alonso, ich dachte, du bist besser als das», schimpfte der Deutsche in den Boxenfunk. «Fernando war ihm da natürlich keine grosse Hilfe, doch es ist etwas ironisch, wenn ein Fahrer, der in Baku hinter dem Safety-Car extra in einen Gegner reinfährt, so etwas sagt», kritisiert der frühere GP-Star.
«Danach haben er und Lance Stroll es geschafft, auf der Auslaufrunde zusammenzukrachen, wobei der Ferrari grossen Schaden nahm. Es war sehr unglücklich und geschah in einem Moment, in dem man noch vom Adrenalin beflügelt und nicht mehr so konzentriert ist. Und die Regelhüter haben sich entschieden, keine Strafe für diesen skurrilen Zwischenfall auszusprechen. Aber so etwas hätte nie passieren dürfen», ist Brundle überzeugt.
«Nach dem Crash hat Vettel eine Strafe riskiert, weil er zuerst sein Lenkrad mitgenommen und dann das Medical-Car ignoriert hat. Stattdessen liess er sich von einem Sauber an die Boxengasse zurück chauffieren. Es macht keinen Sinn, die Regelhüter auf diese Art und Weise zu provozieren und die Regeln so zu biegen», betont der neunfache GP-Podeststürmer.
«Es ist schon witzig, dass man im nächsten Jahr einen Halo einführt, um die Fahrer noch besser zu schützen, was Vettel leidenschaftlich befürwortet. Und dann setzt er sich auf einen blanken Seitenkasten eines heissen Formel-1-Autos, um mit 80 km/h zurückzufahren, bit einem dicken Formel-1-Hinterreifen im Rücken, der ihn überrollen würde, sollte er runterfallen. Und das ganze drei Kilometer weit», fügt Brundle an.
Und der 158-fache GP-Pilot erinnert sich: «Es ist schon lange her, als ich selbst mal auf einem Formel-1-Auto mitfuhr, und das ist sehr beängstigend, denn der Kerl am Steuer, der gerade im Renntempo unterwegs war, denkt natürlich, dass er extrem langsam fährt. Aber für den, der sich am Seitenkasten festklammert, fühlt sich das Ganze natürlich ganz anders an.»