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Das große Ferrari-Problem: Emotionen und Chaos

Von Andreas Reiners
Immer mit Emotionen verbunden: Ferrari

Immer mit Emotionen verbunden: Ferrari

Ferraris Problem war in den vergangenen Wochen nicht nur ein unzuverlässiges Auto. Ferrari stehe sich bei Druck und extremer Emotionalität selbst im Weg, sagt Niki Lauda.

Vor dem Austin-GP gab Ferrari-Präsident Sergio Marchionne eine Audienz – und verriet, wie es für den Rest der aktuellen Saison und im Hinblick 2018 am besten laufen soll. Unter anderem sagte er: «Klar ist das 2018er Auto wichtig, aber dieses Mal wollen wir unsere Karten bis zum Schluss ausspielen. Natürlich sind wir uns dessen bewusst, dass alles, was wir dieses Jahr noch erreichen, wichtig ist für die neue Saison. Und die vielen technischen Probleme, die es gab, werden 2018 nicht erneut auftreten. Im kommenden Jahr treffen wir sicherlich auf neue Schwierigkeiten. Doch die Pannen aus diesem Jahr dürfen sich dann nicht fortsetzen.»

Pannen sind dabei aber nicht nur Probleme mit dem Auto. Denn einen emotionalen Rennstall wie Ferrari kann man auch auf anderen Wegen schlagen, weiß der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda.

Eben in den Momenten, wo die Nerven und die Emotionen mit dem Rennstall durchgehen. «Wenn intern Ruhe herrscht und Vertrauen in die eigene Leistung existiert, ist Ferrari schwer zu besiegen», sagte der Österreicher in der Welt am Sonntag.

Aber: «Wenn es aber eine extreme Emotionalisierung im Team gibt, eine Art Chaos, wenn personelle Unsicherheit eintritt, ist Ferrari einfach zu besiegen, weil sie sich dort dann mit ihrem Leistungsdruck und den hohen Erwartungen selbst im Weg stehen.»

Bekomme der Rennstall die emotionale Entwicklung nicht in den Griff, «geht es erst mit der technischen Zuverlässigkeit und dann mit den Resultaten bergab«, so Lauda, der selbst von 1974 bis 1977 zweimal Weltmeister mit den Roten wurde.

Auch der heutige Formel-1-Sportchef Ross Brawn kennt das Innenleben eines Rennstalls wie Ferrari als ehemaliger Technikchef ziemlich gut. Er sagt: «Besonders Ferrari benötigt wegen der überbordenden Emotionen eine Art „Firewall“, vor allem durch die Chefetage, um Überreaktionen oder Panik zu verhindern.»

Marchionne streute in den vergangenen Monaten immer wieder, ob gewollt oder ungewollt, aufgebauscht oder nicht, Salz in die Wunden. Und sorgte so für noch mehr Unruhe. «Was für ein Alptraum. Das Team gerät unnötig unter Druck. Dabei sollte es gerade jetzt ruhig bleiben und sich angstfrei auf die WM-Entscheidung konzentrieren können», sagte Brawn.

Der frühere Ferrari-Pilot Gerhard Berger sieht ähnliche Probleme bei Vettels Team: «Der selbst verschuldete innere Druck erzeugt bei Ferrari Nervosität und Unsicherheit (...). Der entscheidende Störfaktor ist die Unruhe im Team.» Bei Mercedes hingegen herrscht Ruhe. «Die Parameter Gelassenheit und Sachlichkeit sprechen für Mercedes. Und das wird am Ende die WM entscheiden», sagte der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart.

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