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Ferrari-Präsentation im Internet: Der falsche Weg

Kolumne von Mathias Brunner
Ferrari: Die Hülle kommt leider nur im Internet weg

Ferrari: Die Hülle kommt leider nur im Internet weg

​Ferrari hat als erstes GP-Team angekündigt, wann der neue Wagen präsentiert wird – am 22. Februar 2018. Leider nur im Internet. Ferrari folgt damit einem falschen Weg. Denn schneller ist nicht immer besser.

Mehr und mehr Formel-1-Rennställe verzichten auf die klassische Teampräsentation, wie sie früher an teilweise sehr exotischen Orten gängig war. Ferrari ist beispielsweise dazu übergegangen, das Auto nur noch im Internet zu zeigen. Das Argument aus Maranello: Man habe nicht die Zeit, um zwei Tage für eine aufwändige Enthüllung zu vergeuden. Das Geld dafür wird lieber in die siebzehnte Version des Frontflügel-Endplatten-Zusatzflügelchens oder ähnlichen Firlefanz investiert.

Pardon, aber brauchen die Rennställe in Sachen Öffentlichkeitsarbeit vielleicht ein wenig Nachhilfeunterricht? Eine gute Show würde doch gerade heute in den ganzen sozialen Netzwerken ein enormes Hallo erzeugen.

Ein gutes Beispiel gaben vor neun Monaten Renault, McLaren und Mercedes mit ihren Präsentationen in England. Die Fans waren ausgehungert nach Formel-1-Neuheiten, und die drei Rennställe nahmen sich viel Zeit, die Fans die verköstigen. Klicks und Posts und Likes gingen durch die Decke.

Doch in den letzten Jahren hat es sich in der Formel 1 leider eingebürgert, den Wagen entweder im Internet vorzustellen oder kurz in der Boxengasse von Barcelona, Valencia oder Jerez vorzuzeigen, um dann sogleich mit der Testarbeit zu beginnen.

Aber schneller ist eben nicht besser.

Die Präsentation im Internet wie von Ferrari hat ihre Tücken: In der Regel gehen die Rechner vor dem Ansturm der Fans in die Knie, und dann gucken alle in die Röhre. Schöne neue Welt.

Bei Renault guckten sich die Interessierten minutenlang eine Fehlermeldung an statt den feurigen Worten von Firmenchef Carlos Ghosn zu horchen.

Wieso es in der heutigen Zeit nicht möglich ist, sich auf das Interesse von Fans und Fachleuten mit genügend leistungsstarken Rechnern vorzubereiten, ist mir schleierhaft.

Formel 1, das ist für viele Fans noch immer Glitzer und Glamour. Viele GP-Freunde fragen sich: Wieso eigentlich keine Sause mehr wie 1997 von McLaren-Mercedes im Alexandra Palance zu London mit den Spice Girls und Jamiroquai? Wieso kein Cirque du Soleil mehr in der Royal Albert Hall von London, als Rahmen für eine Show von Jordan? Wieso keine der grossartigen Präsentationen mehr in Maranello bei Ferrari? Wo sind Bands wie die pfiffigen Sugababes, die damals als Mechaniker verkleidet einen Sauber-Renner enthüllten?

Die Antwort muss aufgeteilt werden.

Zum einen haben wir weniger Automobilhersteller in der Formel 1 als früher, daher weniger finanzielle Mittel. Weltweit tätige Geldgeber, die einen solchen Anlass aus der Portokasse bezahlen würde, sind im GP-Sport rar geworden.

Zum zweiten setzen sich hier die Techniker gegen die PR-Spezialisten durch. Bis zuletzt wird an den Wagen gearbeitet, oft wird ein Auto sogar in der Box der Testrennstrecke fertig aufgebaut, am Morgen des ersten Testtags.

Die neue Sachlichkeit hat auch damit zu tun, dass sich die Rennställe nicht Protzerei vorwerfen lassen wollen; und dass intern die Mittel lieber in die Technik investiert werden als in eine millionenteure Show, siehe Endflügelplatte.

Aber das alles ist kurzsichtig.

Wenn das halbe Feld für zwei Minuten das neue Auto in die Boxengasse des Circuit de Catalunya-Barcelona stellt, um dann den neuen Wagen gleich wieder hinter spanischen Wänden verschwinden zu lassen, dann gehen diese Alibiübungen komplett unter. Im Internet ist dann im Minutentakt ein neues Auto zu sehen, aber schon zehn Minuten später ist die Weltneuheit nach unten ins Datennirwana gerückt. Das hilft niemandem.

Immer wieder taucht auch dieses Hirngespinst auf: Eine grosse Vorsaison-Show, bei welcher alle Teams ihre neuen Autos zeigen.

Entschuldigung – geht es noch dümmer?

Statt alles fast zeitgleich zu zeigen, sollten sich die Rennställe lieber absprechen: Jedes neue Auto an einem anderen Tag, über einen Zeitraum von zehn Tagen ab Mitte Februar – bis zum ersten Wintertesttag.

Dann hätte jedes Team für einen Tag die volle Aufmerksamkeit der Formel-1-Gemeinde. DAS wäre kluge PR.

Es ist Spiegel des alles zersetzenden Egoismus in der Königsklasse, dass sich die Teams untereinander nicht absprechen. Und die neue Formel-1-Führung, die das Mediengeschäft durch und durch kennen sollte, stellt sich bei diesem Thema auf den Standpunkt, das sei Sache der Teams.

Aber es sollte uns wenig wundern, dass hier nicht über den Tellerrand hinausgeschaut wird. Jeder ist sich selbst der Nächste in der Neidgesellschaft Formel 1.

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