Daniel Ricciardo zu Max Verstappen: «Hamilton staunt»
Nach Intimem über Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen und einem Krisengipfel im Anschluss an den Ungarn-GP geht das Sofagespräch zwischen Daniel Ricciardo und Max Verstappen bei Red Bull Racing in die letzte Runde. Eigentlich geht es darum, dass sich die zwei GP-Sieger gegenseitig Fragen der Fans stellen. Aber sie schweifen dabei immer wieder ab, sehr zu unserem Vergnügen. Also denn.
Der 28jährige Ricciardo zum 20jährigen Max: «Wenn du auf die Saison 2017 zurückblickst, welches war dann der beste Moment?»
Max: «Das war der Sieg in Malaysia. Ich hatte zuvor so viele Ausfälle gehabt und im Rennen vor Sepang, in Singapur, ging wieder alles schief. Das Singapur-Sandwich schmeckte nicht so.» (Max spielt darauf auf, wie er kurz nach dem Start in die Ferrari-Zange aus Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen geriet, die Red.)
«Das war doppelt bitter, weil jeder weiss, dass wir dort ein erstklassiges Ergebnis hätten herausfahren können. Und dann zum nächsten Rennen in Malaysia zu reisen und dort zu gewinnen – das war das Grösste.»
Daniel grinst: «Das Singapur-Sandwich war offensichtlich ein italienisches Sandwich. Was steckte da drin?»
Max ist Feinschmecker: «Mozzarella, Tomaten, Basilikum, ein ganz klein wenig Aceto Balsamico obendrauf.»
Ricciardo: «Aber du hast ja gesagt, dass es kein gutes Sandwich gewesen ist, welche Zutat war denn schlecht?»
Max, nicht mundfaul: «Es muss der deutsche Käse gewesen sein.»
Verstappen stellt die nächste Frage eines Fans: «Was an dir regt andere Menschen auf?»
Daniel: «Ich furze hin und wieder.»
Max tut so, als würde er in der Luft schnuppern: «Sind das Zwiebeln?»
Daniel weiter: «Wie ich andere Menschen nerve? Ich weiss es nicht. Abgesehen von meinem Darm? Ah, ich weiss: Ich muss nicht duschen, ich muss mich nicht kämmen, und doch sehe ich erstklassig aus! Das ist für die Leute nicht einfach zu verkraften.»
Max: «Die sind doch nur neidisch.»
Ricciardo: «Ich sehe einfach teuflisch gut aus. Ich bin so geboren, verklagt mich!»
Max: «Wenn die gleiche Frage an mich gehen würde, dann muss ich antworten – wie soll ich das wissen? Da müssten wir die anderen Menschen fragen. Ich finde, es ist leicht, mit mir auszukommen. Worin ich wirklich eine Niete bin: Ich kann mir keine Geburtstage merken.»
Ricciardo: «Vielleicht ist das so ein Altersding, aber an einem gewissen Punkt erwartest du am Geburtstag keine Nachrichten mehr und dass dir alle gratulieren. Ich meine, ich freue mich schon, aber es ist mir nicht so wichtig. Warte, du hast im September, am 29., oder?»
Max: «Am 30.»
Daniel: «Ich war nahe dran. Kennst du mein Geburtsdatum?»
Verstappen blickt verschämt zu Boden. Daniel hilft: «Im Juli.»
Max versucht ein paar Zahlen, Ricciardo sagt ständig «tiefer».
Dann: «Ich meine, wie tief runter kann es gehen?» Max: «Ah, der 1.! Das hätte ich wissen müssen, ich war dabei – das war in St. Tropez.»
Daniel: «Wirklich? Ohja, das stimmt.»
Verstappen grinst: «Das war ein ruhiger Abend!» Ricciardo prustet los.
Daniel zu Max: «Dieser Fan will wissen – was war mit dem Modell RB13 der schlimmste Moment der Saison?»
Max grinst: «Baku.» (Verstappen musste wegen Motorproblemen aufgeben, nachdem er über Trümmerteile gefahren war. Die Red.)
Daniel: «Das passt ja, dein schlimmstes Rennen war mein bestes.»
Verstappen vertieft: «Das ganze Wochenende lang hatte ich nur Scherereien. Ich musste im freien Training wegen des Motors anhalten, ein erneutes Problem im Qualifying, dann der Ausfall im Rennen.»
Daniel weiss: «Ich hatte in der Quali auch ein Problem – eine Mauer fiel mich an!» Max nimmt den Ball auf: «Das ist mir in Monaco 2016 auch mal passiert.»
Daniel zu Max: «Wie hast du dich in diesem Jahr verändert?»
Verstappen: «Ich glaube, ich bin als Persönlichkeit gewachsen. In der Art und Weise, wie ich mit Schwierigkeiten umgegangen bin. Es war kein leichtes Jahr, aber es hat mich als Mensch vorwärts gebracht. Welches war für dich der härteste Moment?»
Ricciardo: «Australien. Wir arbeiten uns den Hintern wund, um für den Saisonstart bereit zu sein. Und in den Tagen vor dem ersten Training gibt es in Melbourne immer so viel zu tun. Im ersten Training waren wir gar nicht so übel, ungefähr eine halbe Sekunde hinter der Spitze. Ich dachte: Okay, das wird schon. Und dann hatte ich im Abschlusstraining einen Unfall und konnte das Rennen nicht mal aufnehmen. Ein einziger Albtraum.»
Max: «Wir hatten wohl beide Pech beim Heimrennen. Für mich ist Belgien ja der Heim-GP, da blieb ich nach acht Runden stehen!»
Daniel liest die folgende Frage vor: «Welche Art von Teamgefährte war ich in diesem Jahr für dich? Habe ich mich verändert?»
Max: «Ich sehe nichts Anderes. Wenn überhaupt, dann hat es noch mehr Spass gemacht. Klar sind wir auf der Rennbahn Rivalen, aber ausserhalb des Autos gehen wir sehr offen miteinander um. Ich finde, wir haben ein gutes Verhältnis, wenn ich das mit den Fahrern anderer Rennställe vergleiche.»
Daniel: «Lewis Hamilton sagte nach dem Rennen in Japan: „Wie macht ihr Kerle das eigentlich, dass ihr so gut miteinander auskommt? Ich habe das noch nie gesehen.“ Ich glaube, der Grund dafür ist dieser: Wir sind zwar beide extrem wettbewerbsorientiert, aber wir respektieren uns. Ich glaube auch, wenn wir gegeneinander arbeiten würden, dann hätten wir es nie geschafft, unser Auto im Laufe der Saison derart zu verbessern.»
«Nun die gleiche Frage für mich: Welche Art von Stallgefährte war Max in diesem Jahr? Ich empfand dich als ruhiger. Im vergangenen Jahr hatte ich den Eindruck, dass die Leute dich ständig im Vergrösserungsglas haben. Etwa wegen der Art und Weise, wie du dich in den Bremszonen verhalten hast. 2017 gab es nur einen heissen Moment – Budapest. Ich finde, du bist sehr gereift. Und du bist am Samstag stärker geworden. Um genau zu sein, bist du der erste Fahrer, der mich über die Saison in der Formel 1 in der Quali geschlagen hat.»
Ein Fan will wissen: Wie hat es sich für Max in Sepang angefühlt, Lewis Hamilton in einem fairen Duell zu schlagen? Max meint: «Mir ist nicht so wichtig, wer mein Gegner ist. Wenn du um die Führung kämpst, dann zählt nur der Sieg, nicht der Rivale.»
Max weiter: «Daniel, wenn du in der Dusche singst – welches Lied hören wir dann?»
Ricciardo: «Was ich gerne singe, das ist „Waggon Wheel“ von „Old Crow Medicine Show“. (Kannten wir nicht. Sie finden den Song hier) Das klingt leicht nach Country, und du brauchst keine gute Stimme, um es zu singen. Ich kann das für dich sampeln – aber vielleicht nicht in der Dusche. Soll ich es singen? Was meint die Menge?» Er blickt in eine Zuschauermenge, die nicht vorhanden ist. Dann beginnt Ricciardo wirklich zu singen und wandelt schlagfertig den Text ab: «Ich schaffte es zur Küste in 17 Stunden, Max Verstappen wartete mit einem Strauss Blumen. Und ich hoffte so sehr – Max würde mich fragen, ob wir ausgehen.»
Max legt die Hand auf die Brust: «Ich bin gerührt!» Dann applaudiert der Niederländer.
Ricciardo: «Einige finden ja, ich sei DIE Stimme meiner Generation. Andere glauben, ich klinge wie eine Turteltaube.»
Max: «Was glaubst du selber?»
Daniel: «Turteltaube.»
Dann ist es zum Schluss Zeit für einige Fragen im Schnelldurchlauf.
Daniel: «Welches Rennen ist dein Favorit?»
Max: «Spa.»
Daniel: «Welches war dein Lieblingsreiseziel?»
Max: «Melbourne.»
Daniel: «Cool. Welches war dein bestes Überholmanöver?»
Max: «Das in Austin gegen Kimi.»
Daniel: «Beste Veranstaltung abseits der Rennstrecke?»
Max: «Als wir in Österreich Eishockey spielen gingen.»
Daniel: «Welches war für dich der grösste Schock?»
Max: «Die ganzen Ausfälle.»
Daniel: «Welches war die beste Mahlzeit des Jahres?»
Max: «Ein Steak in Austin, im „Perry’s“.»
Daniel: «Beschreibe deine Saison in einem Wort.»
Max: «Herausfordernd.»
Daniel: «Beschreibe meine Saison in einem Wort.»
Max beginnt zu lachen: «Herausfordernd!»
Daniel: «Was ist der lieblichste Geruch?»
Max: «Benzin. Ich mag es, wie Benzin riecht.»
Daniel: «Hast du je einen Geist gesehen?»
Max: «Nein.»
Daniel: «Was macht dir Angst?»
Max: «Spinnen, Schlangen, Haie.»
Nun drehen die beiden den Spiess um, Max Verstappen stellt Daniel Ricciardo die Fragen.
Max: «Welches war dein Lieblingsrennen 2017?»
Daniel: «Baku.»
Max: «Welches war dein Lieblingsziel?»
Daniel: «Austin.»
Max: «Und dein bestes Überholmanöver?»
Daniel: «Baku.» (Beim Re-Start liess Daniel die beiden Williams von Massa und Stroll und obendrein den Renault von Hülkenberg hinter sich, das war ein entscheidender Moment seiner Siegesfahrt. Die Red.)
Max: «Die Enttäuschung des Jahres?»
Daniel: «Australien.»
Max: «Beste Veranstaltung abseits der Rennstrecke?»
Daniel: «American Football in Austin.»
Max: «Welches war für dich der grösste Schock?»
Daniel: «Fünf Podestplätze in Folge, nachdem die Saison so mühselig in Gang gekommen war.»
Max: «Welches war die beste Mahlzeit des Jahres?»
Daniel: «Gleichauf Monza, mit der besten Pizza der Welt, und Austin, diese göttliche Rinderbrust.»
Max: «Beschreibe deine Saison in einem Wort.»
Daniel: «Achterbahn.»
Max: «Beschreibe meine Saison in einem Wort.»
Daniel beginnt zu lachen: «Achterbahn!»
Max: «Was ist dein Lieblingsgeruch?»
Daniel: «Jedenfalls nicht ich selber. Hm, Vanille.»
Max: «Hast du denn je einen Geist gesehen?»
Daniel: «Nein.»
Max: «Was macht dir Angst?»
Daniel: «Schlangen und Haie.»
Max: «Mit diesen fetten Spinnen hast du kein Problem?»
Daniel: «Nö. Spinnen machen mir nichts. Die sind nicht so schnell. Ein Hai hingegen.»